Annette Froehlich (Hrsg.)

Pfarrer August Froehlich

Vom Widerstand gegen NS-Willkür zum Märtyrer

Rezension


Ein neues Buch über den oberschlesischen Priester, der Widerstand gegen die NS-Willkür leistete, wurde von seiner Großnichte Annette Froehlich herausgegeben. Die 2009 im Verlag Traugott Bautz herausgegebene Neuauflage ergänzt und erweitert das bereits im Jahr 1947 im Morus-Verlag Berlin erschienene Werk von Josef Mörsdorf „August Froehlich, Priestergestalten aus dem Bistum Berlin". Ergänzt wurde es durch Fotos und Dokumentationen jener Zeit und erweitert um Zeitzeugenberichte und persönliche Erinnerungen an August Froehlich. Pfarrer August Froehlich wurde 1891 in Königshütte in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie geboren. Das 1912 begonnene Theologiestudium musste er 1914 wegen seiner Einberufung zum Fronteinsatz im Ersten Weltkrieg und der anschließenden Kriegsgefangenschaft für fünf Jahre unterbrechen. Nach schwerer Verwundung konnte er das Studium beenden. 1921 weihte ihn Adolf Kardinal Bertram im Dom zu Breslau zum Priester. Bald nach seiner Primiz in seiner Heimatpfarrei Königshütte wurde er in die Fürst-bischöfliche Delegatur nach Berlin berufen und 1937 zum militärischen Brennpunkt Rathenow versetzt, wo er bis 1942 als Pfarrer von St. Georg wirkte. Seine Distanz zum Nationalsozialismus demonstrierte er durch die grundsätzliche Verweigerung des Hitlergrußes und Ersetzung durch „Grüß Gott". Das führte zu Hausdurchsuchungen, Geldstrafen, Diffamierungen und Anzeigen. Da den zahlreichen polnischen Zwangsarbeitern die Teilnahme am regulären Gottesdienst verwehrt wurde, hielt Froehlich für sie sonntags einen eigenen Zwangsarbeiter - Gottesdienst in St. Georg ab. Im Gespräch mit ihnen lernt August Froehlich die erschrek-kende Alltagsrealität in Rathenows optischen Fabriken kennen - die Misshandlungen und die Ausbeutung der polnischen Kriegsgefangenen. Er konnte nicht schweigen und protestierte 1941 in einem Brief an die Optische Firma Busch gegen die Behandlung der Zwangsarbeiter. Busch leitete den Brief umgehend an die Gestapo weiter. Froehlich wurde in Potsdam inhaftiert.

Mitte April verfasste er sein Rechtfertigungsschreiben an die Gestapo, in dem er schrieb: „Als Christ werde ich allen Gesetzen des Staates, gerechten wie ungerechten, den Gehorsam nicht versagen (...) Nur unmoralischen Gesetzen werde ich mit passivem Widerstand begegnen. Denn ich will lieber sterben als sündigen (...)". Der Brief bedeutete für ihn das Todesurteil. Am 20. Mai 1941 wurde August Froehlich in Rathenow verhaftet. Das Konzentrationslager Buchenwald war die erste Station seines Leidensweges, mit Strafkompanie, Sonderbehandlungen und Folter. Im Frühjahr 1942 wurde der abgemagerte und mit Geschwüren bedeckte Pfarrer Froehlich nach Ravensbrück deportiert und am 15. Mai 1942 nach Dachau gebracht, wo er am 22. Juni 1942 starb. Der Termin der Beisetzung wurde von der Gestapo geheim gehalten. Trotzdem fanden sich am 28. Juli 1942 über hundert Gläubige, die ihn auf seinem letzten Weg auf dem Berliner St. Matthias - Friedhof begleiteten. Weiteres über das Leben und Wirken von Pfarrer August Froehlich ist aus dem Beitrag von Gerhard Lange zu entnehmen in: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Paderborn 2006, S. 94-97.
Ch.K.


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