Arte & Marte

Band 1

Theatrum Belli

Die Schlacht von Höchstädt 1704
und die Schlösser von Schleißheim und Blenheim

Marcus Junkelmann


Aus der Einleitung
Bühne, Schlachtfeld und Schloß. Dies ist also der Stoff, aus dem die Welt der Bühne aufgebaut ist ein Gemisch aus Wirklichkeit und Schein. Und dies ist der Ort, an dem das Spiel abläuft: die Stelle des ungewissen Übergangs zwischen Wirklichkeit und Schein. In einem eigentümlichen Zwischenreich also siedelt sich das Theater an, und dieses Zwischenreich ist es, dem das Barock bis zum Delirium verfallen war. "Richard Alewyn, Das große Welttheater" "Theatrum Belli" - "Theater des Krieges" - ist ein jedenfalls für das Barockzeitalter höchst bezeichnender terminus technicus. Er steht für ein Nebeneinander, Gegeneinander und Ineinander von harter kriegerischer Realität und vielschichtiger Inszenierung, von zynischem Pragmatismus und himmelstürmenden Illusionen, von stolzer Repräsentation und ehrgeizzerfressener Prätention, alles überwölbt vom Leitbegriff der Epoche: Gloria, Gloire, Ruhm."Kriegstheater", das meint einmal ganz trocken und banal den Schauplatz des Geschehens, den Ort realen militärischen Kräftemessens, realen Blutvergießens, realen Sieges und realer Niederlage. Aber auch hier kommt schon der theatralische Charakter des Zeitalters zum Durchbruch. Mit der wohlgeordneten, farbenfrohuniformierten Geometrie der aulbarschierenden Linien und Kolonnen und mit der entfesselten Furie des auf den Aufmarsch folgenden Kampfes, mit fliegenden Fahnen und blitzenden Waffen, mit Pauken- und Trompetenschall, mit Pferdegetobe und Kanonendonner, mit Feuer und Pulverdampf, wird der Krieg inszeniert und inszeniert sich der Krieg selbst zum gewaltigsten, aufwühlendsten und erschreckendsten aller menschlichen Dramen.


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