Jan. M. Krahmann

Die Führerausbildung in der Waffen-SS

unter besonderer Berücksichtigung der SS-Junkerschulen

Rezension


Für manche überängstliche Friedenstaube in unserem Land ist die Beschäftigung mit dem Militär der Nazi-Diktatur schon per se verdächtig. Noch verdächtiger vielleicht, wenn ein Offizier der Bundeswehr sich gar mit der berüchtigten Waffen-SS beschäftigt.
Aber gemach, Jan Krahmann, der Offizier, von dem hier die Rede ist, ist alles andere als ein Verehrer des Nationalsozialismus, egal in welcher Ausprägung auch immer. Vielmehr geht er mit der korrekten Haltung des Geschichtswissenschaftlers an sein Thema "Führerausbildung in der Waffen-SS" heran, und korrekt heißt: unvoreingenommen und streng sachlich. Eine Haltung, die man von einem Wissenschaftler fordert.
In seiner 139 Seiten langen, systematischen Studie klärt Krahmann nach vorbereitenden Bemerkungen die militärische Dienstgrad-Terminologie der Waffen-SS im Vergleich zur Wehrmacht ? ein notwendiges Kapitel für den Laien. Im Hauptteil behandelt der Verfasser zunächst die Geschichte der Waffen-SS von 1923 bis 1945, stellt dann in drei sehr interessanten Kapiteln fast ein Psychogramm jeweils der Vorstellungen von Heinrich Himmler, Paul Hausser und Felix Steiner zur Ausbildung der Waffen-SS-Offiziere dar und geht in einem dritten großen Kapitel auf die Junkerschulen als Orte der Ausbildung ein.
In acht Kapiteln beschreibt Krahmann dann detailliert die Ausbildung der Waffen-SS-Offiziere, "wie sie tatsächlich stattgefunden hat", und zwar in den Junkerschulen in Bad Tölz, Braunschweig, Klagenfurt und Prag. Interessant zu lesen ist, welche Noten-Gewichtung den einzelnen Unterrichtsfächern bei dieser Ausbildung zukam. Gleichranging mit dem Lehrfach "Taktik" rangierte nach Krahmann die weltanschauliche Schulung, beide nämlich achtfach, während der Truppendienst oder Waffenlehre z. B. nur fünffach oder das Pionierwesen nur zweifach verrechnet wurden. Vorrangiges Ziel war also, den Waffen-SS-Mann zum frontverwendungsfähigen Offizier zu machen. Dazu wurden 22 Ausbildungswochen mit je 50 Unterrichtsstunden anberaumt. Mit der taktischen Ausbildung schufen die Junkerschulen den einsatzfähigen Soldaten, mit der weltanschaulichen Schulung aber auch einen Soldaten, der auch einsatzwillig war. Krahmann zieht hier Parallelen zur Bundeswehr, die zunächst stutzen lassen, die man aber als logisch akzeptieren muss, da ja jede Armee wissen muss, wofür sie sich einsetzt und kämpft. Weltanschauliche Schulung besonders auch des Offizierscorps ist also etwas Selbstverständliches in jeder Armee. Umso mehr kommt es aber auf die weltanschaulichen Inhalte an, und hier liegen zwischen Bundeswehr und Wehrmacht bzw. Waffen-SS allerdings Abgründe. Daran lässt Krahmann keinen Zweifel.
Mit einem zusammenfassenden Schlusskapitel endet diese lesenswerte Arbeit über die Waffen-SS, die in der Lage ist, Zerrbilder und Voreingenommenheiten gegen diesen militärischen Verband auszuräumen ? keineswegs im Sinne einer Philipika zur erhitzten Verherrlichung eines in der deutschen Militärgeschichte einmaligen Elite-Verbandes, sondern als nüchterne Darstellung dessen, was die Waffen-SS geleistet hat und welchen Anteil daran die Ausbildung ihrer Führer hatte.

Fred Rautenberg


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