Wolfgang Heinrichs / Hartmut Nolte (Hrsg.)

Lexikon der Wülfrather Kirchengeschichte

Rezension


Alle Artikel werden dicht mit Quellennachweisen belegt. Sie zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Prägnanz aus. Die Sachbegriffe wie z.B. "Glocken" werden erst in einem größeren historischen bzw. technischen Zusammenhang erklärt und dann in die lokalen Verhältnisse gestellt. Jeder Gemeinde vor Ort ist ein eigener Artikel gewidmet. Der Beitrag über die Bergische Diakonie Aprath (15-23) beantwortet auch die Frage nach nationalsozialistischen Zwangssterilisationen (17). Eingewoben werden die "klassischen Sekten" (Neuapostolische Kirche, Jehovas Zeugen). Nichtchristliche Gruppierungen fehlen. Das .Armenwesen" bzw. die "Armenpflege" (9-14) der Kirchengemeinden steht im kommunalen Zusammenhang des 19- Jahrhunderts. Hervorzuheben sind die Beschreibungen der vielen kirchlichen Gebäude mit ihren Glocken, Orgeln, Fresken u. a. m. Auffallend ist die pfarrerzentrierte Präsentation der lokalen Kirchengeschichte in Wort und Bild. Die Geistlichen der beiden großen christlichen Konfessionen werden mit Bezug auf ihre jeweiligen Gemeinden in Listen vorgestellt. In separaten Artikeln erfahren herausragende Geistliche eine Würdigung.

In allen diesen Fällen ist die Ordnung nach dem Alphabet sinnvoll für das schnelle Auffinden von Informationen. Das Alphabet als Sortiermerkmal stößt aber an seine Grenzen, wenn die historischen Linien verloren gehen. Ein einführender Überblicksartikel oder zumindest eine Chronik in Tabellenform zur Kirchen- und Stadtgeschichte Wülfraths hätten hier geholfen. Ebenso hätte eine zusammenfassende Statistik die Entwicklung der religiösen Verhältnisse in der Stadt aufzeigen können. Von den Epochen werden die Christianisierung, das Mittelalter, die Reformation, der Pietismus und der Nationalsozialismus durch Stichworte abgedeckt. Unter "Soziale Frage und Kirchenzucht" findet man vor allem Aspekte der Geschichte des 19-Jahrhunderts. Die entsprechenden Artikel stellen geschickt die lokale Geschichte in den entsprechenden Rahmen der Landesgeschichte. Aber leider bleibt nicht nur die Nachkriegsentwicklung ohne ein Stichwort. Zum Artikel "Gemeindebezirke und Pfarrgrenzen" (121-124) wäre eine Karte nützlich gewesen, die ihren Zusammenhang mit den kommunalen Grenzen und Ortsteilen der Stadt Wülfrath visuell hergestellt hätte.

Die durchgehend gut ausgewählten Fotografien unterstützen die Texte der Artikel (wobei dem Rezensenten die Schwarz-Weiß-Abbildungen besser gefallen als die Farbbilder).
Unter fachlichen Gesichtspunkten stellt dieses Lexikon zu einer lokalen Kirchengeschichte eine gelungene Pionierleistung zur Kirchen- und Stadtgeschichte der Rheinlande dar, die weitere Projekte dieser Art anregen wird.

Lothar Weiß


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