Raimund G. Philipp

China - die zukünftige Weltwirtschafts- und Supermacht?

Mythos und Realität

Rezension


Ein Blick in die hierzulande im gut sortierten Buchhandel angebotenen Chinabücher lässt den (Trug-)Schluss zu, dass sich die Volksrepublik China bereits auf dem Weg hin zu einer der nächsten Weltwirtschafts- und Supermächte hin bewegt. Das US-amerikanische China- bzw. "Panda"-Bashing reiht sich nahtlos in diese Werke ein und stellt China als Rivalen der Weltwirtschaft dar. Raimund G. Phillip aber lehrt uns eines Besseren. Er stellt in seinem zweibändigen Werk die Thesen auf, dass sich China keineswegs auf diesem Entwicklungspfad befindet und die USA definitiv nicht als nächste Weltwirtschaftsmacht ablösen wird. Phillip begründet diese Theorie hauptsächlich damit, dass der Westen in seiner Entwicklung die drei Phasen der Industriellen Revolution vollständig durchlaufen hat. China fehle diese Entwicklung in zweifacher Hinsicht: geografische Disparitäten machten eine gleichmäßige Entwicklung unmöglich, ebenso wie eine zeitliche Kohärenz. Phillip geht auf die Entwicklung des modernen warenproduzierenden Systems ein und beschreibt anhand der Konfuzianismus- These von Max Weber, warum Europa der Entstehungsort des Kapitalismus wurde. Phillip beschreibt die Arbeits- und Lebensbedingungen der chinesischen Landbevölkerung. Fazit der Darstellung des chinesischen Agrarsektors ist, dass dieser Wirtschaftssektor rückständig und unterproduktiv ist. Das letzte Kapitel analysiert den chinesischen Militärapparat. Der Autor schafft es in seinem Werk, grundlegende Probleme des chinesischen Systems schonungslos offen zu legen. Teilweise schon recht ketzerisch wird über die chinesische Bevölkerung gesprochen. Ein gewisses Maß an westlicher Arroganz kann nicht geleugnet werden. Für all diejenigen, die Chinesisch gelernt haben oder es noch lernen, soll jedoch gelten: Abwarten! Vielleicht hat auch R. G. Phillip Unrecht und China kann sich noch weiter erfolgreich entwickeln. Abschließend stellen sich mir die Fragen: Ist Phillip ein Marxist? Gewinnt der Marxismus nun wieder als Theorie an Bedeutung?

Volker Stanislaw


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