Erich Mertens und Martin Völkel (Hrsg.)

Der Graue Mann eine Volksschrift

von Johann Heinrich Jung, genannt Jung-Stilling

Nach den Erstdrucken herausgegeben
und kommentiert von Erich Mertens und Martin Völkel

Rezension


Der Graue Mann - Das war eine Zeitschrift, die der "Patriarch der Erweckung" unter dem im Titel genannten, aus seinem Heimweh- Roman stammenden Pseudonym von 1795 bis 1816 herausgab, also in den letzten beiden Lebensjahrzehnten nach seiner Wende von der frommen Aufklärung zur Erweckung. Es sind Gespräche, Briefe und kurze Essays, in denen Jung-Stilling seine Zeit im Licht der Bibel deutet, vom Fortschritt der Weltmission berichtet, Ratschläge zur Erziehung gibt und immer wieder zur Umkehr ruft.

Die Idee, diese kirchengeschichtlich interessante Quelle der Forschung in originalgetreuer Umsetzung und mit hilfreichen Anmerkungen zugänglich zu machen, sowie der Fleiß, den die beiden Herausgeber dabei an den Tag gelegt haben, insbesondere bei der Kommentierung, ist des Lobes wert!

Die Ausführung indes ist es bedauerlicherweise nicht. Die Edition bringt zu viel, wo sie die Trennstriche, Zeilenenden, Kustoden jeweils mit verzeichnet, was das Lesen sehr gewöhnungsbedürftig - um nicht zu sagen: anstrengend - macht und das wörtliche Zitieren fast unmöglich. Davon abgesehen ist die Zeilenzählung beim Buchtitel oder bei den Bemerkungen der Herausgeber völlig überflüssig und verwirrt geradezu, da auf diese Weise auf den ersten Blick nicht eindeutig gekennzeichnet ist: Was ist Original und was kommt von Seiten der Herausgeber dazu? Das Nebeneinander von Times und Arial ist überdies weder schön noch gut zu lesen. Die Neuausgaben der Lebensgeschichte Jung-Stillings (G. A. Benrath, 3 Auflagen!) oder seiner Briefe (G. Schwinge) hätten hier als Vorbild dienen können.

Die Edition bringt aber leider auch zu wenig: Es fehlen Vorwort, Einleitung, forschungsgeschichtlicher Überblick (abgesehen von zwei Literaturangaben, 4, 1774), (mindestens) ein Faksimile des Originals, Bandzählung auf dem Umschlagrücken. Einzig auf vier Seiten werden Hinweise zur Edition gegeben und Abkürzungen aufgelöst (4, 1772-1775). Allerdings stellen hier die Herausgeber einen Registerband in Aussicht. Ein Bibelstellen-, Sach- und Personenregister wäre in der Tat wünschenswert. Bleibt zu hoffen, dass in jenem 5. Band auch etwas von den anderen genannten Desiderata nachgeliefert wird.

Reiner Braun


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