Peter Gerdsen

Das moralische Kostüm geistiger Herrschaft

Wie unter dem Deckmantel der Moral Macht ausgeübt wird

3., völlig neu überarbeitete und systematisch ergänzte Auflage

Rezension


Nach dem Erscheinen der ersten und zweiten Auflage des Werkes "Das moralische Kostüm geistiger Herrschaft: Wie unter dem Deckmantel der Moral Macht ausgeübt wird" erfolgt nun eine dritte, völlig neu gestaltete Auflage. Offenbar hat sich bereits um das Buch herum ein Leserkreis gebildet, der erkannt hat, dass das Buch die komplizierten Gegenwartsverhältnisse zur Darstellung bringt.

Freiheit ist ein zentraler Begriff der Studie von Peter Gerdsen. Von diesem Begriff aus wird die Bestimmung des Menschen definiert, die der Verfasser gefährdet sieht. Er möchte verdeutlichen, dass es in Deutschland eine Art geistige Herrschaft gibt. Dabei geht es um die Beherrschung des Denkens und die Okkupierung des menschlichen Bewusstseins. Da beide nicht ohne weiteres hintergehbar sind, werden sich die Beherrschten gar nicht bewusst, wie sie immer mehr zu Marionetten werden.

Und dies umso mehr als das gesamte Herrschaftsinstrumentarium in einem moralischen Kostüm auftritt. Je komplexer die Instrumente geistiger Herrschaft werden, umso mehr treten sie im Gewand des moralisch Guten auf. Fünf Begriffe sind es, die sich wie ein roter Faden durch das ganze Buch ziehen: Freiheit, Demokratie und Menschenrechte sowie Toleranz und Nicht-Diskriminierung. Der Autor beschreibt, wie diese Begriffe Stück für Stück ihrer moralischen Kostümierung entkleidet werden, um sie in ihrer wahren Gestalt vorzuführen und um ihren Charakter als Instrumente einer Herrschaft zu zeigen. Besonders interessant ist es zu verfolgen, wie der Autor ein ganzes System von bewusstseinsführenden Begriffen sowie von strukturellen Strategien und Prinzipien diskutiert. Verblüffend ist die Behandlung der Identitätsproblematik. Der Autor zeigt, wie die Antwort auf die Frage "Wer bin ich?" die Denkstrukturen beeinflusst.

Das Buch weist eine hohe gedankliche Dichte auf und erfordert auch streckenweise konzentriertes und aufmerksames Lesen. Damit hebt sich das Buch von manchen Veröffentlichungen ab, welche die verwirrenden und in ihrer Undurchschaubarkeit kaum zu überbietenden Zeitverhältnisse auf allzu einfache Weise erklären wollen. Wer sich die Mühe des konzentrierten und aufmerksamen Lesens macht, wird dabei eine interessante Entdeckung machen. Normalerweise erwartet der Leser eines Sachbuches auf irgendeinem Gebiet informiert zu werden. Das ist hier auch in überreichem Maße der Fall. Viel wichtiger erscheint darüber hinaus ein weiterer Effekt: Das Lesen des Buches ist gewissermaßen mit einer Art Selbstwandlung verbunden; es erfolgt eine Reinigung des Bewusstseins. Der Leser wird sich bewusst, in welchem Maße er selbst bereits ein Opfer geistiger Beherrschung geworden ist, die im moralischen Kostüm daherkommt.

Die Studie Gerdsens kommt in schwierigen Zeitverhältnissen einem dringenden Erfordernis entgegen. Daher ist dem Buch eine große Leserschaft zu wünschen.

Jürgen Pferdekamp


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