Thomas Hapke

Die Zeitschrift für physikalische Chemie

100 Jahre Wechselwirkung zwischen Fachwissenschaft,
Kommunikationsmedium und Gesellschaft

bibliothemata 2

Rezension


Etwa ab 1850 tauchten am Rande der etablierten Gebiete der Chemie neue Ideen und Techniken auf. Diese kulminierten in den achtziger Jahren des Jahrhunderts in der Formulierung einiger einflußreicher Theorien, wie die von Arrhenius und Van't Hoff. Der Widerstand gegen diese neuen Theorien 'scheint eine Hauptrolle bei Ostwalds Initiativen und der schließlichen Entstehung eines eigenen Spezialgebietes gespielt zu haben' (D. O. Edge und M. J. Mulkay). Erst durch die Probleme, physikalisch-chemische Arbeiten in den bestehenden Fachzeitschriften zu veröffentlichen, wie in einem Brief vom Verleger Voss an Ostwald dargestellt, war es nötig, eine eigene Zeitschrift für die physikalische Chemie ins Leben zu rufen. Damit drückte sich ein wachsendes Selbstbewußtsein einer Gruppe von Chemikern aus, die hauptsächlich am Rande des deutschen akademischen Systems, wie in Schweden, in den Niederlanden und in Lettland, arbeitete.

Mit diesen Worten zieht der Autor Thomas Hapke, Fachreferent für Chemie und Verfahrenstechnik an der Universitätsbibliothek der Technischen Universität Hamburg-Harburg, dieses Jubiläumsbuch anläßlich der Gründung der Zeitschrift für physikalische Chemie im Jahre 1887 seine Folgerung.

In seiner Studie fängt er aber damit an, die wissenschaftlichen Zeitschriften von den ersten an (1665, Journal des Scavants und die Philosophical Transactions) aufzuführen, denen erst 1778 eine Zeitschrift in deutscher Sprache folgt: Chemisches Journal für die Freunde der Naturlehre, Arzneygelehrtheit, Haushaltungskunst und Manufacturen. Erst 1820 bekommt der deutsch sprechende und schreibende Chemiker, der sich mit physikalisch-chemischen Themen beschäftigt, seine eigene Zeitschrift: Annalen der Physik und physikalischen Chemie, die aber doch meist von Physikern benutzt wurde. Am 15. Februar 1887 erschien dann erstmals mit erweitertem Titel die Zeitschrift für physikalische Chemie, Stochiometrie und Veiwandtschaftslehre, in der u.a. die großen Chemo-Physiker Ostwald, Van't Hoff und Arrhenius ihre Arbeiten veröffentlichen konnten. Und dann beschreibt Thomas Hapke gründlich die 100-jährige Geschichte. Eine bewegte Geschichte: internationale Konkurrenz, die "Arisierung" der Herausgeber seit 1906, die Akademische Verlagsgesellschaft, eine 'Ost-West-Spaltung' im Jahre 1954 (ab Band 203 in Frankfurt/M eine Neugründung der Akademischen Verlagsgesellschaft und eine 'Neue Folge'), 1979 (Neue Folge, Band 114) eine Internationalisierung mit dem Untertitel International Journal of Research in Physical Chemistry and Chemical Physics, 1987 ein Jubiläumsband und, was noch nicht vorauszusehen war, möglicherweise eine Wiedervereinigung beider Ausgaben.

Weiter hat Thomas Hapke die Herkunft der Autoren der Zeitschrift kritisch geprüft und ist dabei zu sehr interessanten Ergebnissen gekommen. So hat Frankreich lange Jahre keinen einzigen Autor geliefert, während die niederländischen Autoren in ihrer Anzahl direkt den deutschen folgten.

Auch weiter enthält das Buch höchst interessante Bemerkungen, aus welchem Grund wir es besonders zur Lektüre bzw. zum Studium empfehlen.

JAN W. VAN SPRONSEN


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