Benjamin Spielmann beschränkt sich im Titel auf den Salzhandel im 19. Jahrhundert.
Er schreibt dann gleichwohl in rund einem Viertel des Textes auch von der Produktion,
dem Konsum sowie weiteren Aspekten und weitet seine Darstellung auf die Zeit vor
1800 aus. So liegt nun weit mehr vor, als im Titel versprochen. Es nicht gerade eine umfassende Kulturgeschichte des Salzes, wie sie z.B. Bergier (Die Geschichte vom Salz,
1989) schrieb, aber doch so viel, dass die engere Thematik Salzhandel im Bern des
19. Jahrhunderts gut eingebettet ist und den erwarteten Rahmen sprengt.
Zur Einführung werden im Kapitel 2 Konsum (Gewerbe, chemische Prozesse, Ernährung
und Gesundheit), Produktion, Transport und Besteuerung referiert. Auch das Kapitel 3 (Berner Salzwesen bis zum Untergang des Ancien Régime) hilft, die Situation des 19. Jahrhunderts besser zu verstehen. Allerdings wünschte man sich eine etwas sorgfältigere geografische Orientierung. Von "Deutschland" kann man 1830 noch nicht sprechen, in Bezug auf Burgund ist zwischen Herzogtum und Freigrafschaft Burgund zu
unterscheiden, die Freigrafschaft ist erst burgundischer, dann spanischer und
schließlich französischer Landesteil und die "burgundische Saline von Dieuze" liegt
in Lothringen und ist nur unter den Herzögen von Burgund wirklich burgundisch. Mit
"Saline Bex" darf man nicht alle Anlagen im Chablais vaudois, im ehemals bernischen
Gebiet Aehlen, meinen, denn hier befinden sich Anlagen in Roche, Aigle, Bex und später
noch in weiteren Orten. Und Deuchel-Leitungen brauchte es in Bex wohl, aber keine
50 km (S. 35). 50 km lang war am Ende des Ausbaus der Minen die Summe aller Stollen
dort, die Saline Bévieux hingegen lag nur zwei Kilometer weg von den Minen Le Bouillet.
Im Kapitel 4 wird für die Zeit nach 1798 das Organisatorische rund um die Versorgung
und den Handel thematisiert. Kapitel 5 stellt den Handel mit Frankreich und Kapitel
6 den Handel mit den süddeutschen Staaten Baden, Württemberg und Bayern dar.
Zu wünschen wäre hier eine etwas ausführlichere Darstellung; zudem ist es nicht immer
einfach zu wissen, wo in der Chronologie man steht, weil immer einmal wieder ein
Bogen zurück geschlagen wird. Auf Seite 57 wird zum Jahr 1804 berichtet, einige Zeilen
weiter von Salzfaktoreien in Nidau, Wangen, Murgenthal, Burgdorf, Porrentruy und
Delémont. Es ist anzunehmen, dass man sich bereits in der Zeit nach 1815 befindet.
Dann wird ein Bezug zur Helvetischen Republik gemacht und ein paar weitere Zeilen
später ist die Rede vom Jahr 1832. Das Kapitel 6 ist gleichwohl wertvoll, sind doch die
Beziehungen zwischen den eidgenössischen Ständen und den süddeutschen Staaten in
Bezug auf Bern weitgehend Forschungsneuland. Ähnliches leistet übrigens Martin Ott
mit seinem monumentalen Beitrag zum Salzhandel in der Mitte Europas für die Zeit
unmittelbar vor dem Untersuchungszeitraum Spielmanns (siehe Rezension S. 63f.).
Die Stärke des Buches sind die Kapitel 7 bis 10. "Das Schweizer Salz vom Rhein"
wurde noch nie in solchem Umfang aufgearbeitet und ist darum von besonderem Interesse über die bernische Geschichte hinaus. Hier wurden auch in größerem Masse
Quellen benutzt und immer wieder Akteure in die Geschichte eingerückt. Damit wird
die Rolle Berns als Käufer von Salz bei den ab 1836 südlich und erst einmal auch noch
nördlich des Rheins gelegenen Salinen plastisch und detailreich sichtbar gemacht.
Es ist verdankenswert, dass die Berner Forschungen zur Regionalgeschichte überhaupt
existieren und dass die Einzelbände nicht zu kostspielig ausgestattet sind. Die
Frage sei aber erlaubt, ob die wenig sorgfältige Gestaltung dem inhaltlichen Gehalt der
Reihe gerecht wird. Aus der Sicht des Verfassers ist es unnötig, so manchen verschiedenen Schrifttyp zu verwenden und Serifenschriften neben andere Schriften zu stellen und zudem mit einem halben Dutzend verschiedener Schriftgrößen und Formatierungen zu arbeiten. Überzeugen sollen die Bände aber schließlich doch durch ihren Inhalt, und dies tut der Band von Benjamin Spielmann durchaus.
Walter Thut, Muri b. Bern
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