Christine Schaubs

Die Erziehungsanstalt in Schnepfenthal
im Umfeld geheimer Sozietäten

Rezension


Hervorgegangen aus einem 2003 abgeschlossen Potsdamer Dissertationsprojekt, liegt mit dem Buch von Schaubs eine auf umfassende Quellenrecherchen gestützte Monographie vor, die erstmals die Praxisdimension des Gothaer Illuminatenzirkels sichtbar werden lässt. Die arkanen Gesellschaften im 18. Jahrhundert sind bislang vorwiegend unter strukturgeschichtlichen Aspekten erforscht worden. So entstand ein differenziertes Bild über ihre Organisation, Ausbreitung und Mitgliederstruktur, doch ob, wie und in welchem Maße sie wirklich den ihnen nachgesagten Einfluss auf das reale Geschehen in Gesellschaft und Politik erlangten, wurde kaum evident. Die Arkansozietäten wurden vor allem als relativ autonome Handlungsräume gedeutet, wo schon unter der frühneuzeitlichen Ständegesellschaft Werte, Verhaltensnormen und Organisationsprinzipien der modernen bürgerlichen Gesellschaft antizipiert und eingeübt werden konnten. Erst in jüngster Zeit werden die "Arkanwelten" des 18. Jahrhunderts auch als Teil der zeitgenössischen "Struktur des Politischen im Kontext von Aufklärung und frühmoderner Staatlichkeit" (Monika Neugebauer-Wölk) begriffen. Als historisch konkrete Fallstudie darüber, wie ein in Freimaurerei und Illuminatenorden prominenter deutscher Reichsfürst, Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha und Altenburg, in seinem Machtbereich die Intention, "eine geheime Weisheitsschule zur Vervollkommnung der Menschen und ihrer gesellschaftlichen Einrichtungen zu installieren" (S. 260), praktisch zu verwirklichen versuchte, bedient das vorliegende Buch genau dieses Desiderat.

Man merkt es dem Buch an, dass sich hier eine ursprünglich schul- und bildungsgeschichtlich angelegte Untersuchung, die sich der Persönlichkeit des bekannten Aufklärungspädagogen Christian Gotthilf Salzmann sowie der Gründungsgeschichte der Salzmannschule in Schnepfenthal aus Anlass deren 220-jährigen Bestehens widmen wollte, gleichsam unter den Händen der Autorin zu einer Studie über die arkanen Gesellschaften ausgewachsen hat. Für Schul- und Erziehungshistoriker waren das Schnepfenthaler Erziehungsinstitut und die reformerischen Implikationen der Salzmannschen Aufklärungspädagogik seit jeher ein interessanter Gegenstand. Doch aufgrund seiner ganzheitlichen, die schulische mit der gesellschaftlichen Lebenswelt verknüpfenden Grundkonzeption gewinnt das Schnepfenthaler Philanthropin gegenwärtig für das Bemühen um eine Neuorientierung der Bildung wieder verstärkt an Aktualität. Die Autorin hat sich deshalb nicht auf den konventionellen erziehungshistorischen Ansatz beschränkt, sondern ging auch den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen der Schnepfenthaler Schulgründung nach. Dabei stieß sie zwangsläufig auf die arkanen Sozietäten.

