Thorsten Paprotny

Theologisch denken mit Benedikt XVI.

Rezension


"Da der Glaube sich als Weg gestaltet, betrifft er auch das Leben der Menschen, die zwar nicht glauben, aber gerne glauben möchten und unaufhörlich auf der Suche sind. In dem Maß, in dem sie sich mit aufrichtigem Herzen der Liebe öffnen [...}‚ sind sie bereits, ohne es zu wissen, unterwegs zum Glauben" (LF, 35).

Mit diesem Zitat aus der von Benedikt XVI. begonnenen und durch Papst Franziskus vollendeten Enzyklika lässt sich wohl am ehesten Thorsten Paprotnys persönliche Erfahrung, wie auch seine Intention zusammenfassen, mit der er diese Einführung in das theologische Denken Joseph Ratzingers vorlegt. Das besondere Anliegen des Autors gilt dabei - ebenso wie auch in seinen bisher erschienenen Publikationen zur Geschichte der Philosophie - der Vertiefung und der Anregung zum eigenen Weiterdenken.

Für Paprotny selbst, der bis 2017 am Institut für Theologie und Religionswissenschaft der Leibniz Universität Hannover lehrte, erschloss sich das große Thema des "Zueinander von Glaube und Vernunft" u. a. durch einen Briefwechsel mit dem damaligen Präfekten der Glaubenskongregation, wie er in seinem Vorwort schreibt. Daran anknüpfend schlüsselt er nun dem Leser in sieben Kapiteln die Gedankenwelt des emeritierten Papstes auf, ohne zu verschweigen, dass einige Themenbereiche "nur zwischen den Zeilen" aufscheinen, andere "gänzlich unerwähnt" bleiben.

Da sich Joseph Ratzingers Theologie "im Glauben der Kirche, in der Treue zum Herrn, begleitet und von innen her geführt von der Dynamik des Heiligen Geistes" entfalte, widmet sich Paprotny nach einer kurzen Hinführung in den ersten beiden Kapiteln den Lehrern Ratzingers sowie dessen familiärer und geographischer Herkunft.

Zwar liefert er hier keine neuen, über andere Biographien hinausreichenden Informationen, der promovierte Philosoph versteht es aber, den inneren Zusammenhang zwischen Ratzingers Frömmigkeit und dessen theologischer Denkweise aufzuzeigen.
Schritt für Schritt führt er in die Lebensthemen und die verschiedenen Dimensionen der Begriffswelt des emeritierten Papstes ein und beleuchtet gleichzeitig die wechselseitigen Beziehungen zwischen den einzelnen theologischen Termini. So behandelt Paprotny in den folgenden Kapiteln Liturgie, Eucharistie, Nachfolge und die Leitmotive der großen Lehrschreiben Benedikts XVI.: Glaube, Liebe, Hoffnung.

Rückgebunden werden die heutzutage oft nur noch als hohle Floskeln wahrgenommenen und verwendeten Begriffe an konkrete Alltagserfahrungen Joseph Ratzingers. Dies erreicht der Autor, indem er den emeritierten Papst selbst durch zahlreiche, gut ausgewählte Zitate - hauptsächlich aus den Homilien seines Pontifikats - zu Wort kommen lässt. Hier zeigen sich sowohl die Lebensnähe als auch das große Potential des äußerlich sehr schlicht gehaltenen Bandes.

Nicht zuletzt laden vereinzelte gezielte Rückfragen Paprotnys in den jeweiligen Kapiteln zur Reflexion ein und so kann diese Einführung einem breiten Leserkreis als Handreichung dienen, um "Benedikts Denkwege" durchaus auch als (eigene) "Glaubenswege" zu verfolgen.

Tanja Constien


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