Joachim Peters

"Error of heretics"
oder Glaubensbastion gegen die "Whore of Babylon"?

Konfessionelle Streitigkeiten und Strategien der Herrschaftslegitimation in der utopischen Literatur Englands
von der Tudor-Frühzeit bis zum Höhepunkt der viktorianischen Epoche (1516-1872)

Abstract / Rezension


Aus der Einleitung

Der Titel dieser Seminararbeit setzt sich aus zwei in der Geschichte der Glaubensstreitigkeiten in England wohlbekannten Phrasen zusammen. Als eine Art Stützpunkt und Schlupfloch für ketzerische Protestanten bezeichnete Papst Pius V. die Insel in seiner Bulle "Regnans in excelsis", als er die Protestantin Elisabeth I. am 25. April 1570 exkommunizierte. Der Vorstellung der "Hure Babylon" liegt dagegen eine biblische Allegorie zugrunde, die zur Zeit der großen Glaubenskrise am Beginn des 15. Jahrhunderts von Luther als Synonym für die degenerierte katholische Kirche und die Stadt Rom an sich verwendet wurde. Elisabeth I. selbst sah ihr Land als Bastion gegen eben jene Hure Rom, die die Freiheit des Gewissens und der Religionswahl stetig bedrohte, für den Papst war England ein Paradies für Ketzer. Diese beiden Meinungen jedoch sind nur Schlaglichter auf eine gewaltigen Kette von Umwälzungen und Zerwürfnissen der Dynastien Englands mit bestimmten religiösen Autoritäten, Ansichten und - finis cantici - auch mit bestimmten Gruppierungen von Untertanen. Im Laufe der Jahrhunderte ersannen bedeutende Köpfe der Insel nicht nur immer neue utopische Staatsszenarien, um den veränderten Ansprüchen ihrer Zeit gerecht zu werden, sondern nahmen auch kritisch Stellung zu den religiösen Fragen ihrer Zeit. Die in dieser Seminararbeit angeführten Beispiele sind ein Versuch, die Einbettung Utopie in ihren historischen Kontext an den Beispielen der Religion und Herrschaftslegitimation zu demonstrieren. Die Geschichte der englischen Utopien erschöpft sich nicht nur in den Zukunftsutopien Huxleys oder Orwells. Letztlich reicht sie zurück bis ins 15. Jahrhundert zum Beginn der glanzvollen Epoche der Tudorzeit und zum weltpolitischen Aufstieg Englands unter einer charismatischen, gebildeten und zugleich wankelmütigen Herrscherfigur, deren Name noch über 500 Jahre nach ihrer Geburt unvergessen geblieben sein wird.


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