Kornelia Vogt-Praclik


Bestseller in der Weimarer Republik 1925-1930


Abstract / Rezension



Aus dem Vorwort

Die vorliegende Untersuchung wurde im September 1978 an der Philosophischen Fakultät der Georg-August-Universität Göttingen als Magisterarbeit im Fach Deutsche Philologie eingereicht.

Sie basiert in erster Linie auf Quellenmaterial aus den Zwanziger Jahren, das in der Niedersächsischen Staats- und Universitätsbibliothek Göttingen nur zu einem geringen Teil zugänglich war. Die großen Kriegsverluste der SuUB Göttingen (so fehlen z.B. die entsprechenden Jahrgänge des Börsenblatts) machten daher Forschungsaufenthalte in der Bibliothek der Historischen Kommission des Börsenvereins für den Deutschen Buchhandel in Frankfurt am Main und dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach am Neckar notwendig.

Die großzügige Unterstützung der Horst Kliemann Stiftung ermöglichte die Durchführung dieser Studienreisen und damit die Berücksichtigung wichtigen Primärmaterials. Für diese Förderung möchte ich an dieser Stelle noch einmal herzlich danken.

Mein besonderer Dank gilt zudem Professor Dr. Paul Raabe, durch dessen Anregung, Hilfestellung und Betreuung diese Untersuchung erst in der jetzt vorliegenden Form realisiert und nunmehr auch publiziert werden konnte.

Im Rahmen der vorliegenden Ausführungen soll ein Überblick über BESTSELLER IN DEUTSCHLAND 1925-1930 gegeben werden. Aufgrund der so gut wie völlig fehlenden Sekundärliteratur zu diesem Thema war es zunächst notwendig, anhand von Quellenmaterial aus den Zwanziger Jahren den Kanon derjenigen Bücher zu bestimmen, die der Gruppe der "Bestseller" zuzurechnen sind und Informationen über sie zu sammeln. Dem Arbeitsaufwand entsprechend, den diese zum Teil sehr müseligen Recherchen in Anspruch nahmen, liegt der Hauptakzent der folgenden Erläuterungen auf der Darstellung des gewonnenen Faktenmaterials.

Nach einem kurzen Streifzug durch die politische, soziale und kulturelle Szenerie der Zwanziger Jahre (siehe Einleitung) und einer Beschreibung der damaligen Situation auf dem deutschen Büchermarkt (Kap. 2), die für das Verständnis des 'Bestseller'-Phänomens unerlässlich ist, wird im dritten Kapitel anhand von Zeitungs- und Zeitschriften-Artikeln die in den späten Zwanziger Jahren einsetzende Diskussion über den Bucherfolg dargestellt, sowie der Versuch einer Definition des Begriffs 'Bestseller' unternommen.

Im Hauptteil der Untersuchung, dem 4. Kapitel, werden die 'Bestseller' selbst vorgestellt. Aufgrund der Heterogenität der unter diesem Begriff subsumierten Bücher erschien es sinnvoll, sie nach inhaltlichen Kriterien bestimmten. Gruppen zuzuordnen. Die hier vorgenommene Einteilung stellt keineswegs eine perfekte Lösung dar, sondern ist lediglich ein Versuch, der Fülle der unterschiedlichsten Bücher Herr zu werden und Haupttendenzen der 'Bestseller-Szene' aufzuzeigen.

Kurze Informationen zum Inhalt, Erscheinungsdatum, Auflagenzahlen sowie, wenn für den Erfolg von besonderer Bedeutung, der von den Verlagen betriebene Werbeaufwand, stehen bei der Abhandlung der einzelnen Bücher im Vordergrund. Darüber hinaus kommt das Echo in der literarischen Kritik zur Sprache. Soweit als möglich wird zudem auf die Ursachen ihres Erfolges eingegangen.

Da es sich nicht um ausführliche Einzelanalysen handelt und die Materiallage zu den einzelnen Titeln sehr unterschiedlich ist, ließ es sich nicht vermeiden,daß die Darstellungen in Bezug auf Gründlichkeit und Ergiebigkeit differieren und in einigen Fällen gezwungenermaßen an der Oberfläche bleiben.

Insgesamt werden knapp 60 Bücher erfasst und mehr oder weniger ausführlich vorgestellt. Das Schwergewicht liegt dabei auf denjenigen Titeln, die als besonders zeittypisch und wichtig angesehen werden können und zu denen in den meisten Fällen auch das umfassendste Material vorlag.

Im. 5. Kapitel werden die wichtigsten Ergebnisse abschließend zusammengefaßt. Das im Anhang und in den Abbildungen aufgeführte Zahlen- und Faktenmaterial soll sowohl zusätzliche Informationen geben, als auch zur Veranschaulichung im Text getroffener Feststellungen dienen.

Der Kanon der hier behandelten Erfolgsbücher erhebt keineswegs den Anspruch auf Vollständigkeit; die Zurechnung bestimmter Bücher zur Kategorien der 'Bestseller' erfolgte nach den in 3.2. aufgestellten Kriterien und bleibt letztendlich Ermessenssache. Da wie bereits ausgeführt, kaum Sekundärliteratur zum Thema existiert, stützt sich die vorliegende Arbeit vorwiegend auf zeitgenossische Quellen von denen an erster Stelle die entsprechenden Jahrgänge des Börsenblatts für den Deutschen Buchhandel zu nennen sind, die vor allem ihrem Anzeigenteil einen wertvollen Informationsfundus boten, da die Inserate zu den einzelnen Büchern oft Daten über Erscheinen und Auflage sowie Einblick in die Rezensionen geben und darüber hinaus einen Eindruck von der vom Verlag für das Buch betriebenen Werbung vermitteln. Des weiteren wurden folgende, für den zu behandelnden Zeitraum relevante Literatur- und Kulturzeitschriften auf Anzeigen, Buchbesprechungen und sonstige Artikel zum Thema durchgesehen: Die Literarische Welt, Die Literatur, Die Neue Bücherschau, Der Querschnitt und Das Tagebuch. Wichtige Aufschlüsse lieferten hier vor allem die in der Literarischen Welt von 1927 - 1929 erschienenen 'Bestseller Listen'.

Über den Kreis der obengenannten systematisch erfassten Zeitschriften hinaus wurden auch einzelne Rezensionen und Artikel aus anderen Publikationsorganen berücksichtigt. Daneben wurde, soweit es sinnvoll war auch später veröffentlichte, für das Thema relevant erscheinende Sekundärliteratur in die Untersuchung mit eingearbeitet. Um einen Eindruck von den 'Bestsellern' zu gewinnen, wurde, so weit wie möglich, ein Einblick in die betreffenden Bücher selbst genommen.

Folgende Rezension erschien in der Zeitschrift Krieg und Literatur IV (Universität Osnabrück 1992), No.7, S. 119-120


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