Schon frühere Untersuchungen hatten deren Spuren wahrgenommen, sie aber mangels einschlägiger Quellen nicht verfolgen können. Seit die von den Nationalsozialisten zwangsrequirierten und später im Zentralen Staatsarchiv Merseburg der DDR unter Verschluss gehaltenen Bestände der Freimaurer- und Geheimbundarchive, darunter die berühmte "Schwedenkiste" (der freimaurerische und illuminatische Nachlass Johann Joachim Bodes im Bestand der Gothaer Loge "Ernst zum Kompass"), der Forschung zugänglich geworden sind, konnte man daran gehen, dieses Desiderat aufzuarbeiten. An der Gründungsgeschichte Schnepfenthals, so meint Schaubs, könne gezeigt werden, wie das Zusammenwirken unterschiedlicher, teils auch widersprüchlicher Interessen aufgeklärter gesellschaftlicher "Trägerschichten" günstige Rahmenbedingungen für die praktische Umsetzung philanthropischer Erziehungskonzepte zu schaffen vermochte (S. 12). Politische "Führungskräfte" wie der Gothaer Herzog Ernst II. und Persönlichkeiten seines Hofes hätten aufklärerische Ideen aufgegriffen, um das bestehende Herrschaftssystem zu konsolidieren und effizienter zu machen. Dies habe mit den auf Emanzipation gerichteten Freiheits- und Gleichheitsideen "bürgerlicher Kräfte" korrespondiert und einen "gemeinsamen Schnittpunkt" in dem Bestreben gefunden, die bestehenden sozialen Verhältnisse durch Reformen zu verändern. Mit dem Schnepfenthaler Projekt habe Ernst II. unter dem Einfluss der Ideen des Illuminatengenerals Adam Weishaupt die Vision verfolgt, eine "Erziehungsanstalt der Nation als Keimzelle einer weltweiten Sittenrepublik" (S. 13) einzurichten. Salzmanns philanthropisches, auf die Heranbildung elitärer Staatsbeamter und nützlicher Bürger gerichtetes Erziehungskonzept habe ihm dafür das geeignete pädagogische Instrumentarium geliefert. Der Illuminatenzirkel am Gothaer Hof und die von diesem beherrschte Freimaurerloge "Ernst zum Kompass" hätten als Diskussionsplattform und Katalysatoren des Projekts gewirkt.

Die Untersuchung gliedert sich in drei Kapitel, die jeweils relativ eigenständige, wenngleich komplementäre Themenstränge verfolgen. Während das erste Kapitel vorwiegend erziehungshistorisch angelegt ist, behandelt das zweite Salzmanns Bestrebungen zur Verwirklichung seiner pädagogischen Vorstellungen unter dem Gesichtspunkt der dabei wirksamen arkanen Hintergrundaktivitäten. Dabei steht die Gründung des Schnepfenthaler Instituts im Mittelpunkt. Das dritte Kapitel schließlich widmet sich den aus den Arkangesellschaften in die Schnepfenthaler Erziehungspraxis eingeflossenen Konzepten und Ideen. Mit dem Versuch, den erziehungshistorischen Ansatz der Arbeit mit einer tief eindringenden Darstellung von Ideenwelt, Struktur und Geschichte der arkanen Gesellschaften zu verbinden, stellte sich die Autorin einer methodischen und darstellerischen Herausforderung, deren enorme Komplexität sie nicht völlig zu bewältigen vermochte. Das Buch erhält dadurch eine ungemein disparate und unübersichtliche Struktur.

Diese tritt besonders im ersten Kapitel hervor, in dem die Erörterung der aufklärerischen Erziehungskonzepte mit der Analyse der arkanen Gesellschaften als Erziehungsräumen, wo die Ordensbrüder diese Konzepte in strukturierter Interaktion umsetzten, kombiniert werden soll. In verwirrender Folge wechseln hier die Betrachtungsebenen, und der Gang der Untersuchung springt permanent zwischen allgemeinen Erörterungen über Aufklärungspädagogik, Passagen über die Biographie Salzmanns, analytischen Betrachtungen über die Erziehungskonzepte der Arkanbünde und Geschichtsdarstellungen zu diversen Sozietäten hin und her. So behandelt Schaubs zunächst auf sehr aufschlussreiche Weise den Philanthropismus als vorherrschende Erziehungstheorie der späten Aufklärung, zeichnet dabei Salzmanns Bildungsgang als Schüler des Jenaer Philosophen, Theologen und Kameralisten Joachim Georg Darjes nach und analysiert das religiöse Weltverständnis des Pädagogen als Kontext seines philanthropischen Erziehungskonzepts. Der Teil B des Kapitels hat dann das Wirken aufgeklärter Erziehungsgrundsätze in den Geheimbünden zum Gegenstand. Nachdem die Rolle der Geheimgesellschaften als Erziehungsinstitute diskutiert worden ist, folgt eine Geschichte des Concordienordens, einer sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts als studentische Sozialisations- und Erziehungsinstitution an deutschen Universitäten ausbreitenden paramaurerischen Sozietät, der Salzmann seit seiner Jenaer Studienzeit angehörte. Im Anschluss daran wird die Rolle der Freimaurerei als "Erziehungsraum" thematisiert und die Geschichte der Gothaer Loge "Ernst zum Kompass" dargestellt. Analog verfährt die Autorin schließlich auch noch mit dem Illuminatenorden, indem sie zunächst auf dessen Erziehungskonzept und anschließend explizit auf Weishaupts Vision des Ordens als Modell einer Sittenrepublik sowie dessen didaktisches Konzept eingeht. Den Abschluss des Kapitels bildet eine vergleichende Betrachtung der behandelten Ordensphilosophien. Auch wenn Schaubs immer wieder interessante Bezüge zu Salzmann und dem Schnepfenthaler Projekt herstellt, bleibt die kompositorische Anlage dieses Kapitels irritierend. Die Autorin wäre besser beraten gewesen, wenn sie die eingelagerten Passagen zur Geschichte der Logen und Orden, die Stoff für eine eigenständige Untersuchung bieten würden, in einem gesonderten Kapitel zusammengefasst und die biographischen Informationen über Salzmann in das zweite Kapitel, das sich explizit mit dessen Wirken befasst, integriert hätte. Dies hätte es ihr ermöglicht, ihre erziehungsgeschichtlichen Fragestellungen stringent zu verfolgen und die differenzierte Ausprägung der philanthrophischen Konzeption in Ideenwelt und Praxis der Geheimbünde für den Leser einsichtiger zu machen.

