libri nigri
Das Programm einer neuen Schriftenreihe

L I B R I   N I G R I

im Verlag Traugott Bautz

Hans Rainer Sepp (Karls-Universität Prag) hat beim Verlag Traugott Bautz, ansässig in Nordhausen in Deutschland, zwei neue Buchreihen gegründet, die dieses Jahr an den Start gehen. Die Reihen zeichnen sich durch einige besondere und außergewöhnliche Eigenschaften aus, für die nicht zuletzt schon die Namen der Buchreihen Zeugnis ablegen. Die erste Buchreihe nennt sich "Libri nigri - Denken über Grenzen". Die dort publizierten "schwarzen Bücher" treffen sich an "Orten, an denen die Grenzen von Wirklichkeitsbereichen, Standpunkten, Fachrichtungen sowie Kultur- und Wissenstraditionen in den Blick geraten und ihre Voraus­setzungen verhandelbar werden". Es sollen Bücher sein, die dem intellektuellen "Experiment" gerecht werden und daher nicht unbedingt den Zwängen eines Mainstream-Denkens Folge leisten. Es sind Bücher, denen es erlaubt ist, das Zentrum zu verlassen und von den Grenzen her zu denken. Vielleicht könnte man wagemutig, aber in einem dezidiert positiven Sinne auch von einem grenzgängerischen Denken sprechen. In dieser Reihe sind derzeit bereits 26 Buchpublikationen in Planung. Thematische Schwer­punkte umfassen die Phänomenologie, Hermeneutik und die interkulturelle Philosophie. Von Peter Schwankl ist beispielsweise eine Studie über die Phänomenologie des Diplomatischen in Vorbereitung. Von Tatiana Shchyttsova wird ein Tagungsband zur Intergenerativen Erfahrung veröffentlicht werden. Er verhandelt das auch in der Phänomenologie nach wie vor unterrepräsentierte Thema Alter bzw. das Verhältnis der Generationen zueinander. Gleichfalls mit einem ungewöhnlichen Thema befasst ist die Edition einer Vorlesung von Helmuth Vetter an der Universität Wien aus dem Jahr 1986 mit dem Titel Philosophie und/oder Wahnsinn. Von Suzi Adams The World between Ontology and Phenomenology darf ein Buch über Cornelius Castoriadis und Johann P. Arnason erwartet werden. Eröffnet wird die Reihe mit einer Studie vom Reihenherausgeber Hans Rainer Sepp selbst. Diese trägt den Titel confrontatio. Die Grenze denken und macht es sich zur Aufgabe, eine Neuinterpretation des Begriffs der Grenze in phäno­menologischer Perspektive vorzustellen. Diese und andere Publikationen dürfen mit Spannung erwartet werden.

Die zweite Buchreihe heißt "libri virides", die "grünen Bücher", was auch mit "junge" oder "frische Bücher" wiedergegeben werden kann. Diese Buchreihe legt ihren Fokus gemäß ihrem Namen auf junge AutorInnen: "Die libri virides versammeln auf den Gebieten der Philosophie und der philosophisch inspirierten Wissenschaften herausragende Texte junger Autorinnen und Autoren. Mit ihnen soll ein Forum bereit stehen, das die Ideen und die For­schungsergebnisse einer neuen Generation vorstellt." Damit wird ein wichtiger Schritt in Sachen Förderung von Jungwissen­schaftlerInnen getan. In Zeiten eines immer schwieriger werdenden Publikationsmarktes ist eine solche wissenschaftliche Buchreihe von besonderem Wert für alle zukünftige Philosophie. Dass allerdings eine solche Initiative gerade von Hans Rainer Sepp ins Leben gerufen wurde, wundert wiederum weniger. Sepp hat sich Zeit seines wissenschaftlichen Arbeitens nicht nur um eine Öffnung der Phänomenologie in Richtung Interkulturalität bemüht und dort insbesondere den asiatischen Raum mit ihren neueren phänomenologischen Entwicklungen erschlossen, seine spezifische Leistung besteht auch in der fortdauernden und unermüdlichen Förderung junger Phänomenologinnen und Phänomenologen. Diese Reihe verleiht diesem Bemühen einmal mehr Ausdruck. Bis dato sind 10 Bände in dieser Reihe geplant. Sie wird mit zwei Sammelbänden von Matthias Flatscher und Iris Laner zum Thema Neue Stimmen der Phänomenologie eröffnet. Ein Buch von Johannes Preusker beschäftigt sich mit Marsilio Ficinos Studie Über die Liebe. Von Julia Schindler wird eine Interpretation der in Bochum lehrenden Phänomenologin Käte Meyer-Drawe über Maschinen und Menschen erscheinen - um auch hier nur eine Auswahl von Publikationen der "libri virides" zu nennen."

Silvia Stoller in "Journal Phänomenologie", Wien 2011

Herausgeber der Reihe:

Prof. Dr. Hans Rainer Sepp

Wissenschaftlicher Beirat:

  • Suzi Adams - Adelaide
  • Babette Babich - New York
  • Kimberly Baltzer-Jaray - Waterloo, Ontario
  • Damir Barbaric - Zagreb
  • Marcus Brainard - London
  • Martin Cajthaml - Olomouc
  • Mauro Carbone - Lyon
  • Chan Fai Cheung - Hong Kong
  • Cristian Ciocan - Bucuresti
  • Ion Copoeru - Cluj-Napoca
  • Renato Cristin - Trieste
  • Riccardo Dottori - Roma
  • Eddo Evink - Groningen
  • Matthias Flatscher - Wien
  • Dimitri Ginev - Sofia
  • Jean-Christophe Goddard - Toulouse
  • Andrzej Gniazdowski - Warszawa
  • Ludger Hagedorn - Wien - Praha
  • Terri J. Hennings - Freiburg
  • Seongha Hong - Jeollabukdo
  • Edmundo Johnson - Santiago de Chile
  • René Kaufmann - Dresden
  • Vakhtang Kebuladze - Kyjiw
  • Dean Komel - Ljubljana
  • Pavlos Kontos - Patras
  • Kwok-ying Lau - Hong Kong
  • Mette Lebech - Maynooth
  • Nam-In Lee - Seoul
  • Balázs Mezei - Piliscsaba
  • Rosemary R. P. Lerner - Lima
  • Monika Malek - Wroclaw
  • Viktor Molchanov - Moskwa
  • Liangkang Ni - Guanghzou
  • Cathrin Nielsen - Frankfurt am Main
  • Ashraf Noor - Jerusalem
  • Karel Novotný - Praha
  • Luis Román Rabanaque - Buenos Aires
  • Gian Maria Raimondi - Pisa
  • Kiyoshi Sakai - Tokyo
  • Javier San Martín - Madrid
  • Alexander Schnell - Paris
  • Marcia Schuback - Stockholm
  • Agustín Serrano de Haro - Madrid
  • Tatiana Shchyttsova - Vilnius
  • Olga Shparaga - Minsk
  • Michael Staudigl - Wien
  • Georg Stenger - Wien
  • Silvia Stoller - Wien
  • Ananta Sukla - Cuttack
  • Toru Tani - Kyoto
  • Detlef Thiel - Wiesbaden
  • Lubica Ucnik - Perth
  • Pol Vandevelde - Milwaukee
  • Chung-Chi Yu - Kaohsiung
  • Antonio Zirion - México City - Morelia

Lektorat:

Die libri nigri werden am Mitteleuropäischen Institut für Philosophie Prag herausgegeben
www.sif-praha.cz


Die libri nigri treffen sich bevorzugt an Orten, an denen die Grenzen von Wirklichkeitsbereichen, Standpunkten, Fachrichtungen sowie Kultur- und Wissenstraditionen in den Blick geraten und ihre Voraussetzungen verhandelbar werden. Begründungsabsichten nachzuspüren, gilt hier mehr, als Begründungen zu suchen, das wagende Experiment mehr als die gültige Schablone, die störende Bewegung mehr als der Drang nach Absicherung. Da die Orte für entscheidende Bewegungen meist Ränder und nicht Zentren sind und da Grenzen nicht einfach nur begrenzen, sondern vor allem Potentiale des Anderen und Fremden bergen, wird sich die Reihe auch dem Terrain des Utopischen nicht verweigern.

The libri nigri meet preferentially at sites where the boundaries of realities, standpoints, disciplines as well as cultural traditions and traditions of knowledge come into view and where their assumptions are negotiable. To trace their intentions of reasoning is more important than the search for the reasons themselves; the daring experiment means more than the effectual model; disturbing action more than the drive towards safeguarding. Since the sites for decisive action are found mostly on the fringes and not at the centers and since boundaries not only function as limits but also simultaneously cover up the potential for difference and otherness, this series will also not refrain from entering the terrain of the Utopian.

1 Hans Rainer Sepp
Über die Grenze
Prolegomena zu einer Philosophie des Transkulturellen

Es sind zwei Momente, die schon in den Anfängen der Phänomenologie hervortreten und den Motor ihrer Bewegung in Gang halten. Diese beiden Momente betreffen die Problematik des Horizonts als solchen - die Frage nach der Grenze einmal als der Randzone jeglichen phänomenalen Sinns und zum anderen als dem Ende von Sinn überhaupt, mit einem Wort: das Problem des Meontischen und dasjenige des Realen. In der Auffindung beider Momente geht Phänomenologie an die Grenze ihrer selbst und verwirklicht im realen Dialog ihrer Phänomenologien den Stimulus ihrer Bewegung. In eins damit erschließt sich eine radikale, im leiblichen Zur-Welt-Sein gründende Perspektive, in der die Bedingung transkulturellen Bezugs aufleuchtet. Dieses Buch rekonstruiert die Frühgeschichte dieser Bewegungsgestalt und schließt mit dem Entwurf zu einer im Kontext einer Philosophie der Transkulturalität verorteten neuen Daseinsanalyse.

Der Autor: Hans Rainer Sepp ist Direktor des Mitteleuropäischen Instituts für Philosophie an der Fakultät für Humanwissenschaften der Karls-Universität Prag.

2 Yoshiko Oshima
Zen - anders denken?
Zugleich ein Versuch über Zen und Heidegger

Dieser Band lotet die Nähe und die Ferne aus, die zwischen Heidegger und Zen bestehen. Die Untersuchung schlägt, methodisch abgesichert, einen Weg ein, der bei den beiden voneinander nicht zu trennenden zentralen Begriffen Heideggers, der ontologischen Differenz und dem Nichts, einsetzt und vom Nichts zur ontologischen Differenz führt. Dies entspricht der Weise, wie Heidegger selbst seinen Denkweg in Sein und Zeit (1927) konzipiert, indem er sich an der Frage nach dem Nichts (1929) orientiert und erst viel später zur Behandlung der Frage nach der Sprache gelangt. Heideggers Frage nach dem Nichts brachte die Verfasserin in einer existenziellen Krise dazu, sich mit dem zentralen Begriff des Zen, dem Nichts - japanisch Mu -, im Kontext des Kôan auseinanderzusetzen und unter Leitung des bekannten Zen-Meisters Sôen Nakagawa in einem im 18. Jahrhundert gegründeten Zen-Kloster in Mishima/Japan kurz und intensiv Zen-Meditation zu üben. Dabei erlangte sie einen denkerischen Durchbruch, der es ihr ermöglichte, vom Wesen der Sprache letztlich in die Sprache des Wesens hineinzuspringen. Und sie erkannte: Trotz seiner Nähe zum Zen vollzog Heidegger nicht den letzten Schritt, den Zen noch unternimmt, nämlich die Rückkehr zum mitmenschlichen Alltag.

Die Autorin: Yoshiko Oshima ist eine japanische Philosophin, die in Nara und Kyoto Philosophie, vor allem das Denken Martin Heideggers, studiert hatte. Nach ihrer entscheidenden Zen-Erfahrung vertiefte sie an der Universität Freiburg im Breisgau ihr Studium von Heideggers Denken. In deutscher Sprache hat sie neben dem hier in zweiter Auflage erscheinenden Band Zen - anders denken? noch das Buch Nähe und Ferne. Mit Heidegger unterwegs zum Zen (1998) veröffentlicht; in japanischer Sprache erscheint seit 1999 eine Reihe von Aufsätzen von ihr in den Institutsverlagen von Universitäten wie Kyûshû (Fukuoka), Gakushûin und Méiji (beide Tokyo). Sie hielt zahlreiche Vorträge in Deutschland, der Schweiz, der Tschechischen Republik und Japan. Sie ist heute Dozentin für Japanisch an der Universität Freiburg und veranstaltet an der Zen-Akademie Freiburg e. V. Seminare zu Heidegger und Zen.

3 Max Lorenzen
Philosophie der Nachmoderne
Die Transformation der Kultur - Virtualität und Globalisierung
Herausgegeben von Cathrin Nielsen

"Die Philosophie nähert sich einer nachmodernen Metaphysik nicht, weil sie eine neue Einheit von Erkenntnis und Existenz schüfe, sondern indem sie eine Spannung des Zugleich, als Dehnung, erzeugt, deren Rätselhaftigkeit zur Struktur nachmoderner Gedankenbewegungen wird. Was jetzt Gedanke ist, ist komplexes Produkt einer über sich hinausgreifenden Selbstreduzierung. In ihm findet keine Inspiration als Einheit von Untergang und Neugeburt mehr statt, vielmehr wird sie nun, in der Anschauung der Paradoxität des Daseins, zur monadologischen Begegnung mit dem ihr Fremden. Dieses Fremde eben ist dasjenige in der verbleibenden Autonomie des Denkens, das in seiner Gegenspannung als Unwägbares erscheint - es ist das Stumme, das Warum, die Frage selber, auch das Gleichgültige, und hierin das Movens der Reflexion, Quellpunkt ihrer Lebendigkeit und Daseinsbejahung wie auch ihrer Vergeblichkeit."

Max Lorenzen (1950-2008) war freier Publizist und Privatgelehrter. 1997 gründete er gemeinsam mit Helmut Welger den Verein "philoSOPHIA", seit 2000 war er Herausgeber des online erscheinenden "Marburger Forums". Lorenzens zahlreiche Bücher, Aufsätze und Rezensionen galten dem Projekt einer "Philosophie der Nachmoderne", an der er bis zu seinem plötzlichen Tod arbeitete. Der vorliegende Band bietet den ausgearbeiteten, wenn auch jäh abbrechenden Nachlasstext zu diesem Projekt.

Die Herausgeberin: Cathrin Nielsen arbeitet als Freie Lektorin für Philosophie in Frankfurt am Main (www.lektoratphilosophie.de).

4 Friedrich G. Wallner und Hisaki Hashi (Hg.)
Globalisierung des Denkens in Ost und West
Resultate des Österreichisch-Japanischen Dialogs

Das Faktum der Globalisierung verlangt heute eine Erneuerung der Epistemologie. Für deren Neukonzeption kann eine intensive Aus­einandersetzung zwischen un­ter­schiedlichen Denkweisen von Ost und West einen grundlegenden philosophischen Beitrag leisten. Dem kritisch-reflexiven Denken der Komparativen Philosophie kommt dabei besondere Bedeutung zu. An der Tangente unterschiedlicher Denksysteme eröffnet sich so die Perspektive einer inter­disziplinären Forschung, welche die Kraft hat, für die Philosophie in einer globalisierten Welt den Weg zu bahnen. Die Beiträge dieses Bandes stellen Etappen dieses Weges vor.

Die Herausgeber: Univ.-Prof. Dr. (i. R.) Friedrich G. Wallner arbeitet als Vertreter des "Konstruktiven Realismus" auf den Gebieten der Wissenschaftstheorie und Epistemologie. Beide Personen erhielten den Theodor-Körner-Preis der Republik Österreich. Univ.-Doz. MMag. Dr. Hisaki Hashi, ist Expertin für Komparative Philosophie und Interdisziplinäre Forschung an der Universität Wien.

5 Ales Novák
Heideggers Bestimmung des Bösen

Das Denken Martin Heideggers (1889-1976) ist ontologisch ausgerichtet, und so behandelt auch die vorliegende Schrift genuin "ethische" Fragen wie die Frage nach dem Ursprung und Wesen des Bösen aus der Perspektive des "Seinsdenkens". Heideggers eigene Auffassung des Bösen als des (In)Grimmes orientiert sich an Schellings Philosophischen Untersuchungen über das Wesen der menschlichen Freiheit (1809). Deshalb wird sowohl Schellings Schrift als auch Heideggers Deutung detailliert dargestellt, um auf diese Weise alle Grundzüge von Heideggers Bestimmung des Bösen aufzuhellen.

Aus Heideggers Textkorpus werden neben der beiden Schelling­auslegungen Abhandlungen aus dem Zeitraum 1945-1946 in Betracht gezogen sowie ein Textpassus aus den Zollikoner Seminaren. Am Beispiel der Wesensbestimmung des Bösen werden gleichzeitig die Grenzen von Heideggers "Seinsdenken" aufgezeigt.

Der Autor: Aleš Novák (geb. 1975) ist Dozent für Philosophie an der Karls-Universität Prag, Tschechische Republik.

6 André Julien S. E. Faict
Die anthropologischen Voraussetzungen des interkulturellen Dialogs

Es gehört zu den Eigentümlichkeiten der Wirkungsgeschichte der komparativen Philosophie, dass Hajime Nakamura (1,2-1999) bisher nur die Beachtung gefunden hat, die ihm aufgrund seiner indologischen und buddhologischen, aber nicht philosophischen Leistungen zukommt. Dieses Buch soll dazu beitragen, in anthropologische Voraussetzungen des interkulturellen Dialogs einzuführen, und zwar im Sinne eines Wegweisers zu Nakamuras interkulturell orientierten komparativ-philosophischen Hauptwerken. Nakamuras zentrales interkulturelles Anliegen "vom Standpunkt einer Weltintention" aus hat den Autor dazu veranlasst, diese Fragestellung zunächst im Nachvollzug der historischen Problementfaltung bei Dilthey, Misch, Bollnow und Plessner zu verfolgen. Es werden Themen wie die Erkenntnisanthropologie Diltheys, das Problem der Unergründlichkeit sowie das Ausdrucksproblem bei Dilthey, Misch und Plessner untersucht. Abschließend wird der interkulturelle Dialog auf seine erkenntnisanthropologischen und hermeneutischen Voraussetzungen hin befragt. Das zentrale Anliegen dieser interkulturell philosophischen Arbeit ist, die Explikation der Bewegung von der Anthropologie zur Hermeneutik sichtbar zu machen.

André Julien S. E. Faict (geb. 1977 in Belgien) studierte Ostasienkunde, Philosophie und Religionswissenschaften an den Universitäten Gent und Köln sowie, als Stipendiat der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) an der Ludwig-Maximilians-Universität und der Hochschule für Philosophie (SJ) in München. Er promovierte 2010 in München und bekleidet seit 2011 ein Lehramt für Philosophie und Moral. Seine Schwerpunkte sind die japanische Philosophie (insbes. Buddhismus und Kyôto-Philosophie), Anthropologie, Hermeneutik (insbes. interkulturelle Philosophie) sowie Phänomenologie (insbes. Phänomenologie der Religion). Zusammen mit K. Ueno veröffentlichte er den Band: Interkulturalität im Denken Hajime Nakamuras, 2006.

7 Peter Schwankl
Diplomatisches Verhalten
Ein phänomenologischer Versuch über das Wesen des Diplomatischen
Herausgegeben von Georg Lechner

Das Diplomatische ist eine Eigenschaft der Person, keine Eigenschaft der Gesellschaft. Wie aber kann der eine die Wirklichkeit des anderen erfassen? Ist Individualität unauswechselbar und unwiederholbar, oder gibt es Kommunikationsbrücken zum Anderen? Ist intersubjektive Annäherung durch einen atmosphärischen Bereich von Sympathie möglich? Wann ist der Andere nicht mehr Mittel zu eigenen Zwecken, sondern in seiner Würde Selbstzweck? Vermittelt diplomatisches Verhalten zwischen dem Individuum und der Gesellschaft auf der Basis "verbindender Formen"? Ist Diplomatie die womöglich einzige Methode, politische Probleme ohne Gewalt zu lösen? Ist die erste diplomatische Tugend die Wahrheitsliebe? Warum greift die Definition von Diplomatie als institutionellem Instrument außenpolitischer Interessen zu kurz? Und fällt bei alldem diplomatisches Verhalten nicht "wesenhaft in den Bereich der existentiellen und nicht der völkerrechtlichen, außenpolitischen, verwaltungstheoretischen, institutionssoziologischen Problematik", wie der Autor klar definiert?

