Rainer Hackel

Rückkehr ins Paradies

Geschichten aus Ghana

Rezension


Ein Zitat aus einem Brief des Georg-Büchner-Preisträgers Martin Mosebach, er verstünde Hackels "Sehnsucht nach Afrika, nach der Berührung mit der Wirklichkeit, von der wir hier durch einen abwaschbaren, stoßfesten Plastikschirm getrennt sind", ziert den Klappentext dieses mittlerweile dritten Bandes mit Hackels heiter~besinnlichen Geschichten aus seinem Paradies - aus Ghana; einem Land, darin "Leid und Glück gleichermaßen zu Hause sind". Für Hackel wird jede Reise dorthin zu einer neuartigen Erfahrung - Routine stellt sich zum Gluck nicht ein! Dieses Mal finden wir ihn in mehrfacher Hinsicht auf eigenen Spuren: Sein "Stromausfall im Paradies" hat eine ehemalige Schülerin dazu bewogen, ein soziales Jahr in Ghana zu absolvieren, und kaum in Accra angekommen, ist er auch schon selbst als literarischer Agent in eigener Sache unterwegs und versucht, die englischsprachige Übersetzung seines Debüts als Erzähler an den Mann und an die Frau zu bringen. Erinnerungen an seine Kindheit in der DDR werden durch die Darstellung der Weihnachts-, Silvester- und Neujahrsfeierlichkeiten nach westafrikanischer Manier konterkariert. Dem entspannten Umgang in Ghana mit einer Altlast aus Kolonialzeiten, der Korruption, wird erneut eine deutsche Untugend gegenübergestellt - die Verbissenheit, mit der hierzulande Arbeitgebende auf Krankschreibungen ihrer Angestellten reagieren. Den Band beschließt eine Erzählung über den Erwerb seines Grundstücks am Lake Bosomtwe, dem heiligen See der Ashanti, sowie über seine Freundschaft mit dem Kellner und Architekten Poku, dem "Hüter des Paradieses" - und dessen überraschendem Schicksal. Doch ob nun in Freud oder Leid - stets bieten sich dem Verfasser Augenblicke dar, die in ihm die Hoffnung wecken, sie möchten niemals enden, und in denen das Leben eine besondere Tiefe gewinnt.

Alexander Martin Pfleger


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