Heiko Maus

Matthias Weckman

Das Leben des Hamburger Jacobi-Organisten und sein Schaffen für die Vox Humana

Rezension


Matthias Weckman gehört fraglos zu bedeutendsten deutschen Komponisten des 17. Jahrhunderts, dennoch bleibt sein Bekanntheitsgrad bislang deutlich hinter dem seiner jüngeren Zeitgenossen wie Franz Tunder und Dieterich Buxtehude zurück. Nicht nur unter den Schülern von Heinrich Schütz nimmt Weckman einen besonderen Platz ein, sondern er ist als der wohl vielseitigste und interessanteste Musiker in Hamburg in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts anzusehen. Seine Orgelwerke verraten den tiefgründigen Meister kompliziertester kontrapunktischer Techniken und ausdrucksstarker Harmonik, die einen Höhepunkt des Hamburger Prunkstils der Orgelmusik bildeten.

Der Schwerpunkt des vorliegenden Bandes liegt aber auf einem anderen Bereich aus Weckmans Kompositionskunst, den Vokalwerken. Hier orientiert sich der Verfasser, der Hamburger Musikwissenschaftler Heiko Maus, an den Prinzipien des zeitgenössischen Komponierens (Inventio, Elaboratio etc.) als Gliederungselementen der Darstellung: Nach den Überlegungen zur Textgestaltung werden die vorgesehenen Aufführungsorte und die Anlässe der Aufführungen, die Harmonik, Melodik, Besetzungsstärken Form- und Gliederungsprinzipien (z. B. Verwendung von Basso-ostinato-Elementen), Instrumentierung und vor allem die Techniken der Textausdeutung und Deklamation mit einer ausführlichen Darstellung der Figurenlehre abgehandelt und mit zahlreichen Notenbeispielen verdeutlicht. Maus gelingt es so, den Erfindungsreichtum, die kompositorische Raffinesse, die Stilvielfalt und die Klangschönheit von Weckmans Kompositionen klar zu machen, die mit ihrer Bevorzugung dramatischer Elemente zwanglos in Richtung der Hamburgischen Oper deuten. Ein abschließendes Kapitel konzentriert sich auf das Liedschaffen, das zu den gehaltvolleren Produktionen des häufig eher flachen und wenig ansprechenden Hamburger Barockliedes gehört.

So weit so gut. Dieser sehr positive Aspekt der Weckman-Biographie von Heiko Maus wird etwas getrübt durch eine Reihe unnötiger Fehler, die bei einem sorgfältigeren Lektorat hätten vermieden werden können. Insgesamt aber legt Heiko Maus mit dem gut geschriebenen Buch eine höchst willkommene Ergänzung zu den zahlreichen Publikationen über dessen Orgelwerke vor. Es gelingt ihm zu zeigen, wie sich Weckman von dem großen Vorbild seines Lehrers Heinrich Schütz löst und mit seinen höchst expressiven und ebenso komplexen Werken ein ganz eigenes Profil gewinnt. Der Anhang mit vielen Abbildungen, umfassendem Literatur- und Quellenverzeichnis und detaillierter Auflistung der Werke Weckmans macht den Band besonders wertvoll und regt zu einer weiteren Verbreitung der Musik Weckmans in Konzerten an.

Gerhard Aumüller


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