Gelungener erscheint die Anlage des zweiten Kapitels, wo Salzmanns Persönlichkeit die Leitperspektive bildet. Hier behandelt Schaubs zunächst Salzmanns Geheimbundkarriere im Concordienorden von seiner Jenaer Studienzeit bis zur Berufung an das Dessauer Philanthropin, um danach das Schnepfenthaler Projekt zu untersuchen. Auch in diesem Kapitel erliegt sie indes wieder ihrer Neigung zu langen, detailreichen Exkursen, die zwar höchst informativ sind, aber im Interesse einer strafferen Gedankenführung besser separat abgehandelt worden wären. In diesen Abschnitten geht es um die geistigkulturelle Situation Gothas unter Ernst II., das kulturelle und soziale Engagement der Gothaer Freimaurerloge, die Reformen im gothaischen Schulwesen und die Parkkonzepte des Herzogs. Danach kommt sie zu den Gothaer Illuminaten, doch bevor sie deren Rolle als "geheimen Beförderern" der Schnepfenthaler Anstalt nachgehen kann, handelt sie noch die Geschichte des Gothaer Illuminatenzirkels, die "Deutsche Zeitung" Rudolph Zacharias Beckers und die Tätigkeit des Ordens in den Jahren 1784 bis 1787 in epischer Breite ab.

