Menno Aden

Apostolisches Glaubensbekenntnis


Rezension

Um es vorweg zu sagen: Dieses Buch ist kein Werk, das den christlichen Glauben der Frommen stärkt. Wohl eher richtet es sich an die Gebildeten unter dessen Verächtern. Der Verfasser legt das "Apostolische Glaubensbekenntnis", d.h. das, "was überlall, was immer und was von allen" geglaubt wird (Vinzenz von Lerin, gest. um 450) auf den Seziertisch und versucht mit Akribie und bewundernswerter Gelehrsamkeit die Fundamente des Christentums für die Vernunft zurückzugewinnen. Er geht u.a. davon aus, dass z.B. die beiden Pfeiler des christlichen Glaubens, die "Jungfrauengeburt" sowie die "leibhafte Auferstehung", nicht mehr glaubwürdig seien. Damit allerdings steht und fällt das gemeinsame Glaubensgut der christlichen Ökumene.

Warum also das ganze Unterfangen? Aden möchte den christlichen Glauben für eine "erwachsene" Gegenwart, die den "Kinderglauben" (1.Kor. 13,11) hinter sich gelassen hat, retten. Er sieht diese Notwendigkeit in Sonderheit angesichts eines ungestüm wachsenden Islams, der in seiner Einfachheit das Christliche Credo überrennt. Er will zurück zu der einfachen Botschaft des Nannes aus Nazareth und dabei alle "theologischen Spielsachen" (253) beiseite legen. Die Vollendung des Glaubens geschieht also ohne Theologie, ohne heilige Schriften, organisierte Kirchen, Priester, Kirche und Glaubenslehren" (ebd.). Auch Paulus findet mit seiner Theologie keine Gnade vor Adens Skalpell - er sei schlicht zum Ballast geworden. Wirklich?

Am Schluss wird dem Leser ein "Welt-Glaubensbekenntnis" präsentiert, das in der Tat auf den ersten Blick zu genügen scheint, aber dann doch blutleer klingt:

Ich glaube an Gott
den Schöpfer der Welt.
Ich glaube dass Gott durch Jesus
und andere Menschen
zu uns gesprochen hat
und noch spricht.
Ich glaube,
dass Gott der Welt ein Ziel gibt,
welchem wir uns nähern sollen.
Ich glaube,
dass wir uns am Ende der Tage
vor Gott verantworten müssen.

So weit, so gut - oder auch nicht. Man konnte also dieses Buch schnell zur Seite legen und es ist auch keinem "frommen" Gemüt zu empfehlen. Sein Wert liegt auf einer anderen Ebene. Wer das Christentum auf einem religionsgeschichtlichen Hintergrund betrachten möchte, wer eventuelle Verbindungen oder gar Vorbilder sucht, hat hier eine wahre Fundgrube, die besser gar nicht präsentiert werden kann.

Aden hat, indem er das "Apostolische Glaubensbekenntnis" Wort für Wort kommentiert, ein Kompendium der Religionsgeschichte geschaffen, das auch losgelöst vom "Credo" lebenswert ist. Auf der anderen Seite bleibt Max Horkheimers Satz gültig: " Religion kann man nicht säkularisieren, wenn man sie nicht aufgeben will." Insofern bleibt Adens Buch ein ehrbarer Versuch, der seinem eigenen Glauben, wie in seinem Credo bezeugt, genügt und vielleicht auch einigen anderen zu "glauben" hilft. Als Generalangriff auf eine "veraltete Theologie" wird es nicht ausreichen. Ansonsten gilt wohl auch, was im Briefwechsel zwischen Paul Claudel und André Gide zu Tage tritt. Claudel versucht, Gide zum Christentum zu führen, der wiederum zum Ausdruck bringt, dass es ihm unmöglich sei, an die Dogmen des Christentums zu glauben. Claudel antwortet darauf: Dann glaube es eben nicht, aber gehe in die Kirche und tue alles, was vorgeschrieben ist, dann wird es schon recht werden.

Karl-Heinz Kuhlmann


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