5. Norddeutscher Archivtag

12. und 13. Juni 2012 in Lübeck

Herausgegeben von Rainer Hering

bibliothemata, Band 27

Rezension


Im vorzustellenden Band wird der 5. Norddeutsche Archivtag dokumentiert, der am 12. und 13. Juni 2012 in Lübeck stattfand. Die Reverenz an den Tagungsort bietet Rolf Hammel-Kiesow im Eröffnungsvortrag. Er stellt Konzeption und inhaltliche Schwerpunkte des im "Haupt der Hanse" geplanten Hanse-Museums vor.

Es folgen die 18 Vorträge und Berichte der vier Arbeitssitzungen des Archivtages. In der 1. Sektion "Übernahme der Personenstandsregister: Praxis, Erfolg und Probleme" werden die gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Unterbringung der Sicherungsregister (Zweitschriften) und die unterschiedliche Praxis in einigen Bundesländern mit Schwerpunkt auf Niedersachsen behandelt (Henning Steinführer); die Digitalisierung von Personenstandsregistern im Stadtarchiv Schwerin (Bernd Kasten) vorgestellt; die Praxis der Bewertung von Sammelakten zu den Personenstandsregistern (Anke Hönnig) dargelegt und die Ressourcenprobleme bei der Übernahme der Personenstandsregister am Beispiel der Hansestadt Lübeck (Kerstin Letz) aufgezeigt.

Die 2. Sektion "Personendaten im Internet. Konzepte und Praxis" leitet Jan Lokers ein, indem er Konzepte und Praxis des Problemkreises "Personendaten im Internet" vorstellt. Konkrete Beispiele werden dann mit dem "Kirchenbuchportal" der Evangelischen Kirche Deutschlands (Bettina Wischhöfer) und der Kooperation des Staatsarchivs Bremen mit der Genealogischen Gesellschaft für Familienforschung in Bremen (Konrad Elmshäuser) geboten. Am Beispiel des Landeshauptarchivs Schwerin wird sodann die Zusammenarbeit mit Forschungseinrichtungen und anderen institutionellen Interessenten, etwa Ancestry oder Familysearch und ähnlicher Vereinigungen präsentiert. Die geschilderten Probleme dürften sich auch für andere Archive stellen (Matthias Manke). Abschließend beschreibt Bernd Kappelhoff die Möglichkeiten und Risiken, die sich bei der Anbietung von Personendaten im Internet für die Archive ergeben und wie das Landesarchiv Niedersachsen damit umgeht.

In der 3. Sektion "Digitales" geht es zunächst am Beispiel des Archivs der Volkswagen AG um Anspruch und Wirklichkeit der archivischen Arbeit in einem Wirtschaftsarchiv bei der Archivierung elektronischer Daten. Zwar ist die Arbeitsgrundlage hier eine andere als bei staatlichen und kommunalen Archiven (Archivgesetze), die Arbeitspraxis dürfte sich allerdings kaum voneinander unterscheiden (Ulrike Gutzmann). Anne Kathrin Pfeuffer bietet dann einen Werkstattbericht zur digitalen Langzeitarchivierung im Stadtarchiv Braunschweig. Die Komplexität der gesamten Angelegenheit und die damit verbundenen komplizierten technischen und inhaltlichen Verfahren werden von ihr auf ernüchternde Art und Weise deutlich gemacht. Wie es die Anderen machen - hier die Dänen - bietet Jan Dalsten Sorensen mit seinem Erfahrungsbericht über Langzeitarchivierung von Dateien und digitalen Unterlagen.

In der 4. Sektion geht es unter dem Titel "Effizienz" um die Rationalisierung und Steuerung von Arbeitsprozessen im Archiv. Einleitend umreist Bernd Kappelhoff das Themenfeld und bietet mit dem Vorgehen im Niedersächsischen Landesarchiv ein konkretes Beispiel aus der Praxis. Mario Glauert greift dann den Aspekt "Kennzahlen" heraus und liefert einen Entwurf für einen entsprechenden "Index" für Archive, in dem er sich an der bibliothekarischen Praxis orientiert. Er zieht zwar ein kritisches Fazit, sieht aber im "Lernen von den Besten" eine Chance für die Verbesserung der Arbeitsprozesse im Archiv. Die weiteren Beiträge dieser Sektion befassen sich mit modernem Archivmanagement vor dem Hintergrund eines tiefgreifend gewandelten Arbeitsumfeldes im Archivwesen (Michael Klein), der Steuerung facharchivischer Prozesse in Anlehnung an Projekt-Management- Regeln, wie sie in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften entwickelt und angewendet werden (Jörn Brinkhus) und der Gegenüberstellung von Dokumentationsprofilen und Archivierungsmodellen als Ansätze der Effizienzsteigerung in der Überlieferungsbildung (Irmgard-Christa Becker).

Abgerundet wird der Band durch Brigitta Nimz, die einen aktuellen Überblick über Herausforderungen und Chancen der 1998 begründeten Ausbildung für "Fachangestellte für Medien und Informationsdienste" bietet und Johannes Rosenplänter, der die Initiative des Landes Schleswig-Holstein zur Bestandserhaltung vorstellt.

Heiner Schüpp


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