Abstract / Rezension
Aus der Einleitung
Der Titel dieser Seminararbeit setzt sich aus zwei in der Geschichte der
Glaubensstreitigkeiten in England wohlbekannten Phrasen zusammen.
Als eine Art Stützpunkt und Schlupfloch für ketzerische Protestanten
bezeichnete Papst Pius V. die Insel in seiner Bulle "Regnans in excelsis",
als er die Protestantin Elisabeth I. am 25. April 1570 exkommunizierte.
Der Vorstellung der "Hure Babylon" liegt dagegen eine biblische
Allegorie zugrunde, die zur Zeit der großen Glaubenskrise am Beginn
des 15. Jahrhunderts von Luther als Synonym für die degenerierte
katholische Kirche und die Stadt Rom an sich verwendet wurde.
Elisabeth I. selbst sah ihr Land als Bastion gegen eben jene Hure Rom,
die die Freiheit des Gewissens und der Religionswahl stetig bedrohte,
für den Papst war England ein Paradies für Ketzer. Diese beiden
Meinungen jedoch sind nur Schlaglichter auf eine gewaltigen Kette von
Umwälzungen und Zerwürfnissen der Dynastien Englands mit
bestimmten religiösen Autoritäten, Ansichten und - finis cantici - auch
mit bestimmten Gruppierungen von Untertanen. Im Laufe der
Jahrhunderte ersannen bedeutende Köpfe der Insel nicht nur immer neue
utopische Staatsszenarien, um den veränderten Ansprüchen ihrer Zeit
gerecht zu werden, sondern nahmen auch kritisch Stellung zu den
religiösen Fragen ihrer Zeit. Die in dieser Seminararbeit angeführten
Beispiele sind ein Versuch, die Einbettung Utopie in ihren historischen
Kontext an den Beispielen der Religion und Herrschaftslegitimation zu
demonstrieren. Die Geschichte der englischen Utopien erschöpft sich
nicht nur in den Zukunftsutopien Huxleys oder Orwells. Letztlich reicht
sie zurück bis ins 15. Jahrhundert zum Beginn der glanzvollen Epoche
der Tudorzeit und zum weltpolitischen Aufstieg Englands unter einer
charismatischen, gebildeten und zugleich wankelmütigen Herrscherfigur,
deren Name noch über 500 Jahre nach ihrer Geburt unvergessen
geblieben sein wird.
Copyright © 2010 by Verlag Traugott Bautz