Ist die Türkei im Westen angekommen und wie wahrscheinlich ist eine Vollmitgliedschaft in der EU? Unter dieser generellen Fragestellung zeichnet die Autorin die Geschichte der europäisch-türkischen Beziehungen vom Osmanischen Reich bis heute nach. Sie geht auf die Hintergrunde für "die heute noch vorhandenen Negativperzeptionen" (13) ein, schildert die beiderseitigen Motive für den Assoziationsvertrag mit der EWG/EG von 1963 und stellt die Entwicklungen in der Türkei nach dem Ende der Blockkonfrontation dar. Ein weiteres Kapitel ist der Erfüllung der Beitrittskriterien und damit den innenpolitischen und rechtsstaatlichen Reformschritten in der Türkei sowie der türkisch-griechischen Geschichte und dem Zypern-Konflikt gewidmet. Abschließend setzt sich Uygun mit der deutschen Türkeidebatte in Parteien, Medien und Wissenschaft auseinander und stellt die wesentlichen Argumentationslinien (Religion und Kultur, Außen[wirtschafts]- und Sicherheitspolitik, Menschenrechte) für und gegen einen Beitritt der Türkei zur EU heraus. Die Autorin folgt am Ende der Argumentation, die Türkei könne durch eine EU-Mitgliedschaft als Brücke Europas in die islamische Welt fungieren und dort eine Vorreiterrolle für Reformen einnehmen. Sie weist aber darauf hin dass nicht zuletzt aufgrund der langen Hinhaltung seitens der EU "in der türkischen Bevölkerung die Euphorie gegenüber einem EU-Beitritt immer weiter schwindet" (13 6). Die Arbeit hat vorwiegend deskriptiven Charakter und die Argumente der in Deutschland seit Jahrzehnten auf breiter Basis diskutierten Beitrittsfrage sind weitgehend bekannt. Der besondere Wert dieser Studie liegt daher vor allem darin, dass sie einen kompakten chronologischen Überblick über die beitrittsrelevanten Entwicklungen im Lichte der deutschen Türkeidebatte bietet. Das Buch empfiehlt sich somit als Einstiegslektüre. Anke Rosenei (AR)
Dipl.-Politologin, Redakteurin pw-portal de
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