Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg

Heft 4-2011

2008 rief Uwe Czubatynski, der Wolfgang Schößler in der Leitung des Domstiftsarchivs nachgefolgt war, eine neue Zeitschrift ins Leben, um "das Domstiftsarchiv als Forschungseinrichtung zu profilieren und noch mehr in das öffentliche Bewusstsein zu bringen" (Bd. 1, S. 4). Dem Herausgeber ist es gelungen, in den folgenden Jahren je einen Band zu publizieren und zugleich für eine elektronische Edition zu sorgen, um die Beiträge verfügbarer zu machen.

Mehrere Beiträge sind dem Domstiftsarchiv Brandenburg selbst gewidmet: seinen Beständen (Gutachten von Gunter Baron, Bd. 1), der Erhaltung der Buchbestände (Bd. 2), der Gründungsurkunde des Bistums (Bd. 3), Rechnungen und Protokollen des Domstifts (Bd. 4), ferner dem Dommuseum (Bd. 1) und der in den Gebäuden des Domstifts errichteten Ritterakademie (Bd. 4). Hilfreich und anregend für alle, die sich vor Ort der kirchengeschichtlichen Arbeit widmen, ist die Arbeit von Konstanze Borowski über das Pfarrarchiv und seine Bedeutung für die Forschung (Bd. 5). Verzeichnisse bzw. Findbücher erschließen die Pfarrarchive Klein Lüben (Bd. 1), Flieth mit Stegelitz (Bd. 1), Klein Kreutz (Bd. 3), der Garnisonkirche Potsdam sowie den Nachlass des Rathenower Historikers Rudolf Guthjahr (Bd. 2). Aktuelle Fragen der Kirchen- und Wissenschaftsfinanzierung, zu Stiftungen und Fundraising, finden Widerhall (Bd. 1, 3, 4). Kunstgeschichtliche Aufsätze beschäftigen sich mit der Marienkirche auf dem Harlunger Berg (Bd. 3) und mit den beiden Brandenburger Bettelordenskirchen (Bd. 5). Ein Beitrag zu einer Stralsunder Dalmatik des beginnenden 14. Jahrhunderts (Bd. 2) stellt Bezüge zu den Paramenten im Brandenburger Dom her.

Bereits im 1. Band kündigte der Herausgeber an, dass er Beiträge aufnehmen möchte, die sich - über das Domstift hinausgehend - auf die Kirchen- und Landesgeschichte Brandenburgs beziehen. So finden sich Aufsätze zur Wilsnack - Wallfahrt (Bd. 1), zur Stadt Perleberg im 14. Jahrhundert (Bd. 1), zu mittelalterlichen Grabplatten in der Prignitz (Bd. 2), zu den Archiven der Gans Edlen Herren zu Putlitz (Bd. 3), zur Ferdinand- Wäldner-Orgel in Klein- Kreutz (Bd. 3), zum Familienarchiv der Grafen zu Lynar auf Lübbenau (Bd. 4) und zur Biographie des späteren Ministers Johann Christoph Wöllner (Bd. 5). Die bereits 1942 verfasste Dissertation von Fritz Hempel über "Die bäuerliche Kirchlichkeit auf dem Fläming" bietet interessante Aufschlüsse zum Fortwirken katholischer Traditionen (etwa beim Pfarrerbild) bis in die jüngste Vergangenheit (Bd. 3).

Jeder Band wird durch einen Tätigkeitsbericht des Domstifts sowie einen Überblick über Neuerscheinungen zum Bistum und Domstift Brandenburg abgeschlossen. Bd. 5 enthält ein Gesamtregister. Wer die Fülle der qualitätvollen Beiträge überblickt, bedauert, dass die Reihe nicht fortgesetzt werden soll.

MICHAEL HÖHLE


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