Mit solchen Fragen und Thesen hat Peter Schwankl in seiner hier zum ersten Mal publizierten Untersuchung den gesamten Bereich des Diplomatischen in seinen historischen institutionellen, sozialen und interpersonalen Dimensionen aus psychologischer, philosophischer, soziologischer und politischer Sicht aufgerollt. Dabei konnte er sich auf Forschungsarbeiten von Helmuth Pleßner, Severus Clemens, Heinrich Wildner und Harold Nicolson oder Ernest Satow, aber auch Henry Kissinger beziehen; für weitere problemgeschichtliche Zusammenhänge berief er sich insbesondere auf zentrale Begriffe wie den "Ernst" und die "indirekte Mitteilung" bei Sören Kierkegaard, die "Sozialsphäre" bei Max Scheler, "soziale Begrenzung" bei Georg Simmel, auch Verweise auf die besondere Stellung des Funktionärtums bei Josef Stürmann und die Dimension des Absurden bei Albert Camus fehlen nicht. Methodisch folgt die Untersuchung im Sinne von Alexander Pfänder dem phänomenologischen Verfahren.

Der Autor: Peter Schwankl (1930-1981) studierte Philosophie und Psychologie sowie Physik und Mathematik an der Universität München. Er promovierte bei Josef Stürmann, Schüler von Alexander Pfänder, mit einer systematischen Arbeit über das Unbewusste. Nach einer Assistentenzeit absolvierte er ein Studium der Internationalen Beziehungen am Bologna Centre of the School of Advanced International Studies of the John Hopkins University und der Politischen Wissenschaften an der Universität München. Anschließend wirkte er am German Department der University of the Punjab in Lahore (Pakistan) und war Leiter des dortigen Deutschen Kulturinstituts. Nach einer Tätigkeit im Auswärtigen Dienst auf diplomatischen Posten (Presse, Kultur) in Westafrika und Südostasien engagierte er sich ab 1966 in der Friedrich Ebert Stiftung im Bereich der internationalen Beziehungen.

Der Herausgeber: Georg Lechner war langjähriger Leiter von Goethe-Instituten in Asien, Nordamerika und Europa und ist Buchautor, Übersetzer, Essayist und Dokumentarfilmer. Er ist u. a. Initiator der "East-West Encounters" Bombay und Vorstandsmitglied des Indien-Instituts München.

8 Paul Janssen
Vom zersprungenen Weltwerden

Sprachlichkeit als Sprachvermöglichkeit genommen - sofern sie zu verschiedenartigen weltverwandelnden Realisierungen führen kann - treibt irgendwann den Kampf zwischen Genügen und Ungenügen von Menschenwelt und Welt hervor. Er ist im geschichtszeitlichen Weltwerden virulent, nachdem sich in ihm der Aufgang der Sprachlichkeit in einer objektiv wissbaren, den bisherigen Weltzusammenhang sprengenden Weise zugetragen hat. Als Quelle dieses Kampfes verhindert die Sprachlichkeit zugleich seine eindeutige Entscheidung. Er macht auf allen Ebenen die Art von Lebendigkeit aus, die der Welt eigen ist. Welche Folgen hat er, wenn man die Welt als ganze in den Blick zu nehmen versucht?

Es geht nicht darum, die Entscheidung dieses Kampfes in einer Harmageddon-Schlacht herbeizuführen. Solcher Verderbtheit menschlichen Vorstellens stehe entgegen, dass das Treiben all dessen, was in der Welt um machtvollen Bestand, um Ausbreitung und Anerkennung kämpft - mit allen ihm zugehörigen Entsetzlichkeiten -, nicht angetastet werden soll, sofern das zu weltbezüglichen Differenzbildungen nötigt. Will man eine Entscheidung nicht-welthafter Art offen halten, bedarf es einer gegen die Sprachvermöglichkeit und gegen fundamentale Möglichkeiten ihrer Weltbestimmungen und Weltbildungen gerichteten Wendung, durch welche die der Welt innewohnende Insuffizienz in eine radikale Nichtigkeit hingesteigert wird. Von ihr aus sind einige Phänomene, die sich an lebendigen Sprachwesen als Weltvorkommnisse finden, in einen Blickwinkel zu rücken, welcher der Welt fremd ist, damit sie für ein Namensscheues durchlässig werden, das mit der Welt unverträglich ist - wogegen Religionen um ihrer Weltbestandsfähigkeitswillen verstoßen müssen. Es ist daher Welthaftes so in eine Bestimmtheit hineinzudenken, dass welthaft Unmögliches sich als ein alle Differenzen zur Welt von sich Abweisendes melden könne - wenn es dies denn täte. In sprachlicher Entstelltheit könnte man versucht sein zu sagen: Einer unbedingten Liebe als welthaft Unmöglichem sei es nicht verwehrt - damit sie nicht von der Welt ausgesperrt werde -, dass sich von ihr her eine darum unbekümmerte Welt als untragbar ausnehme, weil sie Geliebtes und zu Liebendes in ein nicht enden könnendes, Schmerz zurücklassendes Nichtsein entzieht. Denn zu leben ist ein hinnehmendes Haften an dem, was fast nicht ist und dabei die des Nichts würdige Selbstherrlichkeit des Weltwerdens dokumentiert.

In dieser Perspektive ist die Welt in ihrer Art von Selbstgenügsamkeit auf dem Umweg über die europäische Geschichte wieder zu dem geworden, was sie ist; was sie immer auch in geschichtlicher Unberührtheit gewesen ist, aber zugleich in den Weltbildungen der lebendigen Sprachwesen nie gewesen ist; als was sie erst jetzt entschieden gewusst wird. Bejaht man das, so hat sich die Welt aus der Art von Sprachgläubigkeit herausgedreht, welche die Geschichte Europas dominiert hat und die zäh weiterlebt.

Der Autor ist Professor im Ruhestand an der Universität zu Köln. Er hat in den letzten Jahren die Phänomenologie in den Horizont des Themas Weltwandel und Sprachwandel gerückt.

9 Constantin Noica
De dignitate Europae
Aus dem Rumänischen übertragen von Georg Scherg und herausgegeben von Madalina Diaconu

Constantin Noica (geb. 25.07.1909 in Vitanesti, Kreis Teleorman, gest. 04.12.1987 in Sibiu/Hermannstadt) zählt zu den bedeutendsten rumänischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Promotion in Philosophie in Bukarest mit der Doktorarbeit Skizze für eine geschichtliche Darstellung des "Wie ist etwas Neues überhaupt möglich", arbeitete er von 1941-1944 als Philosophie-Referent am Rumänisch-Deutschen Institut in Berlin - Anlass für ihn, in Freiburg im Breisgau, die Vorlesungen Martin Heideggers zu besuchen. Nach Machtübernahme durch das kommunistische Regime stand er von 1949 bis 1958 in Câmpulung-Muscel unter Hausarrest und war von 1958 bis 1964 politischer Gefangener. Anschließend, in den Jahren 1965-1975, arbeitete er als Forscher am Institut für Logik der Rumänischen Akademie. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er in Paltinis, einem Luftkurort in der Umgebung von Hermannstadt, wo er eine reichhaltige Wirksamkeit entfaltete. Wichtigste Werke: Jurnal filosofic (Philosophisches Tagebuch, 1944), Despartirea de Goethe (Abschied von Goethe, 1976), Sentimentul românesc al fiintei (Das rumänische Seinsgefühl, 1978), Sase maladii ale spiritului contemporan (Sechs Gebrechen des zeitgenössischen Geistes, 1978), Devenirea întru fiinta (Das Werden zum Sein, 1981), Scrisori despre logica lui Hermes (Briefe zur Logik des Hermes, 1986).

De dignitate Europae enthält eine Reihe von Beiträgen, die in deutscher Übersetzung erstmals gesammelt 1988 in Rumänien erschienen. Das Buch erzählt die Kulturgeschichte Europas neu als Abfolge grammatikalischer Kategorien, vom Substantiv bis zur Präposition, und zeigt die stilistische Prägnanz Constantin Noicas, der seine Philosophie einer breiteren Leserschaft zugänglich zu machen verstand. Eine aktuelle Einführung zu dieser Wiederauflage soll den Zugang zu einem Denker erleichtern, der, historisch bedingt, zu Unrecht noch immer zu wenig über seine Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

Der Übersetzer Georg Scherg (1917-2002) ist ein nach der Wende 1990 ausgesiedelter, deutschsprachiger Schriftsteller aus Rumänien. Die Herausgeberin Madalina Diaconu (geb. 1970 in Bukarest) ist Privatdozentin für Philosophie an der Universität Wien.

10 Constantin Noica
Briefe zur Logik des Hermes
Aus dem Rumänischen übertragen von Stefan Moosdorf und Christian Ferencz-Flatz

Constantin Noica (geb. 25.07.1909 in Vităneşti, Kreis Teleorman, gest. 04.12.1987 in Sibiu/Hermannstadt) zählt zu den bedeutendsten rumänischen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Nach seiner Promotion in Philosophie in Bukarest mit der Doktorarbeit Skizze für eine geschichtliche Darstellung des "Wie ist etwas Neues überhaupt möglich", arbeitete er von 1941-1944 als Philosophie-Referent am Rumänisch-Deutschen Institut in Berlin - Anlass für ihn, in Freiburg im Breisgau, die Vorlesungen Martin Heideggers zu besuchen. Nach Machtübernahme durch das kommunistische Regime stand er von 1949 bis 1958 in Câmpulung-Muscel unter Hausarrest und war von 1958 bis 1964 politischer Gefangener. Anschließend, in den Jahren 1965-1975, arbeitete er als Forscher am Institut für Logik der Rumänischen Akademie. Die letzten zwölf Jahre seines Lebens verbrachte er in Păltiniş, einem Luftkurort in der Umgebung von Hermannstadt, wo er eine reichhaltige Wirksamkeit entfaltete. Wichtigste Werke: Jurnal filosofic (Philosophisches Tagebuch, 1944), Despărţirea de Goethe (Abschied von Goethe, 1976), Sentimentul românesc al fiintei (Das rumänische Seinsgefühl, 1978), Şase maladii ale spiritului contemporan (Sechs Gebrechen des zeitgenössischen Geistes, 1978), Devenirea întru fiintă (Das Werden zum Sein, 1981), Scrisori despre logica lui Hermes (Briefe zur Logik des Hermes, 1986).

Die Übersetzer: Stefan Moosdorf studierte Romanistik und Slavistik in Köln und ist seit 2006 freier Übersetzer in Bukarest mit Schwerpunkt Belletristk. Christian Ferencz-Flatz ist Forscher im Fach Philosophie am Alexandru-Dragomir-Institut / Rumänische Gesellschaft für Phänomenologie, Bukarest. 2008 promovierte er mit der Arbeit Situation und Relevanz. Zur Destruktion des Wertbegriffes bei Martin Heidegger an der Universität Bukarest. Übersetzungen ins Rumänische von Werken Heideggers (Ontologie. Hermeneutik der Faktizität) und Husserls (Logische Untersuchungen, zusammen mit I. Tanasescu und B. Olaru), Ideen zu einer reinen Phänomenologie und phänomenologischen Philosophie. Erstes Buch).

11 Ananta Charan Sukla (Ed.)
Art and Expression
Contemporary Perspectives in the Occidental and Oriental Traditions

The present work addresses the issue of Expression in its rise with the humanism of the Romantic era and fall with the postmodernist attack on the Cartesian subject. A distinguished team of international scholars focus this key concept in philosophical aesthetics and literary theory from interdisciplinary perspectives in both the Western and Eastern traditions. Against all odds, having lost its humanist platform, Expression still stands on its own merit as a critical concept explaining the artwork in all its genres. The book appeals to the graduate students, advanced scholars and faculty in philosophy and criticism of the arts, art history and cultural studies.

The editor: Ananta Charan Sukla, formerly professor and Head of the Department of English at Sambalpur University, has been visiting professor at the Institute of Aesthetics, University of Uppsala. He is an eminent philosopher of art, religion and language, the founder editor of Journal of Comparative Literature and Aesthetics (inception 1978), an Honorary Associate of the LORO International Study Group in Comparative Aesthetics at the University of Siena, a member of the editorial Board of the Internet Journal Contemporary Aesthetics. His numerous publications include The Concept of Imitation in Greek and Indian Aesthetics (1977), Esthetica Indiana Contemporanea (1996), Art and Representation (2001), Art and Experience (2003), Art and Essence (with Stephen Davies, 2003), Sridharasvámi: A Medieval Philosopher of Religion (2010), Visvanatha Kaviraja: A Medieval Sanskrit Theorist(2011).

12 Dean Komel
Den Nihilismus verwinden
Ein slowenisches Postscript zum 20. Jahrhundert

Der slowenische Philosoph Dean Komel widmet sich in seinem Buch einer Besinnung auf das Phänomen des Nihilismus - nicht nur in der Weise, wie dieses sich in der Philosophie zu Wort meldet, sondern auch auf den Gebieten der Geisteswissenschaften sowie von Kunst, Politik und Gesellschaft, also in der europäischen Gegenwart überhaupt. Seine Erörterung trägt den Stempel der spezifischen Erfahrung, die Slowenien mit dem Nihilismus des 20. Jahrhunderts gemacht hat. Dabei zeigt sich, dass die Auseinandersetzung mit der nihilistischen Geschichtlichkeit eine sowohl für Slowenien als auch für Europa zentrale Bedeutung erhält, als eine Auseinandersetzung, die ein Gespräch über Zukunft erst möglich macht. Die Annahme, dass die gegenwärtige europäische und globale gesellschaftliche Krise nur ökonomisch bedingt sei, wirkt vor diesem Hintergrund reduktiv und stößt auf Renitenz, besonders was den Sinn des menschlichen Daseins angeht.

Der Autor: Dean Komel ist Professor für gegenwärtige Philosophie und Philosophie der Kultur an der Universität Ljubljana. In deutscher Sprache erschienen von ihm die Bücher Tradition und Vermittlung. Der interkulturelle Sinn Europas (2005) und Intermundus. Hermeneutisch-phänomenologische Entwürfe (2009); außerdem gab er die Sammelbände Annäherungen. Zur hermeneutischen Phänomenologie von Sein und Zeit (1999, Hrsg.) und Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik (2004) heraus.

13 Tatiana Shchyttsova (Hg.)
In statu nascendi
Geborensein und intergenerative Dimension des menschlichen Miteinanderseins

Im Kontext des demographischen Wandels ist das Verhältnis zwischen den Generationen zu einer akuten sozial-politischen und sozialökonomischen Frage geworden - und dies zu einer Zeit, da Strategien zu einer künstlichen Verjüngung des menschlichen Organismus mehr und mehr die Norm des alltäglichen Lebens definieren. Vor diesem Hintergrund widmet sich der Band der Erforschung der intergenerativen Dimension des menschlichen Miteinanderseins und behandelt so grundlegende Phänomene wie das Geborensein, die generative Bezogenheit des Menschen und das Verhältnis zwischen den Generationen bzw. zwischen Jungen und Alten, Erwachsenen und Kindern. Die Autorinnen und Autoren des Bandes knüpfen an die Einsicht an, dass die Möglichkeiten wie auch die Probleme, vor denen wir heute angesichts sozialer Umformungen und medizinisch-technischer Innovationen stehen, neue Antworten auf die Frage erfordern, welche Bedeutung die intergenerative Differenz für das individuelle wie auch soziale Leben besitzt. Dabei gilt es auf zwei Tatsachen und ihren wesentlichen Zusammenhang einzugehen: dass wir unsere Lebenswelt intergenerativ teilen und dass mich das Vorkommnis der Geburt auf eine unhintergehbare Art und Weise zu einer / einem Beteiligten an der intergenerativ konstituierten Lebenswelt macht.

Der Band, den eine explizit phänomenologische Ausrichtung kennzeichnet, führt mit der Viel-Seitigkeit seiner Analysen vor, inwieweit die phänomenologische Philosophie gerade kraft ihrer diversen Ansätze zu einer Klärung dieser äußerst komplexen Problematik der Intergenerativität beitragen kann.

Die Herausgeberin: Tatiana Shchyttsova ist Professorin für Philosophie und Leiterin des Forschungszentrums für Philosophische Anthropologie an der European Humanities University in Vilnius, Litauen.

14 Chung-Chi Yu and Kwok-ying Lau (Eds.)
Phenomenology and Human Experience

Phenomenology and Human Experience is a volume of eleven essays generated from part of the works presented at "Border-Crossing: The 4th International Conference of P.E.A.CE (Phenomenology for East-Asian CirclE)" held in December 2010 at the National Sun Yatsen University, Taiwan. The themes treated include: interconnection between ethical space and space of truth, freedom in the biotechnologically enhanced world, wildnature facing the extension of urbanization, landscape as a way of thinking and living, Husserl's meditation on death, the subtle difference between Heidegger's and Gadamer's hermeneutics, Merleau-Ponty's reversibility thesis revisited, Patočka's phenomenology of body and subjective movement, and Edith Stein's phenomenology of education. They are original contributions or renewed reflections from East-Asian phenomenologists, joined by their Western colleagues, on the most divergent aspects of human experience. This is another concrete proof that more than a century since its emergence on German soil, phenomenology has spread across linguistic and geographical borders to become one of the most vibrant global philosophical movements.

The editors: Chung-Chi Yu is Professor at the Institute of Philosophy, National Sun Yatsen University of Taiwan, and currently Director of the Institute. - Kwokying Lau is both Professor at the Department of Philosophy and Director of the Edwin Cheng Foundation Asian Centre for Phenomenology at The Chinese University of Hong Kong.

15 Daniel Aebli
Wie modern ist die Antike?
Studien und Skizzen zur Altertumswissenschaft

Seitdem Huntingtons Prognose vom "Kampf der Kulturen" am 11. September 2001 aktualisiert wurde, scheint Fukuyamas "Ende der Geschichte" definitiv verschoben, und nach der Schuldenkrise bedeutet auch Spenglers "Untergang des Abendlandes" mehr als ein auflagesteigerndes Schlagwort. In dieser weltgeschichtlichen Situation sollte die Auseinandersetzung mit der Antike, immer noch Europas "nächstes Fremde" (Uvo Hölscher), nicht nur defensiv, etwa im Kampf um altsprachliche Stundentafeln und altertumswissenschaftliche Lehrstühle, geführt werden, vielmehr auch offensiv mit den kritischen Methoden der Gesellschafts- und Kommunikationstheorie, die in diesem Buch durch J. Habermas und die Rezeptionsästhetik M. Fuhrmanns und H. R. Jauß' repräsentiert ist. Wir finden Verkörperungen, Spuren und Verfallserscheinungen einer Kultur des argumentierenden Redens und des müßigen Verweilens. Diese spiegelt, zusammen mit ihrer ökonomischen Basis, der Sklaverei, unsere eigenen vielfältigen Abhängigkeiten vom Konsum-, Wachstums- und Machbarkeitswahn bis zu den Exzessen des Kapitalismus, und zeigt mögliche Wege der Befreiung auf. Die hier aus vier Jahrzehnten versammelten, aus verschiedenen Anlässen entstandenen Aufsätze entfalten diesen Ansatz auf mehreren Entwicklungsstufen und Ebenen der Analyse und Reflexion.

Der Verfasser: Daniel Aebli, geboren 1945 in Glarus/Schweiz, promovierte 1970/1971 in München als Klassischer Archäologe. Nach seiner Assistentenzeit in Salzburg habilitierte er sich 1976 in Konstanz für das Lehrgebiet "Theorie und Geschichte der Ästhetik". Von 1977 bis 2007 lehrte er an der Hochschule RheinMain (Wiesbaden) Kunst- und Kulturgeschichte.

16 Hiroo Nakamura
Für den Frieden

"Sei Nagasaki die letzte Atombombenopferstadt!" - Die vernünftigen Menschen in Japan schämen sich dafür, dass ein Land, das auf seine überlegene Technologie eigentlich stolz sein sollte, trotz der harten Erfahrung sowie des innigsten Wunsches der Atombombenopfer in Hiroshima und Nagasaki die Katastrophe von Fukushima verursacht hat. Diese Katastrophe hat den Fehler der bisherigen Wirtschafts- und Energiepolitik bewiesen. Sie spiegelt die Schwäche der Politik nicht nur in Japan, sondern der ganzen Welt; politische, kulturelle und religiöse Konflikte sind heute eher noch komplizierter geworden. Man muss aufs Neue danach fragen, ob die Menschheit zu Beginn des 21. Jahrhunderts wirklich im beständigen Fortschreiten zum Besseren ist.

