Hans-Christoph Goßmann / Michael Möbius (Hrsg.)

Ich glaube den interreligiösen Dialog

Zugänge zu Leben und Wirken des Wegbereiters
Reinhard von Kirchbach

Rezension


Zehn Jahre nach seinem Tod stellen Freunde und Weggefährten in 17 gut ausgewählten Beiträgen die beeindruckende Persönlichkeit Reinhard von Kirchbach (1913-1998) vor. Es sind Erinnerungen an einen Seelsorger, einen Freund; Würdigungen eines tiefgläu-bigen Grenzgängers, voller Achtung, aber nicht unkritisch. Im Zentrum steht sein ungewöhnlicher Weg, eine kleine Gruppe von Christen, Muslimen, Hindus, Buddhisten (und einen Humanisten) zu sammeln, um jeweils für zwei Monate gemeinsam zu leben, zu beten, zu meditieren. Dazu traf man sich über 14 Jahre in ver-schiedenen Ländern in fast klösterlicher Abgeschiedenheit. Die Würdigungen der langjährigen Weggefährten, die vielen Zitate aus Gebeten von Kirchbachs, eine Beschreibung seiner Dialog-projekte und eine ausführliche Darstellung seiner Theologie zei-gen den früheren Schleswiger Propst als einen aus dem Gebet schöpfenden und gelehrten Menschen. Um Gott in den anderen zu begegnen, begann er seinen langjährigen Dialog. Begegnung, in deren Mitte eben das Gebet steht, ist ein Überschreiten aller Grenzen zwischen Menschen von Gott her, ohne dass Religio-nen sich vermischen. Von den Weggefährten aus anderen Reli-gionen ist Aufschlussreiches über ihre Motivation zum Dialog und ihre Reaktion auf diesen Ansatz zu erfahren, für den von Kirch-bach z. B. keinen jüdischen Beteiligten finden konnte. In Nordel-bien und darüber hinaus warb er in vielen Vorträgen und Schrif-ten für den Dialog als Begegnung mit Gott in den anderen; die Projektskizze ist Teil des Buches.

Lebendig und gut lesbar beschreibt es einen Menschen und sein Vorhaben, das bei allen Grenzen auf erfri-schend unzeitgemäße Weise einer Verzweckung des interreligiö-sen Dialoges zu zivilgesellschaftlicher Zähmung ein spirituelles "Macht"-wort entgegensetzt und Gott in den Mittelpunkt stellt.

Dr. Michael Biehl


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