Otto Wagener

Große Geschichte 1914 - 1945
und kleine Geschichten aus meinem Leben

Rezension


Mit 94 Jahren noch in die Schule
Buchautor Otto Wagener will Schüler vor Nationalsozialismus warnen

OLDENBURG - Otto Wagener hegt einen Traum; In Schulen aus seinem Buch „Große Geschichte" vorlesen. Eigentlich nichts Ungewöhnliches - doch der pensionierte ehemalige Leiter des Oldenburger Hauptpostamtes ist mittlerweile 94 Jahre alt. „Der Körper will nicht mehr so, aber im Kopf bin ich noch topfit", schätzt er seinen Gesundheitszustand selbstkritisch ein. Mit Ehefrau Etta lebt er in einem Haus am Hausbäker Weg in Eversten.

Sein Geist ist hellwach, trainiert in Jahrzehnte langer Arbeit als Postamtsleiter, Buchautor und Verfasser zahlreicher Berichte in den „Postgeschichtlichen Blättern Weser-Ems". Als Amtsleiter hat der 94-Jährige in den 70er-Jahren den Umzug der Hauptpost an den Bahnhof begleitet und den Bestand seines Postgeschichtszimmers in der Alten Hauptpost dem Postmuseum in Friesoythe übergeben. Alte Bilder, Dokumente aber auch Uniformen waren dabei. Die postgeschichtliche Sammlung des ehemaligen Landes Oldenburg hat Wagener damit gerettet.

Doch das ist Vergangenheit, sein Blick richtet sich in die Zukunft: Seine ganze Kraft widmet er heute der Vorbereitung der Lesereihe. Behilflich dabei ist ihm Marco Wingert, Schulreferent beim Volksbund deutsche Kriegsgräberfürsorge, der die Kontakte zu den Schulen knüpft. „Mein Buch hat Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt gelobt", freut sich Wagener. Darin arbeitet er schonungslos seine Jugend und die Jahre als Soldat bis 1945 auf. In Posen geboren legte er in Pasewalk (Vorpommern) 1933 sein Abitur ab. Das Gymnasium prägte sein späteres Wirken und Denken entscheidend. „Der Direktor, Dr. Alexander, schwor seine Schüler gegen Hitler und die Nazis ein", erinnert sich Wagener.

Doch das schützte ihn nicht vor der Wehrmacht. Zunächst als Morsefunker, später als Zugführer in einem Flak-Regiment erlebte er die Schrecken des Krieges hautnah. Den Angriffen auf die Heeresgruppe Mitte an der Ostfront entging er mit Glück, weil er zu dem Zeitpunkt die Luftwaffenkriegsschule in Göppingen besuchte. Zurück an der Front stellte er mit Entsetzen fest, dass von seinen 40 erst 17 bis 19 Jahre alten Untergebenen kaum einer überlebt hatte.

Mehrfach wurde Wagener verwundete, am 13. Februar 1945 schließlich so schwer, dass er nicht mehr an der Front eingesetzt wurde. Die Erlebnisse ließen ihn noch Jahre später schlecht schlafen. Von Albträumen gequält schreckte er oft nachts hoch. Mit seinem Buch und seiner Lesereihe verfolgt Wagener nur ein Ziel: „Die jungen Leute vor den Nazis warnen und Hitler als größten Verbrecher aller Zeiten brandmarken."

Thomas Husmann


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