Erasmus von Rotterdam, Immanuel Kant und Salomo Friedlaender (ein "Altkantianer" des 20. Jahrhunderts, der heute wieder entdeckt zu werden beginnt) haben schon, jeder auf seine Weise, ihre Zeitgenossen ermahnt, die kriegerische Selbstzerstörung zu beenden, einen dauerhaften Frieden anzustreben und dafür sich der Moralität klar und fest bewusst zu werden: Sie soll als ratio cognoscendi der Freiheit der Menschlichkeit zugehören.

An diese klassischen und modernen Texte anknüpfend und sich auf Grundprinzipien der japanischen Verfassung berufend, plädiert der Autor dafür, dass der Mensch ohne Zweifel Hoffnung auf Zukunft hat. Der ewige Friede ist allein dem Menschen selbst als Person überlassen; letztere ist das Subjekt der Freiheit und der Moralität, also kommt es auf die Erziehung zur Persönlichkeit an.

Der Verfasser: Hiroo Nakamura, japanischer Kantforscher, ist als Professor für Ethik (engineering ethics) am Nagano National College of Technology tätig. Er hat drei Bücher zu Kant verfasst (auf Japanisch) sowie zwei Bücher übersetzt; zuletzt: La Constitution japonaise et la philosophie kantienne (Seibundo, Tokyo 2008) und Vernunft und Frieden. Ausgewählte Texte zur politischen Theorie von Salomo Friedlaender/Mynona (hg. von Hartmut Geerken, Detlef Thiel und Hiroo Nakamura, Shintensha, Tokyo 2012).

17 Günter Fröhlich
Anthropologische Wege
Ulmer Stadthausvorträge

Das gemeinsame Thema der in den Anthropologischen Wegen erscheinenden Beiträge ist bei aller scheinbaren Heterogenität der Einzelstudien der Mensch und seine Orientierung in der Welt. Unsere kulturelle Welt scheint jeden Tag komplexer zu werden. Das betrifft unser Gesundheitssystem, in dem die Maßgröße rein monetärer Werte ständig zunimmt und der leidende Mensch, der Patient, vergessen wird; das betrifft unser Rechtssystem, das die Würde des Menschen nur noch als ein Element neben den Grundrechten des Lebens oder der Freiheit einordnet, obwohl erst aus der Sicht einer absoluten Würde der Person der anthropologische Sinn des Lebens oder ein freiheitliches Handeln verständlich wird; das betrifft das Verständnis einer naturwissenschaftlich und technisch interpretierten Welt, von der wir uns immer mehr abhängig machen. Der Beitrag zum Lachen sowie der zu den menschlichen Emotionen und der Motivation soll den Menschen in seinem reflexiven Selbstverständnis wieder in die Welt einfügen, um dabei deutlich zu machen, dass wir in unseren kulturellen Errungenschaften durch die Betrachtung und Thematisierung des Menschen und seiner Welt zwar ständig über unsere Natur hinausgehen, dennoch aber immer auch Teil der Natur bleiben. Der Mensch wird erst zum Menschen in dieser dichotomen Situation. Der Aufsatz über die statisch-analytische Funktionalisierung und ihre Differenz zur dynamischen Funktion ergänzt diese Arbeiten und kann als Versuch angesehen werden, für das menschliche Selbstverständnis Neuland zu gewinnen.

Der Verfasser: Günter Fröhlich, ist Privatdozent für Philosophie an der Universität Regensburg und war von 2009 bis 2012 Gastprofessor am Humboldt-Studienzentrum der Universität Ulm.

18 Hans-Dieter Bahr
Die Anwesenheit des Gastes
Entwurf einer Xenosophie

Der Autor nimmt sich in seinem Buch vor zu durchdenken, was philosophisch bisher unbeachtet geblieben war: der Gast. Zureichend lässt sich dieser nicht bloß als Rolle eines Subjektes verstehen, da er vielmehr alle natürlichen und sozialen Oppositionen durchquert: gleich welchen Geschlechts, welchen Alters, welcher Ethnie zugehörig, einerlei an welchem Ort und zu welcher Zeit kann der Gast der Einheimische, Vertraute, Freund ebenso sein wie der Fremde, der Unbekannte, sogar der Feind. Als Herr wie als Knecht, als Meister wie als Schüler kann eine Person als Gast empfangen sein, privat oder öffentlich oder als ein Mediengast vor den Lautsprechern und Bildschirmen, der niemandem mehr persönlich und leibhaftig zu Gast ist. Auch Tiere, Götter, Dämonen scheinen als Gäste vorübergehend zu verweilen. Dieser weltweite Gast kennt zudem keine Verneinung: im Unterschied zu ‚Ungeist' oder ‚Unmensch' hat sich kein ‚Ungast' gebildet, denn das ‚Ungastliche' verneint die Gastfreundschaft, nicht die Gastlichkeit überhaupt. Und im Unterschied zu Gottheiten gilt der Gast schlechthin als eine endliche Erscheinung, ohne doch aufzuhören wiederzukehren. - Liegt es da nicht nahe, im Gast ein weltweites Existenzial zu erkennen? Der Gast ist nicht vom Subjekt her zu denken. Angesichts der Antinomien, in die sich das Subjektdenken zwischen Descartes und der gegenwärtigen Philosophie verstrickt sieht, kann ‚Ich-selbst' dagegen vom Gast her zu verstehen sein.

Der Autor lehrte als Professor Philosophie an Universitäten in Berlin, Bremen, Mailand und Wien. Seit seinem Ruhestand lebt er in Tübingen.

19 Massimo Mezzanzanica
Von Dilthey zu Levinas
Wege im Zwischenbereich von Lebensphilosophie, Neukantianismus und Phänomenlogie

Der Anspruch Diltheys, der Philosophie die ganze, unverkürzte menschliche Lebenserfahrung zugrunde zu legen, findet Entsprechungen sowohl in der Geschichtsschreibung eines Droysens, die im Begriff einer "historischen Empirie" zentriert ist, als auch in den neukantianischen, lebensphilosophischen und phänomenologischen Versuchen einer Neubestimmung der Strukturen menschlicher Vernunft und ihrer Beziehungen zum Leben. Was jenseits aller Differenzen Denker wie Dilthey, Simmel, Husserl, Misch, Plessner, Heidegger und Levinas gemeinsam haben, ist einerseits das Verständnis des Menschen als weltliches und körperliches Wesen, das in einem Netz von Beziehungen zu Anderen steht, und andererseits die Verortung des menschlichen Lebens in einem Zwischenbereich, in dem Selbst und Andere, Subjekt und Objekt, Ich und Welt, Form und Leben, Gedankenmäßigkeit und Unergründlichkeit sich zugleich verbinden und trennen. Bleiben bei Dilthey Gedankenmäßigkeit und Unergründlichkeit des Lebens in einem Verhältnis des gegenseitigen Gleichgewichts, so tritt die Dimension der Unergründlichkeit in der Lebenslogik von Misch, in Plessners Begriff des Menschen als unbestimmten Wesens und in Levinas' Antlitz des anderen Menschen auf unterschiedliche Weise in den Vordergrund.

Der Verfasser: Massimo Mezzanzanica studierte Philosophie in Mailand und promovierte nach einem Forschungsaufenthalt bei der Dilthey-Forschungsstelle in Bochum 1996 im selben Fachbereich in Turin. Von 2009 bis 2012 hat er ein zweites Doktorat im Fachbereich Philosophie der sozialen Wissenschaften und symbolische Kommunikation an der Universität von Varese und Como gemacht. Er hat zur Forschung an der Universität Mailand mitgearbeitet und unterrichtet jetzt Philosophie und Humanwissenschaften in einer höheren Schule (liceo) in Mailand. Außerdem gehört er zur Redaktion der italienischen Zeitschrift "Magazzino di filosofia". Hauptveröffentlichungen: Georg Misch. Dalla filosofia della vita alla logica ermeneutica, Franco Angeli, Mailand 2001; Dilthey filosofo dell'esperienza. Critica della ragione storica: vita, struttura e significatività, Franco Angeli, Mailand 2006.

20 Klaus Kanzog
Mit Auge und Ohr
Studien zur komplementären Wahrnehmung

In der "Welt als Welt aus Erfahrung" (im Sinne Husserls) setzt die zunehmende mediale Wahrnehmung differenzierte Modi der Aufmerksamkeit und das jeweils Gegebene als ein Phänomen eigenen Rechts voraus. Die Rückführung dieses Tatsachenbestandes auf seine Wesensstruktur geht vielfach mit komplementären Wahrnehmungen einher. Erkannt werden kreative Variantenbildungen, synoptische Beziehungen und Intertextualität. Der Blick auf die Komplementarität offener Systeme öffnet der Literatur- und Medienwissenschaft neue Erkenntniswege. Die hier vorgelegten Studien wurden in den Jahren 1973 bis 2012 veröffentlicht. Das detaillierte Begriffs- und Sachregister ist als Basis für weiterführende Gedanken zur phänomenologischen Literaturwissenschaft angelegt. Es will zugleich zur Reflexion über das Phänomen Komplementarität anregen.

Der Verfasser wurde 1926 in Berlin geboren und studierte Germanistik und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, Promotion 1951. Er war zunächst als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek der Freien Universität tätig, seit 1956 Bibliotheksrat, und wechselte auf Initiative von Hugo Kuhn in die Hochschullehrer-Laufbahn. Er lehrte am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Habilitation 1972, Einführung des Faches Filmphilologie, Extra-Ordinarius 1978, seit 1992 im Ruhestand. Gastprofessuren am German Department der Dalhousie University Halifax und am Institut für Theater- und Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Editionsphilologie, Filmphilologie, Erzähltheorie, Lexikologie. Publikationen: 10 Monographien, 3 Editionen, 4 Sammelwerke, 120 Aufsätze, Redakteur, später Mitherausgeber des Reallexikons der deutschen Literaturgeschichte (1958-1988).

"Der Verf. begreift Literatur als Teil von offenen Kommunikationssystemen, die auf ihre ‚Komplementarität' und ihre Rezeption in kognitiven Bewusstseinsakten hin untersucht werden können. Die Aufsätze überzeugen … durch die semiotische Systematisierung intermedialer Phänomene. Zudem sind sie ein gutes Beispiel dafür, dass sich philologische Genauigkeit und ein Interesse für ästhetische Prozesse jenseits der Literatur nicht ausschließen müssen." Martin Schneider in Germanistik. Internationales Referatenorgan, 55, 2014.

21 Silvia Stoller / Gerhard Unterthurner (Hg.)
Entgrenzungen der Phänomenologie und Hermeneutik
Festschrift für Helmuth Vetter zum 70. Geburtstag

"Die Geschichte der Hermeneutik ist kein gerader, durch steten Fortschritt vorgezeichneter Weg, sondern wandelt auf manchen Nebenwegen und zuweilen auch auf Um- oder Abwegen" (Helmuth Vetter).

Phänomenologie und Hermeneutik, insbesondere Martin Heideggers phänomenologische Hermeneutik, haben Helmuth Vetters Denken entscheidend geprägt. Von Anfang an hat Helmuth Vetter aber die engeren disziplinären Grenzen von Phänomenologie und Hermeneutik überschritten, indem er sein Denken immer wieder zu anderen Ansätzen und Fragestellungen hin öffnete oder mit ihnen in Auseinandersetzung trat - wie beispielsweise Psychoanalyse und Psychopathologie, Strukturalismus und Postmoderne, Dichtung und Literatur, Theologie und Rhetorik. Die Aufsätze, die dieser Band aus Anlass von Helmuth Vetters 70. Geburtstag versammelt, tragen diesem doppelten Aspekt seiner phänomenologisch-hermeneutischen Forschungen Rechnung.

Die Herausgeber: Silvia Stoller ist Universitätsdozentin am Institut für Philosophie der Universität Wien und derzeit Universitätsassistentin am Institut für Erziehungs- und Bildungswissenschaft der Karl-Franzens-Universität Graz. Gerhard Unterthurner ist Lehrbeauftragter am Institut für Philosophie der Universität Wien und derzeit Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Wissenschaft und Kunst in Wien.

22 Claus C. Schnorrenberger
Chinesische Medizin - Placebo, Wissenschaft oder Wirklichkeit?

Der vorliegende Band geht aus von originalen klassischen Texten zur chinesischen Medizin und Akupunktur und stellt diese in einen Zusammenhang mit den Quellen traditionellen abendländischen Denkens. Wesentlich dabei ist die begriffliche Ähnlichkeit des altchinesischen Shen mit der Physis(Natur) des Aristoteles. Auf dieser Grundlage werden modische Trends der chinesischen Medizin im Westen relativiert. Die chinesische Heilkunde wird als deduktives System herausgestellt, ein Faktum, das bisher von den meisten westlichen Autoren zum Thema übersehen wurde. So erreicht Chinas alte Medizin für das Abendland die logische Basis, auf der sie im Ursprungsland seit ihren Anfängen beruht. Dokumente zu den anatomischen Grundlagen der chinesischen Heilkunde werden präsentiert und als bedeutungsvoll für das westliche Verständnis erläutert. Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen fernöstlicher Medizin und orthodoxer westlicher Schulmedizin werden erörtert, wodurch neue Perspektiven für die chinesische Heilkunde entstehen, die sowohl ihre logische d. h. rationale Orientierung als auch ihre klinisch erfolgreiche, gelegentlich der westlichen Medizin überlegene Anwendung in der Praxis betreffen. Die fehlende Logik der sogenannten Evidence Based Medicine (EBM) wird diskutiert, und die traditionelle chinesische Krankheits-Analyse Bian-Zheng wird als Rückgrat der chinesischen Medizin gekennzeichnet, wobei das Schriftzeichen Zheng Beweis, Evidenz bedeutet, das in sich genügende substanziell deduzierte Bestätigung enthält und keinerlei statistisch-künstliche ‚Pseudo-Beweise' mehr benötigt.

Der Verfasser: Professor h.c. Dr. med. Claus C. Schnorrenberger studierte westliche Medizin in Berlin, Homburg/Saar, Freiburg i. Br. und chinesische Medizin in Schanghai/VR China. Er ist schweizerischer, englischer und Hongkonger Arzt sowie langjähriger Honorarprofessor der China Medical University (CMU) in Taichung/Taiwan. Er wirkt außerdem als Chairman des Lifu International College of Chinese Medicine (LICCM) in Basel und ist Ehrenmitglied internationaler medizinischer Fachgesellschaften. Zahlreiche Buchveröffentlichungen in Deutsch, Holländisch, Englisch, Französisch, Russisch und Polnisch.

23 Detlef Thiel
Maßnahmen des Erscheinens
Friedlaender/Mynona im Gespräch mit Schelling, Husserl, Benjamin und Derrida

Es geht um die Umkehrung jener "Maßnahmen des Verschwindens", von denen Salomo Friedlaender/Mynona (1871-1946) im französischen Exil betroffen war, der Deportationen. Nach Jahrzehnten des Vergessenseins beginnt er in einer umfangreichen Werkausgabe wieder zu erscheinen. Als Satiriker und Parodist wurde er seit 1910 bekannt mit oft abgründigen Grotesken, Parodien, Novellen und einem "Unroman". Philosophisch geprägt von Schopenhauer, Nietzsche und Kant, führt er die alte Denkfigur von Polarität und Indifferenz zu ganz neuem Leben und zu ungeahnten Konsequenzen. Der Mitherausgeber jener Edition stellt in fünf exemplarischen Kapiteln den Philosophen vor. Schelling und seine Nachfolger arbeiteten mit naturphilosophischen Begriffen von Polarität und Indifferenz, wiesen dem Ich, dem Subjekt jedoch keine so zentrale Funktion zu, wie Friedlaender das tut. In Husserls Phänomenologie spielt die Polarität eine unreflektierte, naive Rolle. Benjamin war stets ein eifriger und origineller Leser Friedlaender/Mynonas; die zahlreichen Hinweise und Anspielungen werden hier erstmals dokumentiert. Bei Derrida finden sich viele Elemente, die bei Friedlaender in Rohform auftauchen; beide kommen sich am nächsten in der Konfrontation von différance und Schöpferischer Indifferenz. Die Extreme berühren sich, das Identische entzweit sich. Das Buch stellt die polaristischen Denkfiguren zur Diskussion und präsentiert einen der erstaunlichsten Schriftsteller deutscher Sprache.

Der Verfasser: Detlef Thiel, geb. 1957, ist freier Philosoph. Er ist Mitherausgeber der "Gesammelten Schriften" von Salomo Friedlaender/Mynona (bisher 13 Bände) und veröffentlichte Bücher zu Derrida (1990) und Platon (1993) sowie Aufsätze und Rezensionen zu diesen sowie zu Cusanus, Ficino, F. Bacon, Kant, Husserl, Patocka u. a.

24 Leonidas Donskis
Fifty Letters from the Troubled Modern World
A Philosophical-Political Diary 2009-2012

Happy are those epochs that had clear dramas, dreams, and doers of good or evil. Today technology has surpassed politics, the latter having in part become a supplement to technology and threatening to bring the creation of a technological society to completion. This society with its determinist consciousness regards a refusal to participate in the technological innovations and social networks (so indispensable for the exercise of social and political control) as sufficient grounds to remove all those who lag behind in the globalization process (or have disavowed its sanctified idea) to the margins of society.

This is the message of the Lithuanian philosopher and politician Leonidas Donskis's new book. Donskis echoes Jean Baudrillard in his assumption that an epoch of fragmentation calls for fragmentary writing. A short essay for a friend, a sketch, or a letter from nowhere, as if it was meant to be found in the bottle in the middle of the sea or on the coast of a remote country, can shed new light on the way in which we perceive ourselves and the world around us.

About the author: Leonidas Donskis is a Member of the European Parliament (2009-2014) and acts as a visiting professor of politics at Vytautas Magnus University in Kaunas, Lithuania. He combines political theory, history of ideas, philosophy of culture, philosophy of literature, and essayistic style. Among other books, he is coauthor (together with Zygmunt Bauman) of Moral Blindness: The Loss of Sensitivity in Liquid Modernity (2013), and the author of Modernity in Crisis: A Dialogue on the Culture of Belonging (2011), Troubled Identity and the Modern World (2009), Power and Imagination: Studies in Politics and Literature (2008), and Forms of Hatred: Troubled Imagination in Modern Philosophy and Literature (2003).

25 Hartmut Buchner
Heidegger und Japan - Japan und Heidegger
Vorläufiges zum west-östlichen Gespräch

Dieser Band vereinigt eine Reihe von Vorträgen und Aufsätzen, die am Schnittpunkt der Hauptinteressen des Verfassers angesiedelt sind und in den Jahren 1959 bis 2001 verfasst wurden. Die früheren vermitteln einem japanischen Publikum die abendländische Philosophie, vor allem Heideggers Denken. Die späteren setzen sich dank gewonnener Einsicht in die japanische Welt mit Möglichkeit und Notwendigkeit eines abendländisch-ostasiatischen Dialogs auseinander, den das angebrochene planetarische Weltzeitalter dringlich und unerlässlich macht. Das Denken Martin Heideggers einerseits und der Zen-Buddhismus andererseits eröffnen die leitenden Perspektiven für eine interkulturelle Begegnung. Der mitabgedruckte, dem Handbuch philosophischer Grundbegriffe entnommene Artikel "Geist" bezeugt Hartmuts Buchners Kompetenz auf dem Gebiet der Geschichte der abendländischen Philosophie.

Der Autor: Hartmut Buchner (1927-2004) studierte Philosophie in Freiburg i. Br. Nach vierjähriger Lehrtätigkeit in Kyoto arbeitete er im Hegel-Archiv Bonn an der Historisch-kritischen Gesamtausgabe Hegels, später war er in der Schelling-Kommission der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und als Lehrbeauftragter am Philosophischen Seminar der Universität München tätig.

26 Kateřina Šolcová
Comenius im Blick
Der Briefwechsel zwischen Milada Blekastad und Dmitrij Tschižewski

Der Band veröffentlicht in einer zweisprachigen deutsch-tschechischen Ausgabe erstmals den Briefwechsel zwischen Milada Blekastad (1917-2003), einer tschechischen Übersetzerin, die in Oslo lebte, und dem berühmten Slawisten Dmitrij Tschižewski (1894-1977). Als Blekastad dank der Unterstützung eines Norwegischen Fonds ihre Forschungen zu Leben und Werk von Johann Amos Comenius (1592-1670) aufnahm, wandte sie sich an Tschižewski als an den "den ersten unter denen, die sich in unserer Zeit um Comenius verdient machten".

