Ulrich Kuder, Hans-Walter Stork und Babette Tewes (Hg.)

Die Bibliothek der Gottorfer Herzöge

Symposium
Stiftung Schleswig-Holsteinische Landesmuseen Schloss Gottorf

Rezension


Das Buch, das zuvor als Heft der Zeitschrift "Auskunft. Zeitschrift für Bibliothek, Archiv und Information in Norddeutschland", 28. Jahrgang Heft 1, März 2008, 154 S., erschien, dokumentiert die Beiträge einer Tagung über "Die Bibliothek der Gottorfer Herzöge", die am 16. April 2005 auf Schloß Gottorf in Schleswig stattfand. Teilnehmer waren Bibliothekare, Handschriften- und Museumsfachleute aus Institutionen, die heute Bestände aus der ehemaligen Gottorfer Bibliothek verwahren, und Wissenschaftler verschiedener Disziplinen, die sich mit diesen Beständen befassen. Das publizierte Ergebnis ist sowohl eine beeindruckende Bestandsaufnahme als auch die Skizzierung eines Forschungsdesiderats: der Rekonstruktion der Gottorfer Bibliothek. die ins Auge gefasst ist, bisher aber noch nicht verwirklicht werden konnte. Sie gehört in den Kontext eines größeren Forschungsprojekts, das unter dem Titel "Bibliothek als dynamische Enzyklopadie" Themen der Literatur-, Bibliotheks-. Theologie-. Wissenschafts-, Sozial-, Bildungs-, Architektur und Kunstgeschichte sowie aller in den Bibliotheken vertretenen Wissenschaften (neben den bereits genannten Jura, Medizin, Mathematik, Astronomie u. a.) umfasst und in einem Verbund von Forschern aus der Theologischen, der Rechtswissenschaftlichen und vor allem der Philosophischen Fakultät der Universität in den kommenden Jahren erarbeitet werden soll und dessen spiritus rector Ulrich Kuder von Anfang an war.

Das Buch enthält nach einer Einführung folgende Beiträge: Dagmar Hettstedt, "Catalogus Bibliothecae Gottorpiensis". Eine Projektskizze; Ulrich Kuder. Die erste nachweisbare herzögliche Bibliothek auf Schloß Gottorf; Hans-Walter Stork, Handschriftebestände in Schloß Gottorf aus Cismar, Lugum und Bordesholm; Eva Horvath, Friedrich Lindenbruch und die Gottorfer Bibliothek; Oliver Humberg, Joel Langelott, Arzt und Alchemist am Hofe Friedrichs III.; Klara Erdei, Hungarica in der Gottorfer Bibliothek. Eine Marginalie; Helmar Hartel, Anmerkungen zur Geschichte der Handschriftensammlung Marquard Gudes in der Herzog August Bibliothek zu Wolfenbüttel; Erik Petersen, Bibliotheca Gottorpiensis Manuscripta. The inventories of the rnanuscripts of Gottorp; Karen Skorgaard-Petersen. Gottorp Books in the Royal Library of Copenhagen. A note on the possibilities of identification. Ein Verzeichnis der Handschriften und Drucke des i6. und 17. Jahrhunderts (dieses nicht in dem Heft der "Auskunft") sowie eines der Anschriften der Autorinnen und Autoren beschließen den Band.

Was hier geboten wird, kommt im Gewand des understatements daher - man hatte auch einen aufwendigen Band damit füllen können. Der Forschungsertrag ist ausgesprochen beachtlich, und es wäre höchst wünschenswert, wenn das große und ambitionierte Forschungsvorhaben "Bibliothek als dynamische Enzyklopadie", das inzwischen bei der DFG beantragt wurde, in den nächsten Jahren auf den Weg gebracht werden konnte. In ihm ließen sich in herausragender Weise Forschungen aus verschiedenen Disziplinen an einem gerneinsamen Gegenstand miteinander verbinden. Enzyklopädisch wäre auch dieses Vorhaben, und es könnte einen Focus darstellen sowohl für die universitas litterarum, die uns in diesen Zeiten verlorenzugehen droht, als auch für die universitas collegarum, die sich in gemeinsamer Arbeit an der Sache in einem dynamischen Prozess die Vergangenheit ihrer Institution um der Zukunft derselben willen erschlösse.
Johannes Schilling


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