Der Leser hat sich mitderweile durch 200 Seiten an vorbereitenden Informationen aller Art gearbeitet, bis er endlich in das Arkanum des Buches, die Gründungsgeschichte der Schnepfenthaler Anstalt, eingeführt wird. Die Autorin stellt sofort klar, dass Salzmann entgegen aller bisherigen Annahmen keineswegs der alleinige Initiator des Instituts gewesen sei. Die Schnepfenthaler Institutsgründung habe vielmehr einen Teil des "weitreichenden herzoglichen Gesamtkonzepts" Ernsts II. gebildet und von dorther auch seine "wirkungsmächtigen Impulse" bezogen. Das Philanthropin sei initiiert worden, weil der Illuminatenorden für die Verwirklichung seiner großangelegten Zukunftspläne eine Anstalt benötigte, die den Nachwuchs an künftigen Ordensmitgliedern heranbilden konnte. Darüber hinaus sollte es eine "Experimentierstätte für die Erkenntnisfähigkeit des Menschen" werden (S. 199). Das nachfolgend ausgebreitete historische Faktenmaterial aus den Quellen der "Schwedenkiste" bestätigt diese These in eindrucksvoller Weise. Schon seit Beginn der Gothaer Ordensarbeit 1782, lange bevor Salzmann einbezogen wurde, ließen die Gothaer Illuminaten unter Leitung ihres Superiors Christian Georg von Helmolt (Hofstallmeister und Oberst der Leibgarde, Ordensname "Chrysostomos") die ersten Vorbereitungen für die Institutsgründung anlaufen. Auskunft darüber geben die Protokolle sowie die von Helmolt an den Provinzialoberen Bode in Weimar gesandten Tätigkeitsberichte. Als flankierendes Element fungierte die Publizistik Rudolph Zacharias Beckers, der 1782 nach Gotha kam und seine "Deutsche Zeitung" herausgab. Becker, der zuvor Salzmanns Kollege am Dessauer Philanthropin gewesen war, spielte auch eine maßgebliche Rolle bei der Gewinnung des Pädagogen als Konzipienten und künftigen Leiter der Anstalt. Bei der Wahl des Standortes kam der herzogliche Oberhofgärtner Heinrich Christian Wehmeyer (Ordensname "Cleobulus") zum Zug, denn Ernst II. schwebte die Idee vor, die geplante Erziehungsanstalt in einen großzügig konzipierten Landschaftspark zu integrieren. Die Illuminaten traten bei all dem nach außen hin nicht als solche in Erscheinung. Als fördernde Instanz fungierte offiziell lediglich die Gothaer Freimaurerloge, die von den Illuminaten kontrolliert wurde (Helmolt war Meister vom Stuhl). Selbst Salzmann, der entgegen der allgemein verbreiteten Auffassung niemals Illuminat war, blieb es verborgen, dass der Orden hinter dem Projekt stand.

Nachdem Salzmann dem Herzog Ende 1782 seinen Projektplan vorgelegt hatte, beschloss die Gothaer Loge Anfang 1783, ihn als Freimaurer zu rezipieren, was wenige Monate später erfolgte. Nun konnte er gemeinsam mit Becker die weiteren Vorbereitungen rasch vorantreiben. Unter anderem erarbeitete er einen Konzessionsentwurf, der dem das neuen Institut großzügige Privilegien und weitgehende Autonomie gegenüber den Landesbehörden sichern sollte. Allerdings musste der Herzog im Zuge des Genehmigungsverfahrens seinen Behörden ein Satzungsprüfungsrecht und die Möglichkeit gelegentlicher Visitationen konzedieren, damit die Einhaltung der christlichen Religionsgrundsätze gewährleistet werden konnte. Im Sommer 1783 begann man, wiederum mit Unterstützung der Freimaurerloge, Gelder für das Projekt einzuwerben. Entgegen der bisherigen Auffassung, der Herzog habe das Institut aus seiner Privatschatulle finanziert, glaubt Schaubs annehmen zu dürfen, dass die Kaufsumme für das Schnepfenthaler Gut aus dem Fonds des Illuminatenordens bezahlt wurde. Hierfür sprechen die zu dieser Zeit laufenden finanziellen Verhandlungen Bodes über die Gründung der Gothaer Minervalkirche, vor allem aber seine frühzeitige Berichterstattung an den Ordensgeneral Weishaupt. Dieser genehmigte das Institutsprojekt Anfang September 1783 und bezeichnete es als mit den Plänen des Ordens ganz harmonierend (S. 218). Im Dezember 1783 konnte das Schnepfenthaler Gut gekauft und für den geplanten Zweck an Salzmann übereignet werden. Der wichtigste Beteiligte an dieser ebenfalls geheimen Aktion war neben Helmolt wiederum Becker, der unmittelbar danach in den Orden aufgenommen wurde (Ordensname "Henricus Stephanus"). Salzmann kündigte nun seine Dessauer Stelle und übersiedelte Anfang März nach Gotha. Der Umstand, dass er sich jetzt mit Becker überwarf, verhinderte allerdings seine schon im August 1783 geplante Aufnahme in den Illuminatenorden. Die Hintergründe des Zerwürfnisses vermochte die Autorin leider ebensowenig zu klären wie die Frage, ob Salzmann etwa von Becker für den Orden zu werben versucht wurde und dabei etwas über die illuminatischen Implikationen seines Projekts erfuhr. Bis Ende März 1784 sei er jedenfalls nicht eingeweiht gewesen. Doch wie dem auch gewesen sein mag - Salzmanns enge persönliche Beziehungen zu seinen Förderern am Hof und in der Loge, deren illuminatische Qualität ihm unbekannt blieb, sicherten sein Projekt so ab, dass der Bruch mit Becker den weiteren Fortschritt nicht hinderte. Unter freimaurerischer Diskretion kam die Werbung der ersten Zöglinge in Gang, und am 18. Juni 1784 konnte der Grundstein für das neue Anstaltsgebäude gelegt werden. Trotz mancher Misstrauensregungen, die in der Folgezeit bei Bode und anderen Illuminaten aufkamen, konnte Salzmann sein Projekt über alle auftretenden Schwierigkeiten und finanziellen Engpässe bringen, was neben dem ungebrochenen Interesse des Herzogs offenbar auch auf die sich verändernde interne Konstellation des Gothaer Iluminatenzirkels nach der Berufung des bei Ernst II. ungemein einflussreichen Johann Benjamin Koppe zum Generalsuperintendenten zurückzuführen sein dürfte. Der Anteil Salzmanns an dem Gründungsgeschehen, so das Fazit der Autorin, sei zu relativieren. Auch wenn der Orden seit 1785 in eine Krise geriet und seine großen Entwürfe Utopie blieben, sei die Schnepfenthaler Anstalt "ein bleibendes Zeugnis der engagierten Ordensarbeit der Gothaer Illuminaten" (S. 255).