Tschižewski, der durch seine Entdeckung von Comenius' Lebenswerk - der Schrift De rerum humanarum emendatione consultatio catholica - in diesem Bereich die höchste Autorität war, erteilte Blekastad Ratschläge vor allem im Zusammenhang mit der Arbeit an ihrer Monographie Comenius. Versuch eines Umrisses, von Leben, Werk und Schicksal des Jan Amos Komenský. Dieses Buch, das als ein wichtiges Ergebnis von Blekastads Untersuchungen 1969 erschienen war, wurde jedoch damals - sogar von Tschižewski selbst - nicht uneingeschränkt positiv angenommen. Diese Ereignisse sowie die nicht immer von Spannungen freie Situation der Comenius-Forschung werden durch diesen Briefwechsel vermittelt. Er dokumentiert auch die kulturelle, wissenschaftliche und politische Landschaft im Europa der sechziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts.

Kateřina Šolcová, die diese Korrespondenz editorisch erschließt, erhielt die betreffenden Schriftstücke aus dem in Heidelberg aufbewahrten Nachlass Tschižewskis sowie aus dem schriftlichen Nachlass von M. Blekastad in Prag, der von der Comeniologischen Abteilung des Instituts für Philosophie, Akademie der Wissenschaften der Tschechischen Republik verwaltet wird.

27 Karin Knobel
Poetik des Staubes bei Goethe und Hafis

Staub - riecht das nicht nach Beschmutzung, nach Erniedrigung alles Lebendigen, das, zu Staub werdend, dem Vergessen anheimgegeben wird, also nach Ende und Tod schlechthin? Doch gab es da immer auch das große Werden der Gestalten aus dem Staub, zumal dem befeuchteten, von dem man glaubte, es werde ihm Leben eingehaucht. Zwischen solchen Extremen aber liegt ein Reichtum an Nuancen und Bedeutungsverschiebungen niedergelassener oder schwebender Stäube, den nur Dichtung aufzudecken vermochte. Blicken wir also auf die ungeheuren Möglichkeiten, die Staub und ‚Staubhaftes' enthält, auf die mannigfaltigen Gestalten, die immer wieder aus dem Staube entlassen und wieder zu ihm zurückgerufen werden, blicken wir auf das jeweilige Milieu, durch welches die Dinge in eine gleichgestimmte Atmosphäre eingetaucht werden, eine gemeinsame Färbung annehmen, ein lichtes oder trübendes Schimmern: dann werden wir im Staub nicht mehr lediglich eine unumkehrbar entropische Anhäufung zerriebener Teilchen sehen.

Gedanken einer Poetik, die den Spuren des Staubes folgen, die er in der Dichtung hinterließ, werden sich gegen das Verworfene wenden, das man dem Staub gewöhnlich andichtet. Goethes west-östlicher Divan, der Diwan des persischen Dichters Hafis sowie das Buch Hiob aber würdigen, daß es die Stäube sind, deren unermessliche Möglichkeiten sich selbst gegen ihr restloses Verschwinden auflehnen, um in poetischen ‚Büchern' zu Wort zu kommen.

Die Autorin: Karin Knobel ist Literaturwissenschaftlerin und Lyrikerin. Sie studierte Deutsche Literatur, Philosophie sowie Sprachen des Alten und Neuen Orients in Basel, Bochum und San'aa (Jemen).

28 Ryôsuke Ohashi
Schnittpunkte
Essays zum ost-westlichen-Gespräch
Erster Band: Dimensionen des Ästhetischen

Dieser Band enthält vom Verfasser selbst ausgewählte und neu überarbeitete Schriften, die von ihm in den Jahren von 1993 bis 2011 verfasst wurden. Thematisch schlagen sie einen Bogen von traditionellen Kultur- und Kunstphänomenen in Japan bis zu Kunst, Ästhetik und Philosophie in Europa. Sie behandeln auch in Europa entstandene Religionen wie Judentum und Christentum einerseits und östliche Religionen wie den Buddhismus und altchinesischen Philosopheme andererseits. Sie beziehen sich jedoch nicht einfach auf die Oberflächen dieser sich mehrfach überkreuzenden Gebiete. Der philosophisch-dichterische Blick des Verfassers richtet sich vielmehr stets pointiert auf die Schnittpunkte, an denen Begegnungen von östlichen und westlichen Geistestraditionen ansetzen und sich weiter entfalten. Es geht letztlich um diese Schnittpunkte, die dieser Band herausarbeitet und vorstellt.

Der Autor: Ryôsuke Ohashi (geb. 1944) studierte Philosophie in Kyôto und München. Nach der Promotion in München habilitierte er sich 1983 in Würzburg. In Japan hatte er an der Technischen Universität Kyôto eine Professur für Philosophie sowie an der Universität Osaka eine Professur für Ästhetik inne. 1990 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Phillip-Franz-von-Siebold Preis verliehen. Nach der Emeritierung übernahm er Gastprofessuren an den Universitäten Köln, Wien und Hildesheim. Er war Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, des Morphomata-Kollegs in Köln und des Nietzsche-Kollegs in Weimar. Zurzeit ist er Fellow im Forschungsinstitut für Philosophie Hannover.

29 Ryôsuke Ohashi
Schnittpunkte
Essays zum ost-westlichen-Gespräch
Zweiter Band: Deutsch-Japanische Denkwege

Die Deutsch-Japanischen Denkwege bilden zusammen mit dem Band Dimensionen des Ästhetischen die zweibändige Ausgabe der Schnittpunkte. Beide Bände machen auf Schnittpunkte in den zwei Denkwegen, dem deutschen und dem japanischen, aufmerksam. Schnittpunkte bilden sich dort, wo unterschiedliche Denkwege einander beleuchten, so dass diese oft anders als in ihrem je eigenen Selbstverständnis in Erscheinung treten. Der zweite Band enthält Schriften und Vortragstexte aus den Jahren 1980 bis 2013; sie wurden vom Verfasser selbst ausgewählt und für diese Veröffentlichung überarbeitet. Streng hermeneutisch und textimmanent durchgeführte Interpretationen stellen Kant, Schelling, Hegel, Nietzsche, Husserl, Heidegger und andere sowie ost-asiatische Denker einschließlich Vertreter der "Kyoto-Schule" in unerwartete Kontexte. Somit weist die Konzeption der "Schnittpunkte" auch mit diesem zweiten Band der Philosophie im west-östlichen Gespräch neue Wege.

Der Autor: Ryôsuke Ohashi (geb. 1944) studierte Philosophie in Kyôto und München. Nach der Promotion in München habilitierte er sich 1983 in Würzburg. In Japan hatte er an der Technischen Universität Kyôto eine Professur für Philosophie sowie an der Universität Osaka eine Professur für Ästhetik inne. 1990 wurde ihm vom Bundespräsidenten der Phillip-Franz-von-Siebold Preis verliehen. Nach der Emeritierung übernahm er Gastprofessuren an den Universitäten Köln, Wien und Hildesheim. Er war Fellow des Wissenschaftskollegs zu Berlin, des Morphomata-Kollegs in Köln und des Nietzsche-Kollegs in Weimar. Zurzeit ist er Fellow im Forschungsinstitut für Philosophie Hannover.

30 Aleš Novák (Hg.)
Grenzen der Transzendenz
Aus dem Tschechischen übersetzt von Jana Krötzsch

Die Philosophie zeigt und erklärt die Bedeutung dessen, was es gibt und was wir auf eine dem Menschen mögliche Weise erkennen können. Der philosophische Jargon nennt das gewöhnlich ‚das Sein'. Wenn gilt, dass die Philosophie das Sein und dessen Bedeutung zeigt und erklärt, und gleichzeitig, dass die Philosophie die Ganzheit zeigt und erklärt (artikuliert), dann kann gesagt werden, dass der ‚Sinn' oder die ‚Wahrheit' des Seins die Ganzheit ist. Ausgehend von Meister Eckhart über Nikolaus von Kues, George Berkeley, David Hume, Immanuel Kant, G. F. W. Hegel, Søren Kierkegaard, Edmund Husserl bis hin zu Martin Heidegger und Maurice Merleau-Ponty wird in diesem Buch verfolgt, wie sich das genuin philosophische Erfassen von Ganzheit gewandelt hat. Dadurch werden grundlegende philosophische Probleme zugänglich gemacht, wie z. B. Endlichkeit und Unendlichkeit, der Bezug zum Übergreifenden oder gar zum Absoluten, Individualität und Separation, Freiheit und Spontaneität, Aktivität und Passivität, Erfahrung und Wahrnehmung, Leiblichkeit und Geist, Kausalität und Zeiterfahrung, Räumlichkeit und Weltbezug und vieles andere mehr. Diese Breite von Motiven wird durch das eine vereinigt, das als ‚Transzendenz' bezeichnet wird.

Der Herausgeber: Aleš Novák (geb. 1975) ist Dozent für Philosophie und Leiter des Zentrums für phänomenologische Forschung an der Karls-Universität Prag, Tschechische Republik. Im Verlag Traugott Bautz ist von ihm im Jahr 2011 das Buch Heideggers Bestimmung des Bösen als das Bd. 5 der Reihe libri nigri erschienen.

31 Boško Tomašević
Hervorbringung des Seins
Das ontologische Geschehen des Dichtens

Der wesentliche Zweck des Dichtens und des Gedichteten ist in Vergessenheit geraten. Dieses Vergessen kann nur durch ein erneutes Durchdenken der ursprünglichen Wesensbeziehung zwischen Denken und Dichten, die im Dunkel der Geschichte liegt, überwunden werden. Die Forschung verlangt deshalb nach einer "erblickenden Einkehr" in den gemeinsamen Ursprung, in das durch den Lógos bestehende Sein des dichtenden Wortes und des Gedichteten überhaupt. Der vorliegende Band lässt diese notwendige Wiederholung der Seinsfrage, der Frage nach dem Wesen der Dichtung und des Gedichteten, zu Wort kommen und trägt sie in die zeitgenössische Philosophie hinein.

Der Autor: Boško Tomašević, geb. 1947, lebt als freier Schrifsteller in Wien. Intensive Lehrtätigkeit als Universitätsdozent und zahlreiche Veröffentlichungen zu Literaturtheorie, Poetik, Hermeneutik und Literarischer Epistemologie.

32 Gerard Visser
Nichts ist geschenkt
Ein philosophischer Essay über die Seele
Aus dem Niederländischen übersetzt von Anna Sikora

Während Sokrates es als die wichtigste Aufgabe im Leben ansah, die psychè zu erkennen, ist die Seele heute aus dem wissenschaftlichen und philosophischen Diskurs verschwunden. Dagegen hütet die Umgangssprache das Wort nach wie vor, es ist sogar so, dass sie neben Ausdrücken wie "jemandes Seele mit Füßen treten" oder "sich bis auf die Seele entblößen müssen" keine Äquivalente dafür duldet. In diesem philosophischen Essay geht Gerard Visser von der Hypothese aus, dass die Seele in der europäischen Philosophie und Wissenschaft an der Illusion ihrer Erkennbarkeit dahingeschwunden ist. Anschließend verfolgt er, wie in der lebensphilosophischen und phänomenologischen Besinnung auf die Frage der Individualität eine Fühlung mit der Seele wiederkehrt, welche in der Erfahrung ihrer Unergründlichkeit wurzelt. Der Titel des Essays ist Wis?awa Szymborskas Gedicht "Nichts ist geschenkt" entlehnt, das auch den Gang der Erörterung strukturiert. Der vorliegende Essay, der erstmals 2009 bei Valkhofpers Nijmegen auf Niederländisch erschien, wurde im Auftrag der niederländischen Thijmgenootschap verfasst und 2010 für den "Socrates Wisselbeker" nominiert, eine Auszeichnung für das anregendste philosophische Buch des Jahres.

Der Autor: Gerard Visser wurde 1950 in Bovenkarspel in den Niederlanden geboren. Er lehrt Kulturphilosophie am Institut für Philosophie der Universität Leiden und befasst sich in Forschung und Lehre mit der Verlagerung in der Verhaltensweise von Rationalität und Erlebnis auf die Gelassenheit. Auf Deutsch erschien von ihm: Erlebnisdruck. Philosophie und Kunst im Bereich eines Übergangs und Untergangs, Würzburg 2005.

33 Marcin Rebes
Der Streit um die transzendentale Wahrheit
Heidegger und Levinas

Martin Heidegger (1889-1976) und Emmanuel Levinas (1906-1995) haben auf das gegenwärtige Denken einen bedeutenden Einfluss ausgeübt. Heidegger geht es um eine Kritik des am Subjekt-Objekt-Verhältnis orientierten Denkens. Stand in der bisherigen Philosophie der Mensch in einer Reihe mit den Dingen (in der grammatikalischen dritten Person), sollte das philosophische Denken im Gegensatz dazu nach der ersten Person, d. h. nach dem Ich und seinem Verständnis der Welt, fragen. Daher bezieht sich Heidegger auf das Dasein, auf das Ich, das in eine konkrete Situation gestellt ist. Diesen Rückgriff auf sich beschreibt Heidegger mit der griechischen Wendung "κατ' αὐτó". Den bei Heidegger auf diese Weise drohenden Solipsismus überwindet Levinas mit der ethischen Frage, die von Anderen ausgesprochen ist und mit dem griechischen "κατ' ἄλλο" charakterisierbar wäre: "Ich bin für und mit Anderen." Levinas zeigt, dass die grundsätzliche Frage der Philosophie nicht eine ontologische, sondern eine ethische ist, bei der es um die Relation zwischen mir und dem Anderen geht. Um den eminenten Unterschied im Denken von Heidegger und Levinas zu fassen, analysiert Marcin Rebes deren Verständnis von Wahrheit. Bei Heidegger erschließt sich die Wahrheit über das Dasein: In Sein und Zeit verwendet er dafür das Begriffspaar Entdecktheit und Entschlossenheit, in Vom Wesen der Wahrheit spricht er von Entbergen und Verbergen. Bei Levinas hingegen erschließt sich die Wahrheit vom Anderen her, durch dessen Anruf und Unterweisung bzw. durch das Sicheinlassen auf ihn.

Der Autor: Marcin Rebes studierte Philosophie und Theologie in Krakau, Salzburg, Freiburg i. Br. und Wien und ist gegenwärtig Assistent am Institut für Europastudien an der Jagiellonischen Universität in Krakau. Er fungiert als Vizepräsident der JUSFA (Sasakawa Young Leaders Fellowship Fund Fellows Association an der Jagiellonischen Universität) und ist Herausgeber der in Krakau erscheinenden human-, kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Zeitschrift Euro-Facta.

34 Jürgen Trinks
Überleben des Phänomens im Symbolischen
Studien zur sprachphänomenologischen Kulturwissenschaft

Das gegenwärtige Wuchern des Symbolischen in unserer Gesellschaft verdrängt den phänomenologischen Urgrund allen Denkens, Fühlens und Handelns. Die Freiheit der Sinnbildung, Selbstwerdung und der persönlichen Begegnung wird durch starre Riten, standardisierte Rhetorik, straffe Regulierung der Bildungsgänge, positivistisch verengte Wissenschaftlichkeit, medial vermittelte Klischees, Daten- und Absicherungswahn eingeschränkt. Die sprachphänomenologische Forschung setzt an einem unverkürzten Begriff des Denkens und Sprechens an, wobei sie auf das Archaische des noch Ungeformten und Ungebundenen der Affektivität und der Phantasie zurückgeht, die Architektonik ihrer Transformationen entwickelt und ihr Wirken in inneren und zwischenmenschlichen Prozessen so beschreibt, dass das Humane an uns bewusster werden und höhere Wertschätzung gewinnen kann. Nach einer Einleitung in die Sprachphänomenologie Marc Richirs und einer Darstellung seiner Überlegungen zur Phantasie und Leiblichkeit wird in diesem Band der Konflikt des symbolisch Verfassten mit dem phänomenal noch Ungebundenen an gesellschaftlichen Problemen (Gewalt, Europa), der Medienkultur (Serialität) und im künstlerischen Schaffen nachgezeichnet. Einem orientierenden Aufsatz zur Ästhetik folgen Studien zur Literatur (Paul Celan, Max Frisch, Hugo von Hofmannsthal, Heinrich von Kleist, Franz Kafka, Elias Canetti) und zur Kunst (Arnulf Rainer).

Der Autor: Jürgen Trinks (Wien) ist Sprachphänomenologe und Literaturwissenschaftler mit dem derzeitigen Arbeitsschwerpunkt sprachphänomenologischer Analysen der Gedichte Paul Celans; Übersetzer eines Hauptwerkes und mehrerer Aufsätze Marc Richirs.

35 Martin Cajthaml
Europe and the Care of the Soul
Jan Patočka's Conception of the Spiritual Foundations of Europe
With a Preface by Peter McCormick

This book offers an original and challenging interpretation of Jan Pato?ka's conception of the spiritual foundations of Europe in terms of the formation, transformation, and crisis of the idea of the care of the soul. The author clearly situates this conception at the center of the overall context of Patočka's thought. The unity of that thought, he argues, lies in Patočka's persistent investigation of what constitutes truthful human existence. Since the idea of the care of the soul originates in the thought of Socrates and Plato, special attention is given to Patočka's interpretation of these two thinkers. Among other themes, the interpretation incorporates Patočka's account of the Renaissance and of the Enlightenment as two periods in which the spiritual style marked by the care of the soul gradually dissolves. The last chapter of the book focuses on Pato?ka's reflections about both the dangers and the positive possibilities of modern science and technology.

About the author: Martin Cajthaml (* 1971) studied philosophy at the Institute of Philosophy and Religious Studies, Faculty of Arts, Charles University in Prague, and at the International Academy of Philosophy in the Principality of Lichtenstein. He is Associated Professor at the Department of Philosophy and Patrology at the Sts Cyril and Methodius Faculty of Theology, Palacký University Olomouc, Czech Republic. His main current interests lie in the field of ethics.

36 Leonidas Donskis
Das Ende von Ideologie und Utopie?
Moralität und Kulturkritik im zwanzigsten Jahrhundert
Aus dem Englischen übersetzt von Cathrin Nielsen

Leonidas Donskis Essay ist eine Kritik von Ideologie und Utopie. Die grundlegende These lautet, dass beide immer schon notwendige Ergänzungen der historischen und kulturellen Einbildungskraft waren, so dass das Böse nicht der Ideologie oder Utopie per se entspringt, sondern dem Versuch, sie eins zu eins in die gesellschaftliche Realität zu übersetzen. Die Kritik des Ideologischen und Utopischen erarbeitet Donskis vor der Folie der im zwanzigsten Jahrhundert vorherrschenden Auffassungen von Moral und Kulturkritik - im Kontext von Zivilisationsanalyse und Bewusstseinsgeschichte und in einer erhellenden Durchsprechung der Konzepte von Vytautas Kavolis, Ernest Gellner, Louis Dumont und Lewis Mumford.
Donskis zeigt, wie das utopische Denken eine Toleranz bereithält, die nur ein anderer Name für Dialog ist. Sie unterscheidet das Utopische vom bloß Ideologischen, denn der ideologische Diskurs gibt der Toleranz keinen Raum. So erweist sich der Utopismus als eine leidenschaftliche Infragestellung, ja Zurückweisung des Heute zugunsten eines Gestern oder Morgen. Dabei handelt es sich nicht um die allgegenwärtige Frage nach sozialer Gerechtigkeit und Glück. Letzten Endes dient der Utopismus dazu, den modernen Gedanken aufrechtzuerhalten, dass es zu allem in dieser Welt irgendeine verborgene Alternative gibt.

Der Autor: Leonidas Donskis ist Mitglied des Europäischen Parlaments (2009-2014) and Gastprofessor für Politikwissenschaft an der Vytautas Magnus Universität in Kaunas, Litauen. In seinem Denken verbindet er Politische Theorie, Ideengeschichte, Kulturphilosophie und Philosophie der Literatur. Gemeinsam mit Zygmunt Bauman ist er Ko-Autor von Moral Blindness: The Loss of Sensitivity in Liquid Modernity (2013), und zu seinen Werken zählen Bücher wie Forms of Hatred: Troubled Imagination in Modern Philosophy and Literature (2003), Power and Imagination: Studies in Politics and Literature (2008), Troubled Identity and the Modern World (2009) und Modernity in Crisis: A Dialogue on the Culture of Belonging (2011).
In den libri nigri erschien 2013 der Band Fifty Letters from the Troubled Modern World. A Philosophical-Political Diary 2009-2012.

