Regula Wyss

Pfarrer als Vermittler ökonomischen Wissens?

Die Rolle der Pfarrer in der Oekonomischen Gesellschaft Bern im 18. Jahrhundert

Band 8 der Schriftenreihe: Berner Forschungen zur Regionalgeschichte

Rezension


Die kleine Studie behandelt das populäraufklärerische Engagement Berner Pfarrer, das sich in der Vermittlung ökonomischen Wissens an die bäuerliche Bevölkerung und damit eng zusammenhängend in der Berner Ökonomischen Gesellschaft niederschlug. Zunehmend interessierten sich die Pfarrer neben dem geistlichen auch für das weltliche Wohl ihrer Gemeinden, was insbesondere in der Publizistik und in der Ratgeberliteratur Niederschlag fand. Mit der Vermittlung ökonomischen Wissens eng verbunden ist das Ziel, Kritikfähigkeit gegenüber der Tradition ebenso zu entwickeln wie das eigene Urteilsvermögen. Das entsprechende Engagement von Pfarrern ist in der Schweiz und speziell auch in Bern besonders früh zu beobachten. Im einzelnen zeigt die interessante, den Zeitraum von der Gesellschaftsgründung 1759 bis zur Helvetischen Revolution 1798 betrachtende Arbeit, welche Rollen Geistliche in der ökonomischen Gesellschaft wahrnahmen, wobei als Quellen Dokumente aus dem Archiv der Berner Gesellschaft, die Publizistik der Gesellschaft und Briefe ausgewertet wurden. Mittels der entsprechenden Korrespondenz wird zudem das Zusammenspiel zwischen der Gesellschaft in Bern und den Pfarrern auf dem Lande beleuchtet. Unter anderem kann die Autorin zeigen, dass die Pfarrer für den Informationsfluss vom Land und den Landstädten zur Gesellschaft in der Stadt von ausschlaggebender Bedeutung waren. Als Vermittler ökonomischen Wissens wirkten sie wohl nur in geringerem Maße. Wesentlicher Antrieb für die Mitgliedschaft, so die Autorin, war für viele Pfarrer offenbar die Nähe zu den patrizische Mitgliedern, der Zugang zum agrarreformerischen Diskurs und die Teilhabe am Renommee der Gesellschaft.

Holger Böning, Bremen


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