Den Abschluss des Kapitels bildet ein weiterer Exkurs zur illuminatischen Ordentätigkeit in Gotha, die bis 1788 andauerte, aber sogar noch 1793 mit der auf Initiative Bodes und des Jenaer Illuminatenpräfekten Carl Leonhard Reinhold in Gotha vollzogenen Aufnahme Jens Baggesens in den Orden nachweisbar ist. Erst nach Bodes Tod suspendierte Ernst II. Ende 1793 unter dem Druck der konservativen Publizistik, die das "Illuminatennest" Gotha als Teil einer revolutionären Verschwörung brandmarkte, sämtliche arkanen Aktivitäten in seinen Landen. Es erwies sich nun als außerordentlich vorteilhaft, dass Salzmann und sein Institut nicht in den Orden integriert worden waren. Die mannigfachen Denunziationen der Ordensrenegaten, die es auch in Gotha gab, vermochten es nicht zu diskreditieren, und es überlebte seine illuminatischen Gründerväter.

Das dritte Kapitel des Buches schließlich beschäftigt sich auf weiteren 80 Seiten mit der freimaurerischen Symbolik Schnepfenthals und den freimaurerischen Einflüssen auf Salzmanns Erziehungspraxis, wobei die "Strategie der konspirativen Zöglingswerbung", die Rolle freimaurerischer Rituale wie die naturnahe Erziehung als symbolische Einordnung in den Lebenskreislauf und das Ordensfestritual untersucht werden. Den Band beschließen ein Anhang mit insgesamt 67 Quellentexten zum Concordienorden, zur Freimaurerei und zu den Illuminaten, eine Übersicht der freimaurerischen und illuminatischen Verbindungen der ersten 100 Zöglinge der Schnepfenthaler Anstalt und andere Tabellen sowie ein Quellen- und Literaturverzeichnis. Ein Personenregister wäre sehr wünschenswert gewesen. Trotz seiner die Lektüre teilweise erschwerenden Komposition ist das vorliegende Buch eines der wichtigsten, die in der letzten Zeit zur Geschichte der arkanen Gesellschaften im späten 18. Jahrhundert erschienen sind. Es besticht durch seine ungeheure Materialfülle und exakte Quellenarbeit ebenso wie durch historiographische Kompetenz. Es macht einmal mehr deutlich, dass es an der Zeit wäre, der europaweit vernetzten Gothaer Arkanwelt in der Regierungszeit Ernsts II., unstreitig eines der faszinierendsten Kapitel der thüringischen Geschichte des 18. Jahrhunderts, endlich eine ihrer überragenden, weit über den Rahmen des gothaischen Kleinstaats hinausgehenden Bedeutung angemessene Gesamtdarstellung zu widmen.

Gerhard Müller, Jena


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