37 Dean Komel
Kontemplationen
Entwürfe zur phänomenologischen Hermeneutik

Um zu nennen, was sich von sich selbst gibt, muss man ein Ohr mitbringen für den Anspruch der Sache. Die Phänomenologie lässt sich als ein hörendes Denken bestimmen, als ein Denken, das sich dem, was sich in den freien Möglichkeiten des Gebens darbietet, ausdrücklich öffnet. Dieses Hören als ein wesentlich eröffnendes Hören wird den Sachen selbst nicht nachträglich hinzugefügt; es gehört diesem Freigeben vielmehr selbst an, stimmt mit ihm überein, ja ist - das Selbe.

Der Autor: Dean Komel ist Professor für gegenwärtige Philosophie und Philosophie der Kultur an der Universität Ljubljana. In deutscher Sprache erschienen von ihm die Bücher Tradition und Vermittlung. Der interkulturelle Sinn Europas (2005) und Intermundus. Hermeneutisch-phänomenologische Entwürfe (2009); außerdem gab er die Sammelbände Annäherungen. Zur hermeneutischen Phänomenologie von Sein und Zeit (1999, Hrsg.) und Kunst und Sein. Beiträge zur Phänomenologischen Ästhetik (2004) heraus.

38 Armin Wildermuth
Findlinge - Gefundenes und Erfundenes

Der Grundgedanke dieser Abhandlungen ist der ursprüngliche Zusammenhang des Erscheinens mit dem Transzendentalen. Weil wir ihn selbst leben und in ihm existieren, ist er nicht leicht zu erfassen. Fest steht zwar, dass der Ausgangspunkt aller unserer Reflexionen das Sich-Ereignen der Erscheinung bildet, doch das Verhalten zu diesem Ereignis ist gebrochen. Traditionsgemäß zerlegen wir es in zwei Bereiche: in dinghafte und in bewusste Phänomene. Dabei wird das Zentralste und Naheliegendste übersehen: das Erscheinen selbst, das sich konstant ereignet, und zwar sinnlich, existenziell, erkennend und welthaft. Nur ein Akt des radikalen Transzendierens öffnet den Blick auf den allem Welt-Sein vorausgehenden transzendentalen Ereignis-Horizont. Ein Umdenken legt sich also nahe. An die Stelle der "Wirklichkeit" tritt das "Erscheinen" in seinem "Sich-Ereignen" und in seinem "Sich-Offenbaren". Diese Einsicht fordert heraus, Philosophie, Kunst, Mensch, Geschichte, Gesellschaft, Kosmologie und Theologie "umzudenken". Dadurch kommt neben der Dualität von Ich und Welt ein Drittes, Mediales und Ursprünglicheres ins Spiel, das in seinem "Dass" seine konstante Präsenz erweist. Durch diese erneute kopernikanische Wendung können vergessene oder irrelevant gewordene Positionen, die als geistige Findlinge Jahrhunderte überdauert haben, wie Schöpfung, Gnade, Ur-Licht und Gott, wieder ernsthaft in die philosophische Reflexion einbezogen werden. Unverkennbar ist, dass die hier dargelegten Gedanken in stetem Bezug zu den Philosophien von Heinrich Barth, Karl Jaspers, Jan Pato?kas und in kritischer Abgrenzung zu Martin Heidegger entwickelt wurden.

Der Autor: Armin Wildermuth ist Professor emeritus der Philosophie der Universität St. Gallen (Schweiz) und hat sich besonders mit der Philosophie Heinrich Barths auseinandergesetzt.

39 Hisaki Hashi (Hg.)
Denkdisziplinen von Ost und West
Interdisziplinäre Philosophie in einer globalen Welt

Denkdisziplin - eines der am meisten fehlenden Komponenten in unserer Zeit der digitalen Vernetzung - steht im Mittelpunkt dieses Bandes, und es steht im Plural. Pluralität und Interkulturalität bezeichnen im Zeitalter der Globalisierung vordringliche Themen. Wie jedoch können diese Strömungen wissenschaftlich-kritisch und philosophisch-integrativ zu einem neuen System der Philosophie ausgebaut werden? Kritischwissenschaftliche Reflexion lebt von klaren Differenzierungen jeglicher Kategorie. Philosophische Reflexion zeigt ihre hauptsächlichen Vorzüge in einer systematischen Integration unterschiedlicher Ideen. Identität benötigt Differenz, und Differenz erfordert die Integration zu neuer Identität. Beide verlangen nach einem kritisch reflexiven, komparativen Denken.

Die Beiträge dieses Bandes sind einerseits im Geist der Komparativen Denkmethode erarbeitet, andererseits sind sie verbunden mit den Dimensionen des Crossing Culture - hier der dynamisch interdisziplinären Begegnung von engagierten Wissenschaftlern und Philosophen aus dem euroasiatischen Kontinent. Der Band entstand aus überarbeiteten Beiträgen von Vortragsreihen, die der "Verein für Komparative Philosophie und Interdisziplinäre Bildung" (KoPhil) an der Universität Wien organisiert hatte.

Die Herausgeberin: Hisaki Hashi, Univ.-Doz. (Dr. habil. für das Gesamtgebiet Philosophie), Dr. phil., ist seit 1995 an der Universität Wien in Forschung und Lehre tätig. 2008 gründete sie in Wien den "Verein für Komparative Philosophie und Interdisziplinäre Bildung" (KoPhil), der in Mitteleuropa als essentieller Ort für interdisziplinäre Begegnungen und als Brücke für Denkdisziplinen und Kulturen fungiert.

40 Markus Ophälders
Konstruktion von Erfahrung
Versuch über Walter Benjamin

Der Begriff der Erfahrung steht im Mittelpunkt von Walter Benjamins Denken. Zwar soll er der Kritik Kants standhalten können, gleichzeitig aber auch die geistige und psychologische Verbindung des Menschen mit der Welt umfassen, die sich in den von der Erkenntnis noch nicht durchdrungenen Bereichen vollzieht. Hiermit wird schon 1918 die Fundierung eines höheren, emphatischen Erfahrungsbegriffs eingeleitet, die sich bis zum Passagen-Werk fast unverändert durchhalten sollte. Es geht um die Erstellung einer lebendigen Konstellation zwischen Mythos und Logik, mímesis und ratio, Natur und Geschichte. Einerseits entsteht Erfahrung nämlich aus dem Widerstand gegen die Zurichtung von Bewußtsein und Handeln durch mythische Zwangszusammenhänge, andererseits unterscheidet sie sich von der abstrakten Erkenntnis gerade durch ihre Bindung an mythische und mimetische Bedeutungsformen.

In diesem Sinne stellt Erfahrung geschichtlich bestimmte Probleme des Lebens. Wenn dies heute bedeutet, gegenüber der virtuell unendlichen Ausdehnung ihrer technischen Möglichkeiten auf die Armut von Erfahrung zu reflektieren, dann müssen die Konsequenzen des mehr als zweieinhalbtausendjährigen Projekts von Kultur kritisch thematisiert und es muß gefragt werden, ob es sich als notwendig erwiesen hat - um mit Benjamin zu reden -, Kultur zu überleben. Um jedoch die Armut der Erfahrung zu diagnostizieren, um sogar Auswege, barbarenhafte und umwegsame, aufzuzeigen, bedurfte es der Erfahrung und der Kultur, denn ohne die eine ist die andere nicht möglich. Kultur kann auf unterschiedliche Weise überlebt werden, doch wenn es um die Möglichkeit von Erfahrung geht, dann kommt es darauf an, sie zu retten.

Der Autor: Markus Ophälders wurde in Poughkeepsie (U.S.A.) als Sohn deutscher Eltern geboren und studierte Philosophie und Germanistik in Berlin, Mailand und Bologna. Er lebt in Mailand und lehrt Ästhetik sowie Philosophie der Kunst und der Musik an der Universität Verona.

41 Ľubica Učník, Ivan Chvatík, Anita Williams (eds.)
Asubjective Phenomenology
Jan Patočka's Project in the Broader Context of his Work

The scholars presented in this volume engage with Patočka's distinct contribution to phenomenology. In response to Husserl and Heidegger, Patočka proposes an "asubjective phenomenology", which is neither Husserlian nor Heideggerian, but remains faithful to the phenomenological project. Patočka's lifelong interest in Husserl's and Heidegger's work leads him to rethink the phenomenological project by offering a reconceptualisation of sum, 'I am', as the "movement of human existence". He specifically presents his asubjective phenomenology in two of his late works: translations of these two works, which were previously unavailable in English, are included in the volume.

The editors: Ľubica Učník is a senior lecturer in Philosophy, Murdoch University, Australia. Ivan Chvatík is Founder and Director of the Jan Patočka Archive in Prague. He is Co-Director of the Center for Theoretical Study at Charles University and the Czech Academy of Sciences. Anita Williams is an Adjunct Lecturer in Philosophy, Murdoch University. They have also edited Formalisation and the Life-World: The Phenomenological Critique of Mathematisation and the Question of Responsibility (Springer, 2015).

42 Terri Jane Hennings
Writing Against Aesthetic Ideology
Tom Sharpe’s The Great Pursuit and Paul Auster’s City of Glass

This book is concerned with a critique of aesthetics, focusing in particular on academic and public reaction to the critical theory that emerged in France and the United States since the 1960's. Framing the discussion around what has also become known as the modernpostmodern debate, it explores how the postmodern might be used to question our preconceived notions of liberal humanism that excluded issues of race, ethnicity, and gender.

The author begins with the presuppositions of modernity that have their beginnings in ancient Greek thought. Drawing on the theoretical work of Martin Heidegger and Paul de Man, she explores the modern opposition between theory and aisthesis and the conception of praxis as autonomous, and turns then to a discussion of the Kantian project, in particular Kant's Third Critique.

The reading of popular postmodern narratives by Tom Sharpe and Paul Auster shows how these novels challenge the modern institution of the aesthetic. As paradigmatic postmodern novels, they investigate language and the construction of identity. Building her argument around the theoretical work of Fish, de Man, Bakhtin, and Theweleit, the author posits that the heterogeneity involved in the act of reading effects a collapsing of the culturally entrenched dichotomy between high and mass culture and allows us to escape the straight jacket of literature as it has been institutionalized.

The author: Terri J. Hennings (1954-2016) studied Political Science as well as English and German Philology in Minnesota (USA), Hamburg and Indiana, USA. She got her Master in German Studies at Purdue University (Indiana), and her Ph.D. in Comparative Literature at the University of Minnesota. She gave courses at the Macalester College (Minnesota), the University of Minnesota, and the University of Freiburg i. Br. In 2006 she organized in cooperation with the universities of Freiburg, Strasbourg, and Basel the 31th annual conference of The International Association for Philosophy and Literature (IAPL): Between Three: Arts-Media-Politics.

43 Irina Hron (Hg.)
Einheitsdenken
Figuren von Ganzheit, Präsenz und Transzendenz nach der Postmoderne

Die in den vergangenen fünfzehn Jahren mit zunehmend schärferen Waffen geführte Debatte über den vielfach beschworenen ‚Tod der Postmoderne' hat eine Unzahl an Benennungen - bisweilen wahre ‚Wort-Monster' - für jenes um die Jahrtausendwende anbrechende Zeitalter nach der Postmoderne hervorgebracht. Ausgehend von dem Befund, die zahlreichen Versuche, eine neue Ära jenseits der Postmoderne aus der Taufe zu heben, würden beharrlich zwischen Enthusiasmus und Ratlosigkeit oszillieren, konstatiert vorliegender Band zunächst, dass das Wortgefecht um die rechte Etikettierung bei weitem noch nicht ausgestanden ist. Anstatt ein weiteres Mal die Dissonanzen herauszustreichen, wird daher im Weiteren nach den gemeinsamen Ansätzen und Einsichten gefragt, welche die übergreifenden Linien der postpostmodernen Theoriedebatte prägen und welche, so der allgemeine Tenor, nach wie vor unzureichend beschrieben sind. Diese Lücke im (Theorie-)Gewebe nutzend und ausnutzend, widmen sich die insgesamt elf Beiträgerinnen und Beiträger aus jeweils unterschiedlichen Disziplinen und Perspektiven der programmatischen Frage, wie jenes ‚Neue' sich in Literatur, Architektur, Film und Fotografie sowie in Philosophie und Phänomenologie niederschlägt. In oftmals scharfer Abgrenzung zu postmodernen Theoremen kreisen sämtliche Aufsätze - ebenso wie die für den Sammelband ausgewählten künstlerischen Arbeiten der Fotografin Alina Kisina - um eine Handvoll übergreifender Figuren des Glaubens, der Einheit und schließlich der Liebe in ihrer gesamten Bandbreite von erotischer Liebe bis zur Kindes- oder Nächstenliebe. Unter dem Signum des Einheitsdenkens leistet vorliegender Band somit einen maßgeblichen Beitrag zur postpostmodernen Ästhetik um die Jahrtausendwende.

Die Herausgeberin: Irina Hron, Dr. phil., studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Interkulturelle Kommunikation, Germanistik und Skandinavistik an der Ludwig-Maximilians-Universität München sowie in Kristiansand, Norwegen. Promotion zur Poetik des Anfangens um 1900 (Rombach, 2013). Habilitationsprojekt zu Denkfiguren der Nachbarschaft. Seit 2011 lehrt sie am Institut für Germanistik der Universität Stockholm.

44 Nicole Thiemer
Zwischen Hermes und Hestia
Hermeneutische Lektüren zu Heidegger und Derrida

Vertrautheit und Fremdheit, Bekanntes und Unbekanntes, Aneignung und Distanzierung sind Momente, die in einem komplementären Verhältnis zueinander stehen. Sie können durch die Götterfiguren Hermes und Hestia veranschaulicht werden und machen es möglich, Konstellationen der hermeneutischen Grundsituation aufzuweisen. Vor diesem Hintergrund können die Ansätze der Heideggerschen und Derridaschen Philosophie ‚mit anderen Augen' gelesen werden, und zwar dahingehend, in welcher Weise die genannten Momente von Vertrautheit und/oder Fremdheit, von Bekanntem und/oder Unbekanntem, von Aneignung und/oder Distanzierung, von metaphysischen und nicht-metaphysischen Ausrichtungen aus struktureller Perspektive von Relevanz sind. Von hier aus werden zwei unterschiedliche Konstellationen der hermeneutischen Grundsituation vorgestellt, in der die genannten Momente unterschiedlich gewichtet werden und welche differierenden Konsequenzen daraus resultieren.

Die Autorin: Nicole Thiemer ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Philosophie der Universität Kassel.

45 Sumalee Mahanarongchai
Health and Disease in Buddhist Minds

What is called "the mind" has long been perceived and classified into a flow of mindsets or mindmoments in Buddhist discourses (Sutta Piṭaka) and higher teaching (Abhidhamma Piṭaka). In the meanwhile the mind is well elaborated; health is roughly recognized as a concept represented the highest bliss unreachable by the majority of people. But if the elaboration of mind is made with a deep understanding of the wheel of life, health will become the mind's vitalized capacity in originating a life. And this capacity is reachable by anyone who knows the fact. The new vision of health is thus illumined if the higher teaching is interpreted in conformity with the discourses, not in opposition as believed by many Buddhist scholars. The process of life foreshadows the function of each conscious mind. Health and disease follow such process strictly in various stages of lifeinitiation.

About the Author: Associate Professor Dr. Sumalee Mahanarongchai is in Department of Philosophy, the Faculty of Liberal Arts, Thammasat University, Thailand. In the past twelve years five textbooks and six handbooks had been written by her and published in Thai. Her first English book titled Being there and Becoming: the Original Way of Human Being is published by Thammasat University Press in 2014.

46 Fengli Lan and Friedrich G. Wallner (eds.)
The Concepts of Health and Disease
From the Viewpoint of four Cultures

Scientific systems are based on the ontological and methodological convictions of the respective culture. This is especially the case with the medical systems. Buddhism and Chinese culture, European and Islamic culture have some similarities but also striking differences. These differences influenced the respective medical convictions in an interesting way. This book discusses four different medical systems in order to contribute to the idea and the concept of an integrated medicine.

The Editors: Friedrich G. Wallner, Professor for philosophy and theory of sciences at the University of Vienna, is founder of the "Constructive Realism". His main field of research is intercultural philosophy, in particular the exploration of resources of knowledge in manifold cultures. He established a specific theory, methodology, and ontology of Chinese medicine in the context of the structure of classical thinking in China. - Fengli Lan is Professor for Applied Linguistics and Chinese Medicine at the Center for Teaching Foreign Languages at the University for Traditional Chinese Medicine in Shanghai and Guest Professor at the University of California. Among her specialities are Chinese medicine, applied linguistics, and philosophy of science, particularly intercultural topics and problems of translation in the field of Chinese medicine.

47 Fengli Lan
Metaphor
The Weaver of Chinese Medicine
With an Introduction by Friedrich Wallner

How is the theoretical system of Chinese medicine formed, stated and constructed? How are the human being, health, and disease understood in Chinese medicine? How is the herbal theory constructed? How has Chinese medicine been developed? How should Chinese medicine be modernized? The answer to all these questions is Qu Xiang Bi Lei or Taking Image and Analogizing.

Since Qu Xiang Bi Lei results in the formation of metaphors, so it is the metaphorizing process and the way of forming metaphors. Qu Xiang Bi Lei or metaphorizing is the core methodology of Chinese medicine. Its procedure "Observing Object - Taking Image - Analogizing - Understanding Dao" runs through almost all the aspects of Chinese medicine from forming its fundamental concepts, elaborating its theories, developing its clinical explorations, guiding clinical practice, to developing Chinese medicine, and finally forming metaphors in Chinese medicine. Metaphor, the Dao or Way of constructing and developing Chinese medicine, is the weaver of Chinese medicine.

This book lays a solid foundation for understanding, developing and modernizing Chinese medicine in the right way.

About the author: Fengli Lan, currently a senior visiting scholar at University of California, Santa Cruz; formerly Professor of Shanghai University of TCM; Guest Professor of Vienna University in WS 2010/2011. Her research fields include Chinese medicine, applied linguistics, and philosophy of science.

48 Kurt Greiner und Martin J. Jandl (Hg.)
Bizzarosophie
Radikalkreatives Forschen im Dienste der akademischen Psychotherapie

Bei der sogenannten Bizarrosophie - ein Neologismus, der jene Weisheit benennt, die sich aus bizarren Objektivationen herausarbeiten lässt - handelt es sich um den Überbegriff für die jüngsten, erst kürzlich entwickelten spielerisch-schöpferischen Analysemodi des experimen-talhermeneutischen Programms der Psychotherapiewissenschaft (PTW) an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien (SFU). Für ihre konkrete Anwendung setzen sie ein ganz besonders hohes Maß an künstlerisch-kreativem Potenzial bei Wissenschaftspraktiker/Innen voraus. Dieser Sammelband, der die ersten Einblicke in jene außergewöhnlichen Praxisformen des bizarrosophischen Forschens bietet, besteht aus drei Abschnitten. In Grundlagen: Experimentalhermeneutische Psychotherapiewissenschaft wird der fachwissenschaftliche Rahmen der akademischen Psychotherapie aufgespannt, in den die experimentalhermeneutische PTW konzeptionell eingebettet ist. Im Orientierung bietenden Abschnitt Modelle: Bizarrosophie im Laborversuch geht es um die exemplarische Demonstration der spezifischen Funktionsweisen von zwei bizarrosophischen Untersuchungstechniken. Der wissenschaftspraktische Abschnitt Anwendungen: Bizarrosophie in der Forschungspraxis schließlich ist der Dokumentation der ersten außergewöhnlichen Forschungsversuche gewidmet, die im Rahmen von psychotherapiewissenschaftlichen Qualifizierungsschriften an der SFU Wien durchgeführt wurden.

All Beiträge belegen nicht nur, dass radikalkreatives Forschen auch in der psychotherapiewissenschaftlichen Anwendungspraxis funktioniert, sondern vermitteln darüber hinaus einen ersten Eindruck davon, wie lustvoll und vergnüglich Bizarrosophie sein kann.

Die Herausgeber: Kurt Greiner, Univ.-Doz. DDr. phil., lehrt an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien/Paris/Berlin (SFU) und forscht im SFU-Fachbereich "Philosophie der Psychotherapiewissenschaft" mit dem Schwerpunkt Hermeneutische Therapieschulenforschung. Martin J. Jandl, MMag. Dr. phil., ist Philosoph und Psychologe. Er lehrt und forscht an der Sigmund-Freud-Privatuniversität Wien/Paris/Berlin (SFU) mit dem Schwerpunkt Hermeneutische Therapieschulenforschung.

