Rainer Hackel

Ärger im Paradies

Geschichten aus Ghana und Deutschland

Rezension


Die Skepsis des weißen Mannes - Dr. Hackel erzählt humorvolle, aber auch kritische Geschichten aus Ghana und Bad Nauheim

Bad Nauheim-Nieder-Mörlen (cor). Vor gut 20 Jahren reiste Dr. Rainer Hackel das erste Mal nach Ghana. Seit Jahren hält der promovierte Studienrat aus Nieder-Mörlen seine Erlebnisse, die er im fernen Afrika sammelte, in einem Tagebuch fest. 2015 entstand sein Reiseführer "Stromausfall im Paradies". In dem Buch zeigt Hackel ein differenziertes Bild des westafrikanischen Landes auf, geht zudem auf die Situation von Afrikanern in Deutschland ein. Im Dezember erschien nun sein neues Buch "Ärger im Paradies". Es enthält humorvolle und kurzweilige Geschichten aus Ghana.

Zugleich geht der Autor aber auch kritisch auf rassistische Vorurteile ein, mit denen er die Einwanderer in Deutschland trotz Willkommenskultur konfrontiert sieht. Zu Beginn befasst sich Rainer Hackel, der seit 20 Jahren mit der Ghanaerin Agnes Yaa verheiratet ist, erneut mit seiner Leidenschaft für Afrika. Der Leser wird Zeuge seiner ersten Reise in jenes westafrikanische Land, das ihm, ungeachtet aller wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Spannungen, in der Tat wie ein irdisches Paradies erscheint. Auf der einen Seite verdeutlicht Hackel die Schönheit des Landes, eine Solidarität und Mentalität der Menschen, wie man sie hier nicht finden könne. Auf der anderen Seite steht jedoch ein Scheitern des Staates, ein ungeliebter Präsident und alltägliche Korruption. "Scheitern und Gelingen liegen dicht beieinander", sagt Hackel. Und doch haben die Menschen in Ghana etwas, was den Europäern fehlt, ein Gelingen der Humanität. "Eine Gelassenheit", wie der Autor sagt. So wäre es in Deutschland nicht möglich, dass eine Krankenschwester zwei Jahre kein Gehalt erhält, ihren Dienst aber fortsetzt, bis sie schließlich streikt.

Hackel berichtet außerdem von den Bemühungen, an einen Strommast für sein Grundstück in Ghana zu gelangen. Auch hier ist viel Gelassenheit gefragt. Die Erschließung eines Abwassersystems? Undenkbar "Wir kaufen das Wasser in großen Fässern von den Nachbarn." Kontraste werden auch deutlich, wenn Hackel Besuch aus Ghana empfängt. So habe er parallel Studenten aus Ghana und einen befreundeten Dichter beherbergt. Seine Erfahrungen beschreibt Hackel in seinem neuen Buch. Erfahrungen, die Enttäuschungen hinterlassen haben, offenbart der gute Freund rassistische Vorurteile, dabei haben sich Studenten und Dichter trotz gemeinsamer Anwesenheit gar nicht näher kennengelernt. Hackel hingegen zeigt den afrikanischen Gästen Bad Nauheim, unter nimmt mit ihnen eine Tretboot-Fahrt auf dem Großen Teich und lässt es sich nicht nehmen, von den Krokodilen im Gewässer zu berichten.

Eine weitere humorvolle Passage des Buches ist dem 50. Geburtstag seiner Ehefrau Agnes gewidmet. Rainer Hackel geht in einem weiteren Kapitel aber auch auf eine Situation in der Kurstadt ein, die ihm auf einem Parkplatz widerfahren ist. Hier wird jener Parkplatz vor einer Bank nicht von der Militärpolizei, wohl aber von aggressiven Handybesitzern überwacht. Da wäre sie, die soziale Kälte - und der Perfektionismus, den Hackel bei seinen Ghana-Besuchen noch nicht erlebt hat. Ebenso nicht bei seinen sonntäglichen Besuchen der Frankfurter Gemeinde. "Hier wird nicht nur geglaubt, dass man glaubt wie in unseren Gottesdiensten, hier wird wirklich geglaubt", beschreibt Hackel die spirituelle Überlegenheit der Ghanaer, wie er sie erlebt.

Für Afrikaner sei es schwer mit der Verschlossenheit und Skepsis des "weißen Mannes" klarzukommen. "Gott kennen die in Europa nicht", habe mal eine Frau aus Kenia zu ihm gesagt. In Hackels Tagebüchern befinden sich noch viele Passagen, die sich für weitere Bücher eignen. Vielleicht ein Buch über afrikanische Traditionen, über die Religion und den Glauben? "Ich lasse das einfach auf mich zukommen."


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