Rainer Hackel

Stromausfall im Paradies

Ein Reisebericht aus Ghana

Rezension


Der Literaturwissenschaftler Rainer Hackel legt mit diesem Buch ein Zeugnis jener Faszination ab, die auf ihn seit über 20 Jahren das westafrikanische Land Ghana ausübt. Der Titel bringt bereits jene zwei Welten ins Spiel, die der Verfasser hier gleichermaßen im Konflikt wie im Dialog aufzuzeigen bestrebt ist: Auf der einen Seite die vermeintlich überlegene, aufgeklärte westliche Welt mit ihrer Technologie und ihren hausgemachten Problemen, auf der anderen Seite die Welt des vermeintlich "unterentwickelten, rückständigen" oder höflicher formuliert "urwüchsigen", naturverbundenen" schwarzen Kontinents.

Frei von romantisierender Verklärung bringt er seinen Leserinnen das magisch-mythische Lebensgefühl der einheimischen Kultur nahe, ohne dabei politische und ökonomische Gegebenheiten auszublenden oder gar zu beschönigen. Persönliche Anekdoten wechseln mit essayistischen Passagen, in deren Rahmen Hackel die Möglichkeiten eines tatsächlichen geistigen Austauschs zwischen westlicher und traditionell afrikanischer Kultur auslotet.

Basierend auf Erörterungen des durch den senegalesischen Dichter und Politiker Léopold Sédar Senghor geprägten Begriffs der "Négritude", welcher die kulturelle Selbstbehauptung aller Menschen Afrikas bezeichnet, zeigt er die Wunden auf, die der Kolonialismus geschlagen hat und die vielfach bis heute noch nicht verheilt sind, vielleicht aber doch noch heilen können. Darüber hinaus erfährt der/die Leserin viel über die aktuelle Situation in Ghana und die Situation von Afrikanerinnen in Deutschland - nicht nur angesichts der gegenwärtigen Flüchtlingskrise ein Themenbündel von anhaltender Aktualität!

Alexander Martin Pfleger


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