Agnes Yaa Tweneboah

»Ich mag sie sehr… meine Großmutter«

Mein Leben in Ghana

Aus dem Twi übersetzt von Albert Quayson

Herausgegeben von Rainer Hackel

Rezension


Zwischen Land und Stadt, zwischen Emanzipation und Religiösität

Gegen Ende des Buches äußert die Autorin: "Ich weiß nun, dass das Leben eines Menschen überwiegend von dem, was er selbst macht, bestimmt wird. Aber auch die Erziehung im Elternhaus ist sehr wichtig für die Entwicklung eines Menschen. Vielleicht wäre ich eine ganz andere Person geworden, wenn ich in einem guten Elternhaus aufgewachsen wäre. Mit guten elterlichen Ratschlägen fürs Leben hätte ich es vielleicht zu etwas gebracht. Naja, jetzt ist es zu spät. Ich bin schon ein unerzogenes Kind geworden. Es läßt sich nichts mehr ändern. Das ist keine Resignation und auch keine Form von Koketterie mit dem Image des "bösen Mädchens": Mit einer kaum merklichen, unaufdringlichen Ironie, die sich ihrer natürlichen Erzählfreude problemlos anschmiegt, lässt uns Agnes Yaa Tweneboah an ihrer Kindheit und Jugend in Ghana teilnehmen. Obwohl in der Gemeinschaft einer Großfamilie geborgen, leidet die jüngste von drei Töchtern dennoch darunter, ohne Eltern heranwachsen zu müssen. Zur prägenden Figur wird für sie ihre Großmutter mütterlicherseits, deren bedingungslose Liebe ihren Lebensmut stärkt. Nicht zuletzt dank einer besonderen Form von, wenn man so sagen darf, aufgeklärter Religiosität wird es der jungen Frau möglich, mit Witz und Zuversicht ihren Weg zwischen traditioneller dörflicher Kultur und der Welt der Großstadt zu finden und allen Widerständen zum Trotz ein selbstbestimmtes Leben zu führen: "Ich bin eigentlich jemand, der Gottes Segen hat." An einem Einzelschicksal offenbart sich hier beispielhaft die Emanzipation und Entwicklung hin von tradierter "Stammeskultur" und kolonialistischen Residuen zu einem "modernen" Afrika.

Das Nachwort von Rainer Hackel, dem Ehemann der Autorin, rundet den Band ab - auf den vielleicht noch eine Fortsetzung folgen könnte.

Alexander Martin Pfleger


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