49 Martin Nitsche (ed.)
Image in Space
Contributions to a Topology of Images

The volume is dedicated to the research of the nonlocative relationship between image and space. So the book does not deal with the problems of location and locating images into particular spaces. It rather strives to ontologically redefine concepts, image and space, revise the connection between space and location, and rethink the relation between image and entity. This approach, the topology of images, is based in phenomenology and draws on the new methodologies of the spatial and pictorial turns, thus connecting the focus on human involvement in relevant environments with a nonlinguistic model of thinking. In the framework of this connection, images can be understood as creating environments that are not modelled as environments of entities or objects, but rather as phenomenal fields. The phenomenal fields can be further described using phenomenological methods as transitive spheres - a novel approach that will be emphasized in particular sections of this book through multiple perspectives.

The book consists of six sections according to six perspectives on the nonlocative relation between image and space. The sections are entitled: "Appearing", "Embodied Imagination", "Bodily Configurations", "Spatial Openings", "Pictorial Words", and "Public Sphere". The texts are accompanied by Martin Kolář's illustrations from the cycle Scrolls (2014), which vividly depict the book's aim to conceive the topological account of the relationship between image and space.

The Editor: Martin Nitsche is researcher in the Department of Contemporary Continental Philosophy at the Institute of Philosophy of the Czech Academy of Sciences in Prague. He also works as senior lecturer at the Jan Evangelista Purkyne University in Usti nad Labem.

50 Friedrich G. Wallner and Gerhard Klünger (eds.)
Buddhism - Science and Medicine
Interpretations, Applications, and Misuse

The impact of Buddhism onto the intellectual configuration of today's world cannot be overestimated. In search for a system of ethics that is adequate to the challenges of contemporary life, more and more Westerners haven been turning to Buddhist teachings for guidance. However, their search for meaning and spiritual inspiration has often been misguided by clever marketing ploys and oversimplifications of the vast and intellectually diverse landscape of Buddhist thought.

Buddhism, Science and Medicine offers a rare insider view into the wide range of Buddhist ideas on science and medicine. Scholars and lifelong practitioners from such varying fields as philosophy and psychotherapy, meditation and medicine invite the reader to dive into their world. A fascinating encounter with authentic Buddhist thought, unobstructed by hype and buzzwords.

The Editor: Friedrich G. Wallner, Professor for philosophy and theory of sciences at the University of Vienna, is founder of the "Constructive Realism". His main field of research is intercultural philosophy, in particular the exploration of resources of knowledge in manifold cultures. He established a specific theory, methodology, and ontology of Chinese medicine in the context of the structure of classical thinking in China.

51 Severin Müller
Verwandelte Ferne
Phänomenologische Analysen zu realen und imaginären Mobilitäten

Der vorliegende Band erörtert an Verkehr, Fahrt, Reise wissensmäßige Erschließung und faktische Prägung von Nähe, Ferne und Fremde. Die Prozesse begegnen im Vorgang der Neuzeit in Reiseberichten und Kartenwerken und bekunden sich in Entwicklung und Vorantrieb von Arbeit und Technik. Beide installieren in Mitteln und Strukturen solcher Mobilität Ordnungen, welche - endgültig auf dem Stand der Moderne - Raum und Zeit strukturieren, von sich aus das humane Selbst- und Weltverhältnis bestimmen. Bei der Ersteren zielen die Leistungen auf die Auseinandersetzung mit der human differenten Verfassung von Welt. Die Auseinandersetzung vergegenwärtigt essentielle Charakteristika des humanen Selbst, seiner Sinnlichkeit, seiner Intellektualität und seiner imaginativen Potenziale. Letztere durchzieht in konstruktiver Imagination technische Bewegungsmittel wie die imaginative Näherung von Ferne, Verkehr, Fahrt, Reise, sie mobilisiert den Ausgriff auf Welt überhaupt. Der Ausgriff demonstriert schon im Feld imaginärer Reiseliteratur Verfahrensweisen von Phantasie in signifikanter Übereinstimmung mit realen Mobilitäten, ihren Prozessen von Aufbruch, Überschritt und ständig voranlaufender Bewegung. Stanislaw Lems astronautische Fahrten zeigen die volle Spannweite dieser Phantasie. Ihre Entwürfe vergegenwärtigen den Versuch, Welt im Ganzen in die Imagination einzubringen. Darin eröffnet der Versuch Einblicke in das Zueinander von Phantasie, Bewegung und Bewegtheit der conditio humana selbst.

Der Autor: Severin Müller studierte im München Philosophie, Neuere Literaturwissenschaft, Geschichte und Romanistik. Er promovierte mit einer Studie über Edmund Husserl und habilitierte sich im Gebiet von Phänomenologie und Theorie der Arbeit. Er lehrte als Professor für Philosophie an der Universität Augsburg. Wichtige Publikationen: Vernunft und Technik. Die Dialektik der Erscheinung bei Edmund Husserl, Freiburg/München 1976; Phänomenologie und philosophische Theorie der Arbeit. Band I: Lebenswelt - Natur - Sinnlichkeit, Band II: Rationalität - Welt - Vernunft, Freiburg/München 1994.

52 Severin Müller
Transformationen
Studien zu Zeit, Bewegung und Imagination

Im Fokus von "Transformation" untersuchen die Studien dieses Bandes Transferbewegungen, die in lebensweltlichen Phänomenen und ihrer philosophischen Erschließung begegnen. Im ersten Abschnitt verbindet sich phänomenologische Erörterung von dargestellter und erfahrener Zeit, zeitformierender Arbeit, medialer und informeller Präsentations- und Produktionsarten von Realität mit klassischen Konzepten bei Locke, Leibniz und Nietzsche. Der zweite Abschnitt zeigt die spezifischen Bewegungsarten von Transformation in Heideggers Interpretation der "Kritik der reinen Vernunft" auf, sodann in seinen Überlegungen über "das Planetarische" im Rahmen seines Konzepts einer "Seinsgeschichte" und schließlich mit Blick auf das Bewegungsbild, worin Sein und Zeit humanes Dasein aufzuschließen sucht. Die Studien des dritten Abschnitts widmen sich der Bewegungsart von Phantasie, vergegenwärtigt in Nietzsches Konzept des Imaginären und Husserls Phänomenologie phantastischer Imagination, bevor ein abschließender Rekurs auf Franz Kafka, Arno Schmidt, Alexander Kluge und Angela Carter im Feld literarischer Texte Umformungsvorgänge entschlüsselt, welche bestehende Realitäten in einen illusionierten Wirklichkeitszusammenhang transferieren. Alle diese Vorgänge führen am Ende zu der Frage nach Anstoß und Herausforderung von Phantasie im Zueinander von Welt und Mensch.

Der Autor: Severin Müller war von 1985 bis 2005 Professor für Philosophie an der Universität Augsburg und von 1985 bis 2002 Mitherausgeber der japanischen Edition der Gesamtausgabe Martin Heideggers. Wichtigste Veröffentlichungen: Vernunft und Technik. Zur Dialektik der Erscheinung bei Edmund Husserl, Phänomenologie und philosophische Theorie der Arbeit (2 Bde.), Topographien der Moderne. Philosophische Perspektiven - literarische Spiegelungen. In der Reihe libri nigri erschien von ihm: Verwandelte Ferne. Phänomenologische Analysen zu realen und imaginären Mobilitäten (Band 51).

53 Friedrich G. Wallner and Gerhard Klünger (eds.)
Constructive Realism
Philosophy, Science, and Medicine

At the end of the eighties of the last century, Friedrich G. Wallner in cooperation with colleagues from various disciplines developed a new Philosophy of Science: Constructive Realism. Initially, Constructive Realism was a reaction to the crisis of Philosophy of Science caused by the influential Popper/Kuhndebate. Within the nineties, it evolved from a pure Philosophy of Science into the realm of Intercultural Philosophy. After the turn of the millennium, it proved in numerous detailed studies to be both an effective and successful tool for fundamental research on Traditional Chinese Medicine.
In this tome, you will find important scholars of Constructive Realism discussing aspects of their work. It features essays on Philosophy, Natural Science and Medicine.

The Editors: Friedrich G. Wallner, Professor for philosophy and theory of sciences at the University of Vienna, is founder of the "Constructive Realism". His main field of research is intercultural philosophy, in particular the exploration of resources of knowledge in manifold cultures. He established a specific theory, methodology, and ontology of Chinese medicine in the context of the structure of classical thinking in China. - Gerhard Klünger studied chemistry, physics, psychology and psychotherapy, philosophy, and education. Main publications: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus (2011) as a result of twenty years interest in Constructive Realism, and Freiheit im Kontext der Wissenschaftskritik (2012).

54 Anna Maria Martini
Phänomenologie der Zweigeschlechtlichkeit
Kenotische und transzendente Momente und ihre anthropologische Bedeutung

Dieser Band erforscht das Phänomen der Zweigeschlechtlichkeit, in seiner grundsätzlichen Bedeutung als Konstituens leiblichen Daseins und als leibliches Phänomen selbst. Die Verfasserin beschäftigt sich mit den Fragen: Warum existieren wir überhaupt in einem männlichen oder weiblichen Leib? Worin besteht der Sinn der Zweigeschlechtlichkeit? Die These lautet, dass geschlechtliche Leiblichkeit den Menschen zunächst zu einem kenotischen Daseinsvollzug führt, scheinbar von sich selbst weg, in eine Leere oder Fremdheit. Am Boden jener Entäußerung, in der Erfahrung des Selbstverlustes, des Schmerzes, kann sich die Wendung in ein Transzendenzgeschehen vollziehen, das uns zu uns selbst zurückführt und einen höheren Ich-Gewinn bewirkt, der sich als ein Freiwerden zeigt und sich im Phänomen der Liebe ausdrückt. In der Liebe und im Ich ist das Geschlecht transzendiert. Damit leuchtet ein Sinnhorizont auf, in dem die Zweigeschlechtlichkeit gleichsam als "Katalysator" der Ich-Werdung des Menschen beschrieben werden kann.

Die Verfasserin: Anna Maria Martini studierte an der TU Dresden Erziehungswissenschaften, Philosophie und Germanistik und arbeitete von 2004 bis 2011 am Lehrstuhl für vergleichende Religionswissenschaft und Religionsphilosophie von Frau Prof. Dr. Hanna-Barbara Gerl-Falkovitz an der Philosophischen Fakultät der TU Dresden. Sie ist derzeit als freiberufliche Dozentin und Autorin in der Erwachsenenbildung tätig.

55 Petr Kouba
Margins of Phenomenology

The studies of this book reflect, from various perspectives, upon a set of phenomenological issues and confront them with positions beyond the framework of phenomenology. A common thread running through is their contemplation of the differences between phenomenology and philosophy, which transcends phenomenological tradition by means of non-phenomenological approaches. Phenomenological themes like worldhood, life, individuality, temporality, corporality, emotionality, disease, suffering and our relationships with others are considered from both phenomenological stances and non-phenomenological perspectives that are mainly opened by philosophical concepts of Deleuze and Guattari.

The Author:Petr Kouba studied philosophy at Charles University in Prague. He continued his studies at Universität Zurich, Duquesne University in Pittsburgh, and Université de Lausanne. Then he lectured philosophy at the Faculty of Arts, Charles University. At present he holds a position of Research Fellow at the Institute of Philosophy, Czech Academy of Sciences. He is an author of the Phenomenon of Mental Disorder. Perspectives of Heidegger´s Thought in Psychopathology (2012 in German, and 2015 in English). He co-edited Dynamic Structure: Language as Open System (2007), and Franz Kafka: Minority Report (2010).

56 Klaus Kanzog
Militärische Leitbilder in Spielfilmen der Bundesrepublik der 50er Jahre
Faktizität, Kunstfreiheit, Rhetorik

In Spielfilmen, die historische Ereignisse vermitteln, besteht zwischen dem tatsächlich Geschehenen und der künstlerischen Freiheit naturgemäß eine Diskrepanz. Im Fiktionalen behauptet sich eine Welt eigenen Rechts, die historische Ereignisse erhellt, Exemplarisches vor Augen führt und Begleitschäden in Kauf nimmt, wenn der Betrachter nicht in der Lage ist, zwischen dem Fiktionalen und Faktualen zu unterscheiden. Liegen die vermittelten historischen Ereignisse zeitlich erinnerbar noch sehr nahe, dann kann Falsches die Urteilsbildung beeinträchtigen. Das dieser Studie zugrunde gelegte Film-Korpus steht im politischen Kontext zur "Wehrergänzung" des Grundgesetzes der jungen Bundesrepublik Deutschland. Die ausgewählten Filme flankieren die Debatten über die deutsche Wiederbewaffnung. Anhand von bisher unberücksichtigtem Archivmaterial wird die Rhetorik der Film-Diskurse rekonstruiert, an historischen Dokumenten überprüft und bewertet. Im Brennpunkt der Studie stehen Aspekte der Filmgenese und erkenntnistheoretische Interessen.

Der Verfasser wurde 1926 in Berlin geboren und studierte Germanistik und Philosophie an der Humboldt-Universität Berlin, Promotion 1951. Er war zunächst als Bibliothekar an der Universitätsbibliothek der Freien Universität tätig und wechselte auf Initiative von Hugo Kuhn in die Hochschullehrer-Laufbahn. Er lehrte am Institut für Deutsche Philologie der Ludwig-Maximilians-Universität München, Habilitation 1972, Einführung des Faches Filmphilologie, Extra-Ordinarius 1978, seit 1992 im Ruhestand. Gastprofessuren am German Department der Dalhousie University Halifax und am Institut für Theater- und Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin. Forschungsschwerpunkte: Editionsphilologie, Filmphilologie, Erzähltheorie, Lexikologie. - Von Klaus Kanzog erschien in den libri nigri als Band 20 Mit Auge und Ohr. Studien zur komplementären Wahrnehmung.

"Klaus Kanzog, emeritierter Literaturprofessor und Vater der Filmphilologie in München, untersucht … die Gestaltung der militärischen Leitbilder in einem Korpus von westdeutschen Filmen der Fünfzigerjahre." Er zeigt, "wie Filmförderung und Drehbuchänderung pro Militär in der Ära Adenauer Hand in Hand gingen" (Hildegard Lorenz im Münchner Merkur, Nr. 270 vom 22.11.2016).

57 Dragan Jakovljević
Erkenntnisgestalten und Handlungsanweisungen
Abhandlungen zur Erkenntnislehre und praktischen Philosophie

Dieses Buch erörtert problemanalytisch aktuelle Fragen der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie sowie der Theorie der Toleranz. Auf der Grundlage einer systematischen Auseinandersetzung mit zentralen Thesen von Karl Popper, Hans Albert, Jürgen Mittelstraß, Jan Assmann u. a. wird eine Reihe neuer Forschungsbefunde gewonnen - so hinsichtlich der Fehlbarkeit menschlicher Erkenntnis und eines revidierten Fallibilismus, der Begründung von Methodologien der wissenschaftlichen Theoriebildung, der Auslegung von Rationalität wissenschaftlicher Entwicklungen durch die Wissenschaftsgeschichte, der Möglichkeiten eines negativen Utilitarismus sowie einer moderaten Intoleranz im Rahmen demokratischer Gesellschaftsordnungen, schließlich der kontroversen Frage vermuteter intoleranter Auswirkungen des Monotheismus. Bei allen diesen Betrachtungen werden aufgrund der jeweils entfalteten Argumentationen sinnvolle und begründete Problemlösungen entworfen, die für die gegenwärtige philosophische Diskussion in mehrfacher Hinsicht relevant sind.

Der Verfasser: Dragan ?akovljevi? studierte in Belgrad Philosophie und Kunstgeschichte und promovierte im Fach Wissenschaftstheorie bei Hans Albert an der Universität Mannheim. Seit 1990 lehrt er an der Universität Podgoritza Ethik und Erkenntnislehre. Er absolvierte Forschungsaufenthalte in Salzburg, Graz, Frankfurt am Main, Wien, Regensburg, Düsseldorf, Konstanz und arbeitete mit Dieter Birnbacher und Jürgen Mittelstrass zusammen.

58 Fengli Lan, Friedrich G. Wallner, Gerhard Klünger
Lifestyle and Health

Today, it is common knowledge that the lifestyle has an extremely high influence on health. This book discusses the concept of lifestyle and the condition for a good lifestyle. Western Medicine can, by its structure, only offer general or definitive advice and general restrictions without regard to the specific patient. In contrast to Western Medicine Chinese Medicine is personalized. In the center of this personalized medicine is the concept of "harmony" as the way to a good life in many relations. These relations of harmony are discussed in this book. The scientific character of Chinese Medicine is demonstrated in the book "I Ching" (Yi Ying), the book of changes.
This book is interesting for students of medicine, sinology, anthropology, and sociology, but also for people who just want to learn the theoretical conditions for a good and healthy life.

The Editors: Fengli Lan is currently a senior visiting scholar at University of California, Santa Cruz; formerly Professor of Shanghai University of TCM; Guest Professor of Vienna University in WS 2010/2011. Her research fields include Chinese medicine, applied linguistics, and philosophy of science. - Friedrich G. Wallner is Professor for philosophy and theory of sciences at the University of Vienna, and founder of the "Constructive Realism". His main field of research is intercultural philosophy, in particular the exploration of resources of knowledge in manifold cultures. He established a specific theory, methodology, and ontology of Chinese medicine in the context of the structure of classical thinking in China. - Gerhard Klünger studied chemistry, physics, psychology and psychotherapy, philosophy, and education. Main publications: Wörterbuch des Konstruktiven Realismus (2011) as a result of twenty years interest in Constructive Realism, and Freiheit im Kontext der Wissenschaftskritik (2012).

59 Hans-Christian Günther
Nachgehakt
(Un)zeitgemäße Betrachtungen zu Religion, Ethik und Politik

Der vorliegende Band vereinigt verstreut veröffentlichte Aufsätze zu Religion, Ethik und Politik. Sie reichen von Beiträgen zu grundlegenden Fragen des europäischen Denkens und dem interreligiösen bzw. interkulturellen Dialog bis hin zu Fragen der Tages- und Weltpolitik.

60 L'ubica Ucnik and Anita Williams (eds.)
Phenomenology and the Problem of Meaning
in Human Life and History

This edited volume highlights the continuing relevance of Husserl’s phenomenology, through a selection of work from members of the Organization of Phenomenological Organizations. As their papers amply demonstrate, contemporary phenomenology retains its critical focus, even as the discipline continues to expand and diversify. The book consists of four sections. In the first, authors focus on the contemporary implications of Husserl’s critique of natural science and the problem of meaning; in the second, they draw upon phenomenological insights to help us understand present day social and ecological crises. The third includes contributions on the relationships between phenomenology, hermeneutics, literature and art; while in the final section, authors take up the work of prominent post-Husserlian phenomenologists to think through issues of language, interpretation, philosophy, religion and the history of ideas. In sum, the variety of approaches these thinkers take in order to understand issues that currently confront us richly demonstrates the enduring significance of Husserlian phenomenology for 20th- and 21st-century philosophy.

61 James McGuirk
Eros, Otherness, Tyranny

Philosophy is called upon to conceive ambivalence, to conceive it in several times. Even if it is called to thought by justice, it still synchronizes in the said the diachrony of the difference between the one and the other, and remains the servant of the saying that signifies the difference between the one and the other as one for the other, as non-indifference to the other. Philosophy is the wisdom of love at the service of love.

62.1 Daniel Aebli
Entwicklungslogik des Schönen
Erster Band: Studien zur Kunst- und Kulturgeschichte

Winckelmanns Evolutionstheorie der Kunst, als Logik der Entwicklung der einzelnen Phasen und Stile, Wölfflins Schule des Sehens und Habermas’ Konzept kommunikativen Handelns – in diesem Spannungsfeld bewegen sich die meisten der hier gesammelten Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1966 bis 2012. Sie waren fast alle bislang unveröffentlicht. Der erste Band enthält Arbeiten zur griechischen Kunstgeschichte, zur Stilepoche des Barock und zu Max Beckmann, einen Vergleich von europäischer und chinesischer Landschaftsmalerei, weiterhin Vorschläge zur didaktischen und methodischen Praxis (Curricula) sowie Ausstellungsberichte und politisch-zeitkritische Glossen. Der zweite Band hat den Schwerpunkt im 18. Jahrhundert und enthält zwei Kapitel, die nicht in die Konstanzer Habilitationsschrift über Winckelmann (1991) aufgenommen wurden, sowie Vorarbeiten dazu und Berichte an die DFG; des weiteren Essays über die Wirkungsgeschichte der Gotik, über Vasari, Kant, Niebuhr, Toynbee und Max Weber. In ihrer inhaltlichen Diversität reflektieren die Texte ein Stück Zeit- und Wissenschaftsgeschichte und verweisen zugleich auf aktuelle Diskurse.

