Friedemann Richert

Über das Gute
Oder
Warum Platon recht hat und die Neuzeit sich irrt

Rezension


Mit dem Guten Politik betreiben

KÜNZELSAU Dekan Friedemann Richert beschäftigt sich in seinem neuesten Buch mit Platon und den Irrtümern unserer Zeit

Platon hat mich schon als Schüler fasziniert", sagt Dr. Friedemann Richert. Am altphilologischen Heinrich-Schliemann-Gymnasium in Fürth ist er den Schriften des griechischen Philosophen zum ersten Mal begegnet. Und dem Sokrates- Schüler, der von 428 bis 348 vor Christus in Athen gelebt hat, ist der Dekan des evangelischen Kirchenbezirks Künzelsau immer auf der Spur geblieben. Kein Wunder, dass sich auch sein fünftes Buch mit den griechischen Philososphen beschäftigt. "Über das Gute - oder Warum Platon recht hat und die Neuzeit sich irrt", heißt das 203 Seiten umfassende Werk, das vor allem Platons Lehre vom Guten in den Mittelpunkt stellt.
Dass Platon mit seinen Lehren heute noch hochaktuell ist, davon ist Friedemann Richert überzeugt. Er begründet dies mit dem beim griechischen Philosophen angelegten fairen Diskurs um den besten Weg - dem Ringen um Wahrheit und Gerechtigkeit. Dabei dürfe es keine Ausgrenzungen geben.

Probleme "Die Intoleranz, die uns in Fanatismus, Rigorismus sowie Fundamentalismus begegnen und uns heute so viele Probleme bereiten, ist bei Platon ausgeschlossen", betont Richert. Heute sei aber das ernste Spiel um das Gute, wie es Platon und sein Schüler Aristoteles lehrten, durch die säkulare Utopie des Besseren ersetzt - mit fatalen Folgen. Es bleibe schließlich im Diskurs nur ein Kanon säkularer Werte übrig, der relativ, beliebig und instrumentalisierbar sei.

Mit Platon kämpft Friedemann Richert deshalb entschieden gegen diese Beliebigkeit und den herrschenden Zeitgeist an. "Mit der aktuellen Wertephilosophie wonach Nützlichkeit, ökonomisches Denken und Ideologisierung einhergehen, kann man keinen Staat machen", sagt der Dekan von Künzelsau. Die Gender-Ideologie und ein übertriebener Inklusions-Gedanke seien beispielsweise Ausdruck dieser Ideologisierung. "Mit diesen Entwicklungen ist die Ungerechtigkeit in die Gesellschaft hineingetragen worden, die immer mit gesellschaftlichen Fortschritt und wolkigen Begriffen wie Vielfalt bemäntelt wird", geißelt Friedemann Richert die aktuellen politischen Entwicklungen und nennt sie den "Irrtum der Neuzeit." "Ich würde den Politikern empfehlen, dass sie sich auf Platon besinnen", betont der 57-Jährige. Dieser Aufruf geht auch an seine eigene evangelische Kirche, der er die große Nähe zur Politik und dem Zeitgeist vorwirft. "Unsere Kirche läuft seit Jahren Gefahr, dass sie das gesellschaftspolitische Moment über das philosophische stellt", kritisiert Richert.

Gelassenheit Gleichzeitig versteht er sein Buch auch als Aufruf zu mehr Gelassenheit. "Ich kann in meinem eigenen Leben gelassener sein, wenn ich sehe, dass vor allem das Gute wichtig ist und wir uns nicht über materiellen Besitz und Statussymbole definieren müssen", lautet sein Credo. "Das Gute ist sinnstiftend nicht das Schöne", ist der Dekan überzeugt.
Für diese Idee wirbt er in seinem Buch, das sein alter Griechischlehrer Dr. Günter Vogel begleitet und gegengelesen hat - wie alle seine Bücher. Und zumindest sein Lehrer ist von dem Werk überzeugt. "Es ist das beste Buch, das ich geschrieben habe, hat Günter Vogel gesagt", freut sich Friedemann Richert.

Redakteur der "Hohenloher Stimme" Thomas Zimmermann


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