Berichte und Forschungen aus dem Domstift Brandenburg

Heft 1-2008

Anzuzeigen ist eine neue Zeitschrift zur brandenburgischen Regional- und Landesgeschichte. Der Herausgeber Uwe Czubatynski, seit 2007 Leiter des Domstiftsarchivs Brandenburg, spricht in seiner Einleitung selber die Frage nach den "guten Gründen" an, "angesichts der enormen Vielfalt von Veröffentlichungsmöglichkeiten und regionalgeschichtlichen Periodika ... eine weitere Zeitschrift ins Leben zu rufen". In der Tat ist trotz der weitgehenden Einstellung der Landesgeschichte als akademische Disziplin an den Hochschulen Berlins und Brandenburgs ein reiches Spektrum an Veröffentlichungen - auch bei den Periodika - weiterhin vorhanden. Archive, Vereine und die Historischen Kommissionen versuchen jeweils nach ihren Kräften, den Ausfall zu mildern. Insofern ist jede Grundlagenforschung, ausgehend von den Quellen, ohne Frage willkommen.

Als Antwort auf seine Eingangsfrage benennt der Herausgeber zuförderst das Bedürfnis, "das Domstiftsarchiv als Forschungseinrichtung zu profilieren und noch mehr als bisher in das öffentliche Bewußtsein zu rufen." Tatsächlich erscheint die Reihe nach eigener Aussage in sehr kleiner Druckauflage, liegt parallel allerdings als elektronische Version im Netz vor. Hier wie auch im Erscheinungsbild dienen erklärtermaßen die "Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Prignitz" als Vorbild. Dem Domstiftsarchiv mit seinen weit über das Domstift hinausgreifenden Beständen - übrigens in Bibliothek und Archiv - ist größere Aufmerksamkeit zu wünschen, ebenso den Forschungen aus seinen Reihen, die in der Vergangenheit maßgebliche Grundlagenarbeit in der Quellenerschließung und -publikation vorweisen können. Angesichts seiner Bestände haben diese Ergebnisse über das Domstift und die brandenburgische Kirchengeschichte hinaus - regional wie thematisch - große landesgeschichtliche Relevanz. Für diese Art der Öffentlichkeitsarbeit sei auf die in neuem Gewand erscheinenden "Brandenburgischen Archive" als nun ebenso ansprechendes wie gehaltvolles Beispiel hingewiesen. Im Zentrum sollen, wie im vorliegenden Band, die Bestände des Domstiftsarchivs stehen, wenngleich sich auch weitergreifende Fragen der brandenburgischen Kirchen- und Landesgeschichte anschließen können. Eine solche Profilschärfung dürfte den spezifischen Standort der neuen Reihe am besten deutlich werden lassen, dem Bedürfnis nach Positionierung des Domstiftsarchivs am meisten entgegenkommen und den "Berichten und Forschungen" im Konzert der etablierten Organe einen anerkannten Platz sichern. In dieser Hinsicht bietet der erste Band mit seinen sechs Aufsätzen einen guten Auftakt: Klaus Stolte beschäftigt sich mit den Wilsnacker Wallfahrten im Spiegel päpstlicher Verlautbarungen und der Baugeschichte der Wilsnacker Nikolaikirche, Romy Straßenburg schildert - in über die Bestände des Domstifts hinausreichendem Blick - die Kleinstadt Perleberg im 14. Jahrhundert, Uwe Czubatynski zeigt historische Perspektiven des kirchlichen Stiftungswesens auf. Zu den Beständen des Archivs erscheinen das Findbuch zum Pfarrarchiv Klein Lüben (Stefan Lindemann), ein Grundsatzbeitrag zu kirchlichen Bibliotheken als Schatz und Last aus der Feder (und Erfahrung) des neuen Domstiftsarchivars und - eingeordnet unter den (umfangmäßig kleineren) Berichten und Mitteilungen - das Verzeichnis des Pfarrarchivs Flieth mit Stegelitz (ohne Autorangabe).

Aus dem Domstift - getreu dem Titel der Zeitschrift, die offenbar nicht nur dem Archiv eine Plattform bietet - bringt der Band Günter Barons Gutachten zum Domstiftsarchiv, das Stand und Perspektiven des Archivs zusammenfaßt und - auch für den Archivträger - Empfehlungen für die dringendsten Aufgaben festhält sowie eine Kurzvorstellung des Museums des Domstifts durch dessen Leiter, Rüdiger von Schnurbein. Die angesprochenen "Berichte und Mitteilungen enthalten ferner bibliographische Zusammenstellungen und die aktuellen Arbeitsberichte des Domstiftsarchivs (2005-2007).

Lorenz Friedrich Beck
Dr. Lorenz Beck
Archiv der Max-Planck-Gesellschaft
Direktor
14195 Berlin-Dahlem

im: Jahrbuch für brandenburgische Landesgeschichte 59 (2008), S. 212-213


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