Werner Lawrenz

Die Anfänge des öffentlichen Büchereiwesens
in Hannover

Rezension


Von den Anfängen im 19. Jahrhundert bis zur Gründung der ersten Staatlichen Beratungsstelle

In Deutschland begann die Entwicklung des ländlichen Büchereiwesens im 19. Jahrhundert, verlief aber recht unsystematisch und keineswegs einheitlich. Die Regierungen der deutschen Staaten zeigten wenig Interesse an der Einrichtung von Volksbibliotheken, und auch die Gemeinden wurden nur vereinzelt aktiv.

Fast alle Büchereigründungen und ihre Erhaltung gingen auf die Initiative von interessierten Einzelpersonen oder Vereinen und Verbänden zurück. Sie waren meistens durch pädagogische oder soziale Überlegungen dazu veranlasst worden. Unter dem Begriff "Volk" verstand man bis zum Ende des 19. Jahrhunderts nur die niederen Schichten, und so wurde die Volksbibliothek wie die Volksbildung insgesamt als eine karitative Institution angesehen.

Die Vereine und Verbände, die sich für die Volksbibliotheken einsetzten, Schenkungen vornahmen oder selbst Büchereien unterhielten, waren in ihrer Ideologie sehr verschieden. Durch ihre Aktivitäten versuchten sie, das Volk für ihre Weltanschauung zu gewinnen. Es engagierten sich besonders konfessionelle Organisationen, Gewerbevereine, die sozialdemokratischen Arbeiterbildungsvereine und zahlreiche bürgerlich-liberale Bildungsvereine unterschiedlichster Größe. Die meisten Vereinigungen waren lokale Einrichtungen und deshalb in ihrer Wirksamkeit sehr begrenzt. Hinzu kam, dass die einzelnen Verbände sich gegenseitig Konkurrenz machten und auf diese Weise die Entwicklung hemmten. Es fehlte der Bewegung an Einheitlichkeit und Kooperation, deshalb entstanden viele kleine, unterschiedlich organisierte Büchereien.


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