Johannes Preusker

Das Menschenbild in Marsilio Ficinos

"Über die Liebe"

libri virides Band 4

Abstract / Rezension


Nach dem Fall von Konstantinopel im Jahre 1453 erwachte die europäische Rezeption platonischer Schriften zu neuem Leben. "Über die Liebe", 1484 von dem florentinischen Philosophen Marsilio Ficino (1433-1499) veröffentlicht, stellt einen Kommentar zu Platons Gastmahl dar. Das vorliegende Buch untersucht die metaphysische, erkenntnistheoretische und naturphilosophische Begründung einer Anthropologie, die weit über den platonischen Eros hinausgeht: Der Mensch ist ein zwischen Gott und Welt vermittelndes Wesen im Zentrum des Universums, durchdrungen von der Liebe als kosmisches Prinzip gegenseitiger Anziehung. Doch in ihrem Streben nach Freiheit stößt die Menschenseele zunächst auf zwei Widerstände: die paralysierende Materie und der fatalistische Bann der Gestirne. Es zeigt sich, dass Ficino diese Problematik ungelöst lässt und sie im Gegenzug - erstaunlicherweise - auf die menschliche Freiheit bezieht. So entpuppt sich "Über die Liebe" noch vor Pico della Mirandola (1463-1494) als eine Grundlage der Menschenwürde in unserem Grundgesetz.


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