62.2 Daniel Aebli
Entwicklungslogik des Schönen
Zweiter Band: Studien zur Theorie der Kunst und allgemeinen Geschichte

Winckelmanns Evolutionstheorie der Kunst, als Logik der Entwicklung der einzelnen Phasen und Stile, Wölfflins Schule des Sehens und Habermas’ Konzept kommunikativen Handelns – in diesem Spannungsfeld bewegen sich die meisten der hier gesammelten Vorträge und Aufsätze aus den Jahren 1966 bis 2012. Sie waren fast alle bislang unveröffentlicht. Der erste Band enthält Arbeiten zur griechischen Kunstgeschichte, zur Stilepoche des Barock und zu Max Beckmann, einen Vergleich von europäischer und chinesischer Landschaftsmalerei, weiterhin Vorschläge zur didaktischen und methodischen Praxis (Curricula) sowie Ausstellungsberichte und politisch-zeitkritische Glossen. Der zweite Band hat den Schwerpunkt im 18. Jahrhundert und enthält zwei Kapitel, die nicht in die Konstanzer Habilitationsschrift über Winckelmann (1991) aufgenommen wurden, sowie Vorarbeiten dazu und Berichte an die DFG; des weiteren Essays über die Wirkungsgeschichte der Gotik, über Vasari, Kant, Niebuhr, Toynbee und Max Weber. In ihrer inhaltlichen Diversität reflektieren die Texte ein Stück Zeit- und Wissenschaftsgeschichte und verweisen zugleich auf aktuelle Diskurse.

63 Peter McCormick
Blindly Seeing
Essays in Ehtics: Discourses, Sayings, Sufferings

Blindsight. Absence of visual awareness despite the presence of visual capacity. … Philosophical interest arises because the phenomenon casts doubt on the relation usually assumed between consciousness and perception. The Oxford Companion to Philosophy

64 Peter McCormick
In Times like These
Essays in Ehtics: Situations, Resources, Issues

There is only one philosophical question: what could doing philosophy ever look like in times like these? Karel Kosík, Prague 1978

65 Madeleine Kasten, Rico Sneller, Gerard Visser (eds.)
Benjamin's Figures
Dialogues on the Vocation of the Humanities

Just as Benedetto Croce cleared the way to the individual, concrete work of art by demolishing the doctrine of artistic form, so the purpose of my analyses so far has been to clear the way to the work of art by demolishing the doctrine which would assign art to a distinct domain. The common programmatic aim of these analyses has been to further the process of integration in scholarship, which increasingly transgresses the rigid disciplinary boundaries that characterized its practice in the last century. They do so through a study of the work of art which sees in it an integral expression of the religious, metaphysical, political, and economic tendencies of its age that will not in any sense be pigeonholed.

Walter Benjamin

66 Chris Bremmers, Andrew Smith, Jean-Pierre Wils (eds.)
Beyond Nihilism?

An inexorable, fundamental, and deepest suspicion about ourselves that is more and more gaining worse and worse control of us Europeans and that could easily confront coming generations with the terrifying Either /Or: “Either abolish your reverences or – yourselves!” The latter would be nihilism; but would not the former also be – nihilism?

Friedrich Nietzsche

67 Ellen Wilmes
Nicht-Dualität
Dôgen Zenji trifft Michel Henry

Nicht-Dualität, Ungetrenntheit, Gleichzeitigkeit und ein Logos fügen sich in dieser Forschung zu einem Paradoxon, das den Namen KörperGeistung trägt. Seine Erkundung erfolgt als absolutes Idem, das zen-buddhistische und radikal lebensphänomenologische Ansichten sowie quantentheoretische Erkenntnisse über-setzt.

68 Gerhard Burda, Hans Rainer Sepp (eds.)
Mediale Identitäten
Politik, Psychoanalyse und
die Phantasmen von Verbindung und Trennung

Mediale Identität/en thematisiert die Komplexität des Innen- und Außenverhältnisses von Identität. Identitätsbildungen, so die These, implizieren immer eine Selbst-Differenz, die sich niemals aus unseren Narrativen, Ideologien und Theorien eliminieren lässt, wie der Autor anhand von politischen Identitätsangeboten und psychoanalytischen Selbsttheorien aufzeigt.

69 Veronika Teryngerová, Hans Rainer Sepp (eds.)
Ethics in Politics?

The chapters of this book deal with the broad field of vagueness that lies between the rather distinct conceptions of morality and ethics on the one side, and the unforeseeable political and societal reality on the other. They explore the possibilities and limits of politics, as well as the negotiation of hierarchy in genre discussions, both of which are influenced by modes of ethical understanding in light of certain aspects in modern philosophies and intercultural facts. In this way, they analyze the ethical efficacy and political or cultural relevance of such manifold phenomena as perspectivism in moral judgements, civil disobedience, political forgiveness, the function of societal satire, and modes of reason in relation to different grammars of liberation. They also refer to such thinkers as David Hume, Hannah Arendt, Paul Ricoeur and Chantal Mouffe.

70 Giovanni Jan Giubilato
Lebendigkeit der Phänomenologie. Vitality of Phenomenology

Seit ihrer Begründung durch Edmund Husserl hat sich die Phänomenologie als eine der innovativsten, vielfältigsten und fruchtbarsten philosophischen Strömungen im internationalen Panorama der zeitgenössischen Philosophie behauptet. Unter Beibehaltung ihres kritischen Fokus und ihrer wesentlichen systematischen Offenheit erweitert sich das phänomenologische Denken ständig, diversifiziert seinen Ansatz und erneuert kontinuierlich seine Tradition. Dieser Band präsentiert eine aktuelle Auswahl von phänomenologischen Untersuchungen zeitgenössischer Philosophinnen und Philosophen aus der ganzen Welt, mit besonderem Augenmerk auf die Vielfalt der Ansätze und den Reichtum an Übersetzungen und Querverbindungen, die insbesondere Japan und den südamerikanischen Kontinent auszeichnen. Die unverwechselbare Originalität des Letzteren ist auf die besondere Rezeption des phänomenologischen Denkens in Ländern Lateinamerikas zurückzuführen. Der Band ist somit ein eindrucksvoller Spiegel dafür, wie die Phänomenologie aufgrund der stetigen kreativen Erneuerung ihrer Tradition ihre Vitalität auch noch im XXI. Jahrhundert unter Beweis zu stellen vermag.

71 Vít Pokorný, Hans Rainer Sepp (eds.)
Psychonauticon
A Transdisciplinary Interpretation of Psychedelic Experiences

During a psychedelic intoxication we can perceive our normal, articulated consciousness is as the result of sub- and supraliminal processes, events, intensities and speeds that run through it and shape it. In this book I attempt to weave together individual threads, lines, levels and planes that run through and shape psychedelic experience.
To think from psychedelic experience means to think the process of deterritorialization and reterritorialization. Such thinking departs from an analysis of experience, but it doesn’t bind it to a complete and unambiguous subject, but rather to the situation of intoxication itself in whose course the subject becomes multiple and appears to be an intertwining or a temporal congruence of many events that occur on more interconnected levels – biological, personal, social, cultural, or ecological.

72 Eddo Evink
Transcendence and Inscription
Jaques Derrida on Ethics, Religion and Metaphysics

The philosophy of Jacques Derrida is one of the milestones of twentieth century thought and is still of great influence in many disciplines today. This book offers a survey of many aspects of Derrida’s work, mainly focusing on the significance of his thoughts for the domains of ethics, politics and religion. The main thesis of this study is that the key to a fruitful evaluation of the strong and weak points of his work can be found in its ambiguous relation to the metaphysical tradition. Usually Derrida’s ideas, and deconstruction as it is practiced and manifested by many others, are seen as a critique of metaphysics. This is true, but it is also just one side of the matter. In many cases, especially in by far the most of Derrida’s texts, deconstructions are as well a continuation and even an affirmation of the metaphysical tradition. Despite his continuous critique of metaphysical ways of thought, and despite the deconstructions of metaphysical constructions, Derrida’s own style of thinking and writing is still driven by a metaphysical desire that includes a “hubris of metaphysics”. Through this perspective, this study provides a profound evaluation of the significance of Derrida’s philosophy for ethics, politics and religion.

73 Friedrich Hausen
Philosophie der Psychobiologie
Hans Lungwitz im Kontext einschlägiger Positionen und Diskurse

Hans Lungwitz entwickelte seit den 1920er Jahren mit seiner „Psychobiologie“ eine Theorie bezüglich des Verhältnisses von Psyche und Physis. Der eigenwillige, in kritischer Freud-Rezeption entstandene Ansatz verbindet eine medizinisch-psychologische Theorie mit einer eigenen Form philosophischer Phänomenologie und Anthropologie und einer speziellen Therapieform, der sogenannten „Erkenntnisanalyse“. Friedrich Hausen unternimmt in diesem Buch den erstmaligen Versuch einer Einbettung von verschiedenen Kernpositionierungen des autark stehenden Ansatzes der „Psychobiologie“ in Kontexte etablierter Positionen und Diskurse in der Philosophie des Geistes, der Phänomenologie, Verhaltensbiologie und Wissenschaftsphilosophie und erwägt Potenziale der „psychobiologischen“ Auffassung reifer Anschauung für eine Theorie der Weisheit.

74 Alfred Barth
Publish or Perish!
Ein Schwarzbuch der Wissenschaft

Hilflos müssen wir zusehen, wie Profitstreben, Egoismus und Habgier eines der großartigsten Projekte der Menschheitsgeschichte in den moralischen Bankrott schlittern lassen.

Der Verfasser:
Alfred Barth studierte in Wien Psychologie, Philosophie und Geschichte. Er arbeitete als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Wittgenstein-Archiv der Universität Bergen, an der Medizinischen Universität Wien sowie an der Technischen Universität Wien, wo er 2007 habilitierte. Seit 2012 ist er Inhaber des Lehrstuhls für Arbeits- und Organisationspsychologie der Sigmund Freud Privatuniversität in Linz. Alfred Barth publiziert seit vielen Jahren in internationalen Fachzeitschriften, für die er auch als Gutachter tätig ist.

75 Peter McCormick
Modernities. Historie, Beliefs and Values

The books Histories, Beliefs, and Values, and its companion volume in the same distinguished series, Solicitations: Poverties, Discourses, and Limits, appear in especially challenging times. For Europe, many informed persons keep saying, is once again in crisis. But exactly what the crisis is few seem able to say. When the exact nature of the “crisis” cannot be stated clearly, the “crisis” is certainly critical. On the one hand, so many geo political, economic, political, social, and cultural problems appear to be proliferating endlessly. Yet at the same time so many thoughtful persons continue to narrow their perspectives to almost single issue concerns. Good examples of both overly broad and overly narrow approaches include ongoing discussions at many levels concerning global economic collapse in the wake of the Covid-19 pandemic, accelerating climate change, worsening migration issues, and even increasingly widespread fears of coming tactical if not strategic nuclear warfare. Moreover, working seriously in sustained ways to find reasonable and efficient middle ground approaches between multifarious and mono causal reflections on current European crises often simply falls between the two poles instead of actually bridging them fruitfully. The main effort here is certainly not a matter of bridging. Rather the attempt is to inquire more particularly into some of the major philosophical and cultural grounds underlying so much general and specialized talk today of Europe’s new crises. Accordingly, several basic headings stand out. Just three are selected here – alternative early modern histories of European post modern cultures today, contrasting readings of just how knowledge and belief are to be understood fundamentally, and rationally competitive visions of basic human values.

The author:
Peter McCormick is Fürst Franz Josef and Fürstin Gina Emeritus Professor of Ethics at the International Academy of Philosophy in Liechtenstein. He is former Professor of Philosophy at the University of Ottawa, and is a member of the Institut international de philosophie (Paris) and a Fellow of the Royal Academy of Canada. In the libri nigri he published the books Blindly Seeing. Essays in Ethics: Discourses, Sayings, Sufferings and In Times Like These. Essays in Ethics: Situations, Resources, Issues.

76 Peter McCormick
Solicitations. Poverties, Discourses and Limits

As the title of this companion set of essays in ethics to Modernities: Histories, Beliefs, and Values published at the same time, the expression “soliciting” is used more particularly than in ordinary everyday usage. For the most part “solicitation” here means a person or a group of persons seeking to obtain not just something generally. Specifically, “solicitation” here means persons’ seeking especially some fundamental ethical recognition in their evident destitution by entreating other persons both to recognize and to act upon their shared humanity. This more particular sense of “solicitation” corresponds to the now globalized awareness of very great numbers of persons today still continuing to suffer not just from poverty but from extreme poverty or destitution. Despite however the general decrease in the number of persons suffering from poverty, the number of those suffering from destitution has, as Essay Three documents in detail, largely remained stable. That is, the nature of the situations of very many persons persists in soliciting the moral and ethical effective concern of almost all. Responding not inappropriately to such solicitations in sufficient measure however would seem to require second thoughts about the nature of human beings and persons as fundamentally contingent beings. Such responses moreover would also seem to insist on distinguishing sharply between the moral and the ethical, between roughly what is mainly a matter of obligation and what is mainly a matter of value. Trying to understanding these matters less generally is the main point of the introductory and concluding essays about situations in Japan and the Sudan outside the more usual range of Western European reflection, together with the pairs of essays gathered in each of the three sections below.

The author:
Peter McCormick is Fürst Franz Josef and Fürstin Gina Emeritus Professor of Ethics at the International Academy of Philosophy in Liechtenstein. He is former Professor of Philosophy at the University of Ottawa, and is a member of the Institut international de philosophie (Paris) and a Fellow of the Royal Academy of Canada. In the libri nigri he published the books Blindly Seeing. Essays in Ethics: Discourses, Sayings, Sufferings and In Times Like These. Essays in Ethics: Situations, Resources, Issues.

77 Benjamin Kaiser, Hilmar Schmiedl-Neuburg (Hrsg.)
Philosophie und Literatur

Inwiefern ist Philosophie auch Literatur, und inwieweit ist Literatur auch Philosophie? Wie verhalten sich systematisch diese beiden grundlegenden Formen menschlicher Selbstverständigung zueinander und wie haben sie sich historisch gegen-, neben- und miteinander entwickelt? Was bedeutet es, philosophische Texte mit literarischen und mit literaturwissenschaftlichen Augen zu lesen, und was heißt es, invers dazu, literarische Texte philosophisch zu betrachten und zu deuten? Diese facettenreichen und vielfältigen Beziehungen zwischen Philosophie und Literatur zu untersuchen und auszuleuchten, ist das Ziel dieses Sammelbandes.

78 Karel Novotný & Cathrin Nielsen (Hrsg.)
Die Welt und das Reale- The World and the Real- Le monde et le réel
Philosophie und Literatur

Der Band versammelt Aufsätze internationaler Autorinnen und Autoren, die den Status der Welt – aber auch allgemeiner den Status des Erscheinens – vor allem von phänomenologischen Ansätzen aus neu ausloten und diskutieren. Einer der Kerngedanken dabei ist, die Idee des Realen als etwas Widerständiges zu fassen, als etwas, was sich der Welt entzieht, sie durchbricht und ihr Widerstand leistet, statt sich, wie die Realität, durch Weltlichkeit zu definieren. Dies bedeutet, die Gleichsetzung von Realität und Realem ebenso infrage zu stellen wie die Erkennbarkeit des Realen. Stattdessen gilt es, nach der Zugangsweise zu fragen, in der so etwas wie ‚das Reale‘ begegnet: in der Frage nach dem Ursprung der Welt, ihrem Status, ihrer geschichtlichen Dimension, aber auch der nach dem Realen des Körpers. Anlass für das Thema ist nicht zuletzt die aktuelle Debatte um den neuen Realismus und seine Kritik am Korrelationismus, zu dem üblicherweise auch die phänomenologische Philosophie gezählt wird.

79 Saman Pushpakumara
The Tremendous Power of the Negative

All the great philosophical ideas of the past century — the philosophies of Marx and Nietzsche, phenomenology, German existentialism, and psychoanalysis — had their beginnings in Hegel; it was he who started the attempt to explore the irrational and integrate it into an expanded reasonwhich remains the task of our century. He is the inventor of that Reason, broader than the understanding, which can respect the variety and singularity of individual consciousnesses, civilizations, ways of thinking, and historical contingency but which nevertheless does not give up the attempt to master them in order to guide them to their own truth. But, as it turns out, Hegel’s successors have placed more emphasis on what they reject of his heritage than on what they owe to him.

Maurice Merleau-Ponty (1964)

80 Eder Soares Santos
Path of Science of Man i8n Heidegger

“Science of Man” in Heidegger’s Zollikon Seminars was meant to serve as the foundation of the Daseinsanalyse in order to develop a new kind of psychoanalytic therapy, designed by Heidegger and to be implemented by Medard Boss. The present book investigates the scope of the Daseinsanalyse and its model for a new “science”, which could follow either the path of serenity or the one of experience, producing by this means two different kinds of therapy: one turned to the transformation of man into Da-sein, the other dealing primarily with man suffering and ontic problems. To achieve this purpose, one will have to find out how Heidegger defines “science”, “man”, “anthropology” and “science of man” itself. Furthermore, the author suggests that a good example of how a daseinsanalytic approach to psychoanalysis could work is to be found in an ontic therapy, like the psychoanalysis of Winnicott.

81 Friedrich G. Wallner, Fengli Lan, Jan Brousek
Constructive Realism in Chinese Medicine

This book shows how to establish an integrative medicine by the example of a possible cooperation between Classical Chinese Medicine (CCM) and Western Medicine (WM). In the beginning we need to be aware of fundamental differences in the conceptualization and the respective self-understanding of the medical doing. WM follows the Newtonian concept of science, using Aristotelian logics and descriptive methodology. CCM on the other hand uses highly elaborated metaphorics and constructive self-understanding. Therefore, an integrative cooperation between CCM and WM appears to be reduced to addition. But – this book elaborates how constructivism – especially in the form of Constructive Realism (CR) – can build a bridge between WM and CCM: The concept of micro-worlds offers a way of cooperation between CCM and WM as contradicting systems. Strangification, the central hermeneutical methodology of CR, enriches medical terminology. It unites what often excludes one another: manifoldness and exactness. Besides this general outcome, the book offers very interesting specific results of research: • A new way of treatment for cancer • How acupuncture can be used to treat sleep disorders • The effectiveness of acupuncture and herbal remedies for the treatment of migraine • A digression to the treatment of Qi pain in Korean acupuncture and moxibustion Five contributions to other aspects and dimensions of Constructive Realism complete the book.

82 Markus Hodec, Hilmar Schmiedl-Neuburg (Hrsg.)
Literatur und Leib, Philosophische Perspektiven

Worüber sprechen wir, wenn wir Literatur und Leib in ein Verhältnis zueinander setzen? Was meinen wir, wenn wir von Literatur sprechen, und was, im Sprechen vom Leib? Und was kann es heißen, Beziehungen und Verhältnisse zwischen diesen beiden zu setzen? Diese facettenreichen und vielfältigen Beziehungen zwischen Literatur und Leib zu untersuchen und auszuleuchten, ist das Ziel dieses Sammelbandes Literatur und Leib – philosophische Perspektiven. Dazu nimmt sich der Band grundsätzlicher systematischer Fragen des Verhältnisses von Leib und Literatur bzw. von Literaturphilosophie und Leibphilosophie an, wie auch exemplarischer Lektüren des Erscheinens von Leib und Leiblichkeit in philosophischen und literarischen Texten. In den verschiedenen Aufsätzen geraten so die Leiblichkeit im Schreiben und im Lesen, der Leib als Schreibmittel, die Schriftlichkeit des Leibes und die Leiblichkeit der Schrift, der Leib als Thema des (literarischen und philosophischen) Schreibens und das philosophisch-literarische Beschreiben der Leiblichkeit, wie auch Texte der Literatur und Philosophie als Ausdruck von Leiblichkeit in den Blick der Untersuchungen. Nach einer Einführung zu grundlegenden Gesichtspunkten des Verhältnisses von Literatur und Leib, widmet sich dieser Band im ersten Teil konzeptuellen und systematischen Fragen des Verhältnisses von Leib und Literatur bzw. von Literaturphilosophie und Leibphilosophie, während der zweite Teil sich exemplarischen Einzelanalysen literarischer und philosophischer Texte, meist unter dem Aspekt der Weise des Erscheinens des Leibes in diesen, zuwendet. Auf diese Weise erforschen die Artikel des Bandes die verschiedenen und mannigfaltigen Bezüge zwischen Literatur, Schrift und Sprache auf der einen sowie Leib, Leiblichkeit und Sinnlichkeit auf der anderen Seite. In diesen literatur- wie leibphilosophischen Untersuchungen eröffnen sich vielfältige Querverbindungen zu ästhetischen, sprachphilosophischen, kulturphilosophischen, literaturphilosophischen sowie leibphilosophischen und -phänomenologischen Diskussionen, ebenso wie interdisziplinäre Anschlussmöglichkeiten an die Literaturwissenschaften und die Kulturwissenschaften.

Die Herausgeber: Markus E. Hodec ist Doktorand an der Karls-Universität in Prag und der Universität Innsbruck. Außerdem studiert er Politikwissenschaft sowie Ethik in Wien. Neben der akademischen Tätigkeit illustriert er seine Arbeiten und arbeitet an seinem ersten Roman ALEX, welcher sich mit dem unbeabsichtigten Aufspüren von Macht beschäftigt.

Hilmar Schmiedl-Neuburg lehrt als Privatdozent am Philosophischen Seminar der Christian- Albrechts-Universität zu Kiel und am Philosophy Department der University of Massachusetts Boston.

83 Siyu Dai
Kunstwerk und Wahrnehmung

Kunstwerke sind dinglich; nur deshalb gehört zu ihrer Erfahrung wesentlich die Wahrnehmung.

Günter Figal

Die „Privilegierung des Sehens“ innerhalb der Pha¨nomenologie legt ein enges Verha¨ltnis zur Kunst nahe. Von dieser Feststellung nimmt die Arbeit ihren Ausgang und bescha¨ftigt sich mit den pha¨nomenologischen Ansätzen Husserls, Ingardens, Heideggers, Max Benses und Merleau-Pontys in ihrem jeweiligen Verha¨ltnis zur Kunst und Ästhetik. Dementsprechend besteht das Hauptanliegen des Buches darin, das Fu¨r und Wider der pha¨nomenologischen Kunstbetrachtung anhand ihres Bezugs auf die Kunst der Moderne zu diskutieren und dabei die Funktionen und Leistungsgrenzen der pha¨nomenologischen Methoden vor Augen zu fu¨hren sowie deren jeweiligen systematischen Pra¨missen offenzulegen. Die dahinter stehende Leitfrage lautet, ob eine positive Annäherung an die moderne Kunst durch den phänomenologischen Ansatz möglich ist, wobei das Problem der Wahrnehmung einen Schwerpunkt bildet.

84 Petr Kouba
L´exode sans Moise
L´émigration rom comme probléme politique

Cette étude traite de la nature et des circonstances de l’émigration rom de la République tchèque du point de vue de la philosophie politique. Les conceptions de Marx, Arendt, Deleuze et Guattari sont progressivement utilisées comme moyens analytiques afin de montrer, avec leur aide, la structure temporelle de l’émigration de masse et le rapport entre l’État et son dehors, qui se dévoile dans ce contexte. La tension entre la visibilité sociale et la tactique de l’invisibilité sociale, à laquelle recourt la minorité afin d’échapper au regard de la majorité, devient en fin de compte la clé pour comprendre la signification politique de l’émigration rom.

85 Hans Rainer Sepp
Das Subjekt der Moderne
Liber amicorum für Klaus Erich Kaehler

Von seinen Untersuchungen zu Leibniz über seine intensive Beschäftigung mit Hegels Subjekttheorie bis in die Gegenwart mit Arbeiten zu Theodor W. Adorno hat Klaus Erich Kaehler der Entwicklungsgestalt des neuzeitlichen Subjekts so breitgefächert und nachdrücklich wie kaum ein anderer nachgespürt. Sein Augenmerk gilt dabei insbesondere dem Umschlagen der von Hegel und Feuerbach so benannten „neueren Philosophie“ von Descartes bis Hegel in die Moderne der nachhegelschen Epoche und der Konsequenz, die sich daraus für eine Theorie des Subjekts ergibt. Die Beiträge dieses Bandes wurden als liber amicorum für Klaus Erich Kaehler zu Problemdimensionen verfasst, die ihren gemeinsamen Fokus in Kaehlers Ansatz vom dezentrierten Subjekt haben. In ihnen wird nach Spuren der Dezentrierung des Subjekts schon in Hegels Werk gefahndet, die ambivalente Vollendungsgestalt des Subjekts bei Hegel, Schelling und der Frühromantik in den Blick genommen, am Beispiel der Zeit auf Heideggers Auseinandersetzung mit Hegel und Husserl aufmerksam gemacht und darauf, worin jeweils Husserl und Heidegger den letzten Grund für das Handeln verorten; des weiteren wird dem Thema des Begehrens über Alexandre Kojève, Hegels Vermittler in Frankreich, im Werk von Sartre und Levinas nachgegangen sowie das Konzept des anonymen Subjekts im Werk von Nishida untersucht und die Grenze von Sprache gegenüber dem Bezug auf imaginative Gehalte aufgezeigt. Im abschließenden Beitrag greift Klaus Erich Kaehler noch einmal die Eckpunkte seiner These vom dezentrierten Subjekt auf. Der Herausgeber: Hans Rainer Sepp lehrt an der Prager Karls-Universität und ist Direktor des dortigen Mitteleuropäischen Instituts für Philosophie.

86 Gerhard Burda
Absolut Medial
Essay zur Theo-Techno-Anthropo-Mediologie

Was haben Singularitäten wie die Künstliche Intelligenz oder der Urknall, Schwarze Löcher, das Sars-Cov2-Virus, an der Erde vorbeiziehende Asteroiden oder Gott miteinander gemeinsam? Es sind Vorstellungen von Verbindung und Trennung, die die unmenschlichen Bedingungen unseres Lebens erträglicher erscheinen lassen. Die Einbildungskraft erweist sich dabei als absolutes Medium, das Freiheit zugleich ermöglicht wie beschränkt. Wie sehr wir sie bei allem voraussetzen, erklärt auch, warum wir weder ein Tier sind, das kein Tier sein möchte, noch ein Übermensch, ein Gott oder eine ins Unendliche ausgreifende Maschine. Sie zu verstehen, könnte uns damit versöhnen, menschlich zu sein. Künstliche Intelligenz, Gott, der Urknall, Schwarze Löcher, Asteroiden, das Sars-Cov2-Virus – und die Einbildungskraft als absolutes Medium, der Ermöglichung und Beschränkung von Freiheit. Sie zu verstehen, könnte uns damit versöhnen, menschlich zu sein.

87 Andrea-Mercedes Riegel, Friedrich Wallner
Logik und Ontologie der Chinesischen Medizin
Eine Verfremdung

Die Chinesische Medizin erfreut sich in Europa und anderen Teilen der Welt eines großen Zuspruchs. Dass sich dabei bedeutende Ideen und medizinisch wertvolle Einsichten mit mancher Scharlatanerie vermischen, hat seinen Ursprung in einem politisch motivierten Kunstprodukt der Chinesischen Medizin in den fünfziger Jahren des vorigen Jahrhunderts: Mao Zidong ließ jene Aspekte aus dem tausendjährigen Gut der Chinesischen Medizin herausnehmen, die er mit dem modernen Denken für nicht vereinbar hielt, und verlieh diesem Produkt die Bezeichnung TCM (zhongyi ??). Eine gewaltige Verfälschung der klassischen chinesischen Medizin war die Folge.

Dieses Buch entstand aus der intensiven Zusammenarbeit eines Kulturphilosophen und Wissenschaftstheoretikers mit einer Sinologin und Ärztin. Mit einer Adaptierung moderner Wissenschaftstheorie unternimmt es den Versuch, ein angemessenes Verständnis für zentrale Ideen und Grundbegriffe der Medizin des klassischen China zu fördern. Denn das Unterfangen, dessen Denkstruktur in das Prokrustesbett europäischen Denkens zu legen, zerstört weitgehend ihren Inhalt. Die einzelnen Kapitel erschließen eine Gedankenwelt, welche die moderne Medizin bereichert und teilweise korrigiert. Damit wird der Leser ermutigt und befähigt, Grundlagen und Voraussetzungen der europäischen Kultur besser zu verstehen, und erhält zudem einen Leitfaden, mit Schätzen anderer Kulturen umzugehen. Dieses Buch leistet somit auch einen Beitrag zu einem besseren Verständnis der Vielfalt und des Reichtums der Kulturen unserer Welt.

Die Autoren: Andrea-Mercedes Riegel praktiziert chinesische Medizin und lehrt an der Akademie für Ganzheitsmedizin in Heidelberg. Zu ihren Forschungsschwerpunkten zählen der Aufweis des Werts alter medizinischer Theorien für die Behandlung moderner Krankheiten, die Interpretation chinesischer medizinischer Begriffe in der modernen Medizin und die Übersetzung klassischer Texte der chinesischen Medizin. Friedrich Wallner, Universitätsprofessor für Philosophie und Wissenschaftstheorie an der Universität Wien, entwickelte eine neue Wissenschaftstheorie, den Konstruktiven Realismus, der die vielfältigen wissenschaftlichen Ansätze auf der Basis unterschiedlicher Kulturen verständlich macht. Seit den 1990er Jahren widmet er sich insbesondere der Erforschung der traditionellen Chinesischen Medizin.

88 Hans Rainer Sepp (Hg.)
Fotografische Differenz

Die Fotografie war bei ihrer Entstehung im 19. Jahrhundert treibender Faktor in einem Umbruchgeschehen, in dem sich das bis dahin leitende Verständnis des Subjekts für immer verändert hat. Fragt man nach dem Philosophischen im Fotografischen, wirkt die Fotografie in dieser Veränderung nicht nur als ein Indikator, sondern weist zugleich ein Potential auf, das mit dazu bestimmt ist, das Philosophieren umzustürzen. Und dieser philosophische Gehalt kann wiederum auf eine philosophische Interpretation der Fotografie zurückwirken.

Das Philosophische im Fotografischen verweist auf ein Differenzierungsgeschehen, welches das Subjekt und die Wirklichkeit sowie das Feld betrifft, das beides miteinander vermittelt. Die Veränderung im Verständnis von Subjekt, Wirklichkeit und ihres wechselseitigen Bezugs führt dazu, dass sich das Subjekt als in das Wirkliche eingestellt erfährt, doch so, dass Wirklichkeit nur in ihrer prinzipiellen Unverfügbarkeit verfügbar wird, und dieser Kontrast zwischen einem Subjekt, das in Wirklichkeit eingefügt ist und zugleich sich in dieser nicht aufgehoben erfährt, markiert das spannungsvolle Verhältnis zwischen beidem.

Die Einleitung zu diesem Band entwickelt diese Zusammenhänge en détail, während jeder der folgenden Beiträge eine eigene Spur aufnimmt, Differentes im Kontext des fotografischen Bilds zum Thema zu machen: die in der Fotografie sich manifestierende Spannung zur Wirklichkeit und zum Realen, zum Selbst und zum Anderen, zur Sprache und zur Schrift, zur Ethik und Politik sowie zum philosophischen Denken.

Der Herausgeber: Hans Rainer Sepp lehrt an der Prager Karls-Universität und ist Direktor des dortigen Mitteleuropäischen Instituts für Philosophie.

91 Martin Nitsche and Olga Louchakova-Schwartz (ed.)
Image and Imagination in the Phenomenology of Religious Experience

While human beings have probably always been fascinated by images, we live in an image-obsessed age in which images powerfully shape our lives. The writers in this volume are keenly attentive to the ways in which we all are both image bearers and image makers. Although their reflections often arise from and relate explicitly to religious imagery, their explorations have much wider implications. They delve deeply into such issues as the ways in which images both reveal and conceal, the ways in which images are interpreted, and the ways in which we use images to define ourselves and tell our stories. This is a powerful volume, full of thought-provoking analyses of the phenomenon of the image and its role in human being-in-the-world. Topics such as embodiment, mysticism, ritual, touch, creation, and suffering are explored with sensitivity, nuance, and insight. In short, the authors show us a great deal about how images embody whatever it is we take to be ‘sacred’.
Bruce Ellis Benson, University of Nottingham

This volume presents new findings on religious images, in their relationship to appearance and phenomenality, to being, transcendence, liminality, reduction, original self-giving, evidence, and other topics of regressive and constitutive phenomenology. Drawing on Christian, Islamic, and cross-cultural folk testimony, the volume creates an incisive reference that opens new avenues for phenomenological research.

92 Anna Rabea Kayßer
Die Selbstverständlichkeit des Menschen
Rhetorik der Evidenz und Anthropologie bei Christoph Martin Wieland

Wird Christoph Martin Wieland in der Forschung immer wieder als Skeptiker gehandelt, so zeigt diese Studie, dass es gewisse anthropologische Grundüberzeugungen gibt, an denen Wieland sein Leben lang festhält. Es sind Annahmen über die Natur des Menschen und das menschliche Miteinander, die für Wieland evident sind, weil er sie durch die Geschichte, seine eigene Erfahrung und den gesunden Menschenverstand bestätigt sieht. Sie bilden ein konstantes, anthropologisches Fundament, auf welchem Wielands Sujets, seine philosophischen Überlegungen sowie sein Dichtungs- und Bildungsverständnis gründen.

93 Gerhard Burda
Mediamorphosen
Variationen zur Hand Gottes

Ein mit warmem Wasser gefüllter Handschuh wird zur Hand Gottes und soll einer sterbenden Covid-Patienten Trost und Geborgenheit spenden. Was zeigt sich, wenn wir unterschiedliche Wissenschaften zu dieser besonderen Mediamorphose befragen?

94 Andrea-Mercedes Riegel, Friedrich Wallner
Heilen in interkultureller Perspektive

Dieses Buch ist kein Lehrbuch im üblichen Sinn. Es stellt an den Leser spezifische Anforderungen. Er kann die angebotenen Informationen unmittelbar nicht anwenden, sondern muss eine spezifische Technik des Lesens entwickeln. Der Leser soll aktiv nachfragen, welche Möglichkeiten es für die Integration der vorliegenden Informationen gibt. Sein Lesen soll nicht rezeptiv sein, sondern er muss aktiv Fragen stellen. Um solche Fragen zu entwickeln, bietet ihm das Buch eine reichhaltige Auswahl. Es werden Themen aus der chinesischen Medizin aber auch alternativ medizinische Vorschläge aus Europa vorgestellt. Um den Umgang mit diesen Informationen fruchtbar zu machen, haben wir die Methodologie der Verfremdung dargestellt. Auf diese Methodologie soll der Leser sich stützen, wenn er die Vielfalt der medizinischen Vorschläge in den Rahmen einer interkulturellen Medizin bringen will. So wird er zu einem Medizinbegriff kommen, welcher die übliche Auffassung von Medizin revolutioniert; das medizinische Handeln soll nicht auf einen Idealzustand ausgerichtet sein, sondern sich an der Idee des Wandels orientieren. Dies ersetzt die zentrale Metaphysik des Abendlandes, welche Endgültigkeit – als unerreichbares Ziel – beansprucht. Der Konstruktive Realismus zeigt, wie Einsicht durch konstruktives Handeln zu gewinnen ist. Um diesem hohen Anspruch gerecht zu werden, wird dem Leser eine Vielzahl ausgewählter Literatur angeboten. Dadurch wird höchst individuelles Lesen und Arbeiten ermöglicht.

95 Jan David Schenk
„Fülle des Nichts“
Zur (Un)möglichkeit der Metaphysik nach Adorno und Beckett

Eben, sagte Mercier, du erkennst nie den Zusammenhang. Wenn du Angst hast wegen deiner Zyste, denk an die Fistel. Und wenn du wegen deiner Fistel bange bist, mach dir dann mal Gedanken über den Schanker. Es ist eine Methode, die sich ebenfalls bei dem bewährt, was einige noch das Glück nennen. Stell dir, zum Beispiel, mal jemanden vor, der nichts zu leiden hat, weder am Körper, noch an dem anderen Dingsbums. Wie wird er sich helfen? Ganz einfach. Indem er an das Nichts denkt. So lädt uns die Natur in jeder Lage zum Lächeln, wenn nicht zum Lachen ein. Bravo sagte Camier. Danke, sagte Mercier. Laß uns nun die Dinge in aller Ruhe ins Auge fassen.

Samuel Beckett, Mercier und Camier Fast könnte man es zum Kriterium einer fälligen Philosophie machen, ob sie dem gewachsen sich zeigt. Theodor W. Adorno

96 Marcus E. Hodec, Marius Sitsch (Hrsg.)
Gleichzeitige Nähe und Ferne
Proximité et distance en même temps

Zwischen Jean-Paul Sartre und Emmanuel Levinas enthüllt sich ein Geflecht aus Nähe und Ferne, wie es selten zwei Denkern eigen ist. Beide sind Zeitgenossen, und geprägt durch dieselben politischen und gesellschaftlichen Ereignisse teilen sie sich die damaligen Diskussionsfelder. Es ist das Ziel des vorliegenden Bandes, das komplexe philosophische Verhältnis von Sartre und Levinas aufzuarbeiten und dadurch einen Dialog zu ermöglichen, in welchem sich Nähe und Distanz ihrer jeweiligen Theorien geschärft fassen lassen.

In der Explikation der differenten Antworten, welche beide Autoren auf thematisch benachbarte Fragen geben, offenbart sich eine Spannung zwischen beiden Philosophien, die nicht notwendig als reiner Gegensatz gelesen werden muss. Insbesondere zeichnen die Beiträge ein deutlicheres Bild jener gleichzeitigen Nähe und Ferne und holen einen Dialog nach, den Levinas und Sartre hätten führen sollen, jedoch nie geführt haben.

97 Gerhard Burda
Architekturen des Heiligen
Habermas und eine andere Geschichte der Philosophie

Auf der Suche nach „unabgegoltenen semantischen Gehalten“, die „ins Profane“ übersetzt werden sollen, folgt Habermas in Auch eine Geschichte der Philosophie der Spur des sakralen Komplexes von der Vorzeit bis zum nachmetaphyischen Denken. Dabei übernimmt er die in der abendländischen Geschichte übliche Tendenz, das Heilige in einen profanisierten und einen apophatischen, metatopisch ausgelagerten Aspekt zu spalten. Der Fokus auf der „gelingenden Sozialintegration“ reduziert das Heilige auf den profanisierten Aspekt und verliert den apophatischen Aspekt aus den Augen. Dieser kehrt jedoch unweigerlich als jene dunkle Quelle wieder, die die Dualektik von Glauben und Wissen weiter antreibt und neue Weltsichten und Systementwürfe provoziert. Es kann gezeigt werden, dass der sakrale Komplex seiner formalen Struktur nach ein Zusammenspiel von Vorstellungen der Verbindung und der Trennung ist, das allen inhaltlichen Neuentwürfen zugrunde liegt. Unter diesem Blickwinkel kommt eine andere Geschichte der Philosophie in den Blick – eine Geschichte phantasmatischer Verbindungs-und-Trennungsverhältnisse, die die Beziehung von Glauben und Wissen in einem anderen Licht erscheinen lässt.

98 Jonas Vanbrabant
Philosophers on the Russian Aggression in Ukraine

The Russian aggression in Ukraine, culminated in its invasion on 24 February 2022, has left friend nor foe untouched and continues to shock the international philosophical community. In order to offer a wide range of perspectives on this predicament that affects each and every one of us, the present volume brings together ten philosophers – from France to Georgia, from students to professionals and professors – who shed different lights on the war. They have been asked to express themselves parrhesiastically, in other words to speak boldly, putting themselves on the line, from their personal aim at the truth and for the common good, therefore in the form of essays rather than standard scientific articles.

99 Jonas Vanbrabant
Der Roman als Moment des Zwischen
Eine Oikologie der belletristischen Prosa

„Wer das Anschauen / nicht bricht / sieht nichts.“ Cees Noteboom aus Het gezicht van het oog | Das Gesicht des Auges, 1989 Die vorliegende Untersuchung nähert sich dem Phänomen belletristischer Prosa aus einem oikologischen Gesichtspunkt, indem sie die Frage nach dem Ort des Lesens und Schreibens stