Peter Gerdsen • Gesammelte Werke

"Mensch und Wissenschaft"

Digitale Nachrichtenübertragung
[1996]

Grundlagen, Systeme, Technik, praktische Anwendungen

herausgegeben und eingeleitet von Hamid Reza Yousefi

Band 5

Rezension


Seitdem Charles Percy Snow 1959 von den ›Zwei Kulturen‹ sprach, ist dieses Wort zu einem festen Begriff geworden. Die zwei Kulturen - das sind zwei Welten der Geisteswissenschaft und der Naturwissenschaft, zwischen denen sich eine Kluft gegenseitigen Nichtverstehens aufgetan hat. Ignoranz und Spezialisierung auf beiden Seiten haben sogar eine gewisse Feindseligkeit entstehen lassen, die sich unheilvoll auf das geistige Klima auswirkt. Mit Recht hält Snow diese Situation für politisch gefährlich, und zwar schon aus dem Grund, weil die Geisteswissenschaftler und Politiker nicht mehr darüber entscheiden können, ob die Ratschläge der Naturwissenschaftler richtig oder falsch sind. Nicht zufällig beschreibt Snow diesen Gegensatz, den er als sein eigenes Problem sehr lebendig darzustellen weiß, den er aber zugleich als das Problem des Westens erkennt; denn er selbst gehört als Physiker und Romancier von Rang beiden Welten an.

Diese Kluft zwischen zwei Kulturen ist heute noch den meisten Menschen bewusst, aber von ihrer Überwindung kann keine Rede sein. Umso größere Bedeutung kommt Wissenschaftlern zu, die in ihrem wissenschaftlichen Wirken eine Brücke bilden zwischen den zwei Kulturen der Geistes und der Naturwissenschaften. Zu ihnen gehört Peter Gerdsen, der über einen Zeitraum von über 50 Jahren kontinuierlich wissenschaftliche Veröffentlichungen gemacht hat und zwar, das ist das Besondere, in gleicher Weise sowohl auf naturwissenschaftlichen, als auch auf geisteswissen-schaftlichen Gebieten. So bildet Peter Gerdsen in seiner Person eine Brücke zwischen den beiden Kulturen, auf deren Auseinanderklaffen Charles Percy Snow aufmerksam gemacht hat.

In dieser Situation ist es ein besonderes Verdienst des Verlags Traugott Bautz, die ›Peter Gerdsen - Gesammelte Werke‹ in sein Verlagsprogramm übernommen zu haben. Besondere Würdigung verdient dabei Hamid Reza Yousefi, der das außerordentlich vielfältige Gesamtwerk in geschickter Weise zusammengestellt, eingeleitet und herausgegeben hat. In der ersten Abteilung der Gesammelten Werke werden unter dem Motto ›Mensch und Wissenschaft‹ in fünf Bänden die naturwissenschaftlichen Arbeiten zusammengestellt. Die zweite Abteilung enthält unter dem Motto ›Mensch und Transzendenz‹ in vier Bänden die geisteswissenschaftlichen Arbeiten.

I. Abteilung ›Mensch und Wissenschaft‹: In dieser Abteilung, die mit dem 1. Band eröffnet wird und der eine ausführliche Einleitung des Herausgebers vorangestellt ist, entfaltet sich das Wirken Peter Gerdsens in fünf Bänden auf dem Gebiet der Natur- und Ingenieurwissenschaften und umfasst die Phase der Industrietätigkeit und eine 30jährige Tätigkeit in Lehre und Forschung an der Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Hamburg. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die im ersten Band enthaltene ›Naturwissenschaftliche Anthropologie‹, die das geistige Fun-dament der ersten Abteilung erkennen lässt. Die Aufsätze und Bücher spiegeln die von mehreren Paradigmenwechseln geprägte Entwicklung der elektrischen Nachrichtentechnik von den Ausläufern der Nachkriegszeit bis in die Gegenwart wider und dürften für Wissenschaftshistoriker eine Fundgrube sein.

Die in diesem Band enthaltene ›Digitale Nachrichtentechnik‹ ist eine grundlegende Erweiterung und wesentliche Vertiefung der bereits 1983 erschienen ›Digitalen Übertragungstechnik‹. In der Zeit zwischen dem Erscheinen dieser beiden Monographien machte der Wandel von den analogen zur digitalen Nachrichtentechnik erhebliche Fortschritte, die vertieft durch die Erfahrungen in der Lehrtätigkeit ihre Berücksichtigung fanden.
II. Abteilung ›Mensch und Transzendenz‹: In dieser Abteilung, die mit dem 6. Band eröffnet wird und der eine ausführliche Einleitung des Herausgebers vorangestellt ist, entfaltet sich das Wirken Peter Gerdsens in vier Bänden auf dem Gebiet der Geisteswissenschaften. Bereits 1998, drei Jahre vor seiner Emeritierung, begann Peter Gerdsen eine grundsätzliche Neuorientierung in seiner Arbeit, indem er die Erfahrungen der hinter ihm liegenden Jahrzehnte auf dem Boden der Geisteswissenschaften verarbeitete. Besondere Aufmerksamkeit verdient dabei die im sechsten Band enthaltene ›Transzendente Anthropologie‹, die das geistige Fundament der zweiten Abteilung erkennen lässt.


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