Annette Froehlich (Hrsg.)

Pfarrer August Froehlich

Vom Widerstand gegen NS-Willkür zum Märtyrer

Rezension


1947 veröffentlichte der Berliner Pfarrer Josef Mörsdorf, später Professor für Moral- und Pastoraltheologie in Bamberg in der vom Morus Verlag begonnenen Reihe "Priestergestalten aus dem Bistum Berlin" ein 38 S. umfassendes Lebensbild des im KZ Dachau umgekommenen Priesters August Froehlich. Der aus der oberschlesischen Industriestadt Königshütte stammende Froehlich wurde nach Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg (mit schwerer Verwundung) und Kriegsgefangenschaft 1921 in Breslau zum Priester geweiht. Schon die Zeit als Kaplan in Berlin und Seelsorger der neu errichteten Lokalie Rudow ließ erkennen, dass er bereit war, alle Kräfte für die ihm anvertrauten Menschen einzusetzen, dass er aber "mit seinem zur Sperrigkeit neigenden Wesen" (S. 23, Mörsdorf) auch Konflikte nicht scheute. In der kleinen Gemeinde in Dramburg in Hinterpommem (heute Drawsko) begannen die Auseinandersetzungen mit den Funktionären des neuen nationalsozialistischen Regimes, als Froehlich immer wieder die Seelsorgemöglichkeit in den "Landjahr"- und "Reichsarbeitsdienstlagern" einforderte und sich weigerte, in Wort und Schrift sein "Grüß Gott" durch den Hitlergruß zu ersetzen. Konsequent begründete er dies schriftlich und rief seine Gegner auf: "vermeiden Sie auch jeden Druck, um Ihre politische Weltanschauung zu verbreiten, wie Sie es von mir erwarten" (S. 28). Auch in der Amtszeit als Pfarrer in Rathenow seit 1937 beschimpfte ihn ein Lehrer wegen seiner Verweigerung des Hitlergrußes als Staatsfeind. Zur Verhaftung Froehlichs kam es am 20. März 1941, nachdem er mehrmals Misshandlungen von polnischen Zwangsarbeitern angezeigt hatte. Kam Froehlich zunächst gegen Kaution frei, suchte er anschließend durch ein ausführliches Schreiben an die Gestapo die verletzte Ehre wiederherzustellen und das moralische Recht seiner Intervention zugunsten der Zwangsarbeiter zu erweisen. Die Gestapo antwortete mit der Einlieferung in das KZ Buchenwald, wo Froehlich in der Strafkompanie gewissermaßen zu Tode gequält, von dort nach Ravensbrück und schließlich nach Dachau überstellt wurde, wo er am 22. Juni 1942 starb. Im Anhang bereits von Mörsdorf beigefügte Briefe an Geschwister bezeugen, dass ihn auch die schlimmsten Erfahrungen nicht beugen konnten. Froehlichs Großnichte ist es zu danken, dass sie Mörsdorfs Lebensbild von 1947 neu herausgab und durch einige Erinnerungen aus Gemeinden oder aus der Familie, durch Zeugnisse der Ehrung und durch Fotos ergänzte. Zu bedauern ist, dass keine neuen Schriftquellen (etwa aus dem Bundesarchiv; vgl. Helmut Moll [Hrsg.], Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, Paderborn 3. Aufl. 2001, S. 97) erschlossen wurden, die vielleicht wichtige Details der Verhaftung erhellen könnten, und man nicht den Mut zu einer von Grund auf neuen Darstellung fand. Gedenktafeln in Berlin- Rudow und Drawsko Pomorskie sowie Straßenbenennungen in Rudow und Rathenow, die in den Ergänzungen vorgestellt werden, sollen helfen, das Gedächtnis an den aufrechten Seelsorger, der für die Menschenwürde der Rechtlosen mit dem Einsatz seines Lebens eintrat, zu bewahren.

Michael Höhle


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