Eines vorweg. Dieses Buch wünscht man sich vor allem in die Hände der "Oberbrüder und Oberschwestern"
der evangelisch-lutherischen Landeskirchen in Deutschland sowie der anderen Landeskirchen, soweit sie sich den Bekenntnissen der Alten
Kirche, dem Kleinen Katechismus Martin Luthers sowie eben dieser Confessio von 1530 verpflichtet fühlen. Aber auch den Pfarrern
täte die Lektüre gut, deckt sie doch auf, wozu die "Kirche des Wortes" verkommen ist und wie weit sie sich von dem entfernt hat,
was sie angeblich nach 500 Jahren 2017 großartig feiern will. Denn wo sonst schlägt das Herz der Verkündigung des Evangeliums, wenn
nicht in der Predigt, die diese "frohe Botschaft" im Horizont der Bekenntnisse und gerade auch der CA der Gemeinde zuwendet. Gleichzeitig und auf Grund der Bestandsaufnahme heutiger evangelischer Predigten in Gottesdiensten und Kasualien ruft der Verfasser
zur Wahrhaftigkeit in der Verkündigung auf und weist einen Weg in die Zukunft des Glaubens. Das Buch gliedert sich in zwei Teile. Mit Kapitel 13 und 14 schließt der erste Teil des Buches. Sie umfassen eine Kurzdarstellung der "95 Thesen", der "Marburger Artikel",
der "Schwabacher Artikel", die "Redaktion und Verlesung der CA" sowie "Widerspruch und Apologie der CA" (Kap. 13). Die weitere
Entwicklung mit den "Schmalkaldischen Artikeln", der "Konkordienformel" dem "Anglikanischen Bekenntnis" und "Reformierten
Bekenntnissen" bietet Kap. 14. Dieser erste Teil ist eine umfassende systematische Hinführung zum eigentlichen Thema des Buches, das man verkürzt nennen kann:
Wie wird heute eigentlich im Horizont der verpflichtenden Bekenntnisse der evangelisch-lutherischen Kirche gepredigt?
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Im ersten wird die "Geschichte des Reformationsgeschehens" in 14 Kapiteln dargestellt. Diese reicht von den "Ursprüngen und Gründen
der Reformation" (1.Kap.) über den "Aufstieg der Wissenschaften"(2. Kap.) bis zunächst zu den "Vorläufern der Reformation" (Kap.3).
Das Leben "Martin Luthers" bis 1517 sowie die Entstehung der 95 Thesen bildet das folgende Kapitel, in dem u.a. kurz die Frage
nach Luthers "Lutheranersein" zwischen 1521 und seinem Tod 1546 gestellt wird, ein Zeitabschnitt von nur 25 zu 37 zuvor katholischen
Jahren (Kap. 4).
Das nächste Kapitel stellt die Frage: "War die Reformation noch nötig?" War nicht bereits 1517 der Kulminationspunkt der kirchlichen
Missstände überschritten? (Kap. 5).
Die Kapitel 6 bis 9 verfolgen die allgemeine Entwicklung und die Auswirkungen der Reformation in Deutschland und Europa. In Kapitel
10 werden die Wiedertäufer kurz vorgestellt, in Sonderheit Menno Simons und die Baptisten. Die Kapitel 11 und 12 sind Calvin und
dem Cavinismus gewidmet.
Der zweite Teil widmet sich detailliert dieser Frage, indem die Artikel 1-21 der CA mit ihren Aussagen entsprechenden Predigten
gegenübergestellt werden. Bereits in der Einführung stellt der Verfasser einen sich aus sogenannter "evangelischen Freiheit"
heraus abzeichnenden "Glaubensabfall" fest, wenn denn die Leugnung der "Jungfrauengeburt" sowie der "leibhaften Auferstehung"
ohne "Amtszuchtverfahren" geleugnet werden kann. Es gibt also gar keine verbindlichen Glaubensinhalte mehr, weil entsprechend
dem Recht - der Verfasser ist Jurist - infolge eines Verfalls der Rechtskultur Rechtssätze nicht mehr angewendet werden, auch
in der Theologie eine stillschweigende Abschaffung von Normen stattfindet. Wenn das aber so ist, dann sollten diese auch aus
den Bekenntnisformeln ausgeschieden werden. Die "Höllenfahrt" wäre ein weiteres Beispiel dafür. Es ist hier nicht der Ort,
die Kommentierung jedes Artikels der CA mit der jeweiligen Predigtvergleichung wiederzugeben. Die oben angeführten Beispiele
geben jedoch berechtigten Anlass, selbst zur Lektüre zu greifen und sich dabei Artikel um Artikel von dem Graben zwischen
Bekenntnis und tatsächlicher Verkündigung zu überzeugen. Der Zustand der evangelischen Predigtkultur gibt dazu hinreichenden
Grund, denn in der Tat: Die evangelische Kirche weiß selbst nicht mehr, was sie glaubt. Ihre Prediger jedenfalls lassen dieses
wahrhafte Chaos in ihren Predigten erkennen. Damit es nun aber nicht bei diesem Zustand bleibt, bietet M. Aden im letzten Teil
unter der Frage: "Was werden wir glauben"? in drei Kapiteln einen Ausweg an und formuliert das Augsburger Bekenntnis neu:
Wir lehren, daß Gott uns unfertigen Menschen gnädig sein will.
Wir lehren, daß Gott durch Jesus
und andere Menschen zu uns gesprochen hat und noch spricht.
Wir lehren, daß Gott der Welt ein Ziel gesetzt hat,
an welchem wir durch treue Pflichterfüllung mitwirken sollen.
Wir lehren, daß wir uns am Ende der Tage
vor Gott verantworten müssen.
Ein mutiges, kluges Buch, das sich zu "studieren" lohnt.
Prof.em.Dr.Dr.h.c.Karl-Heinz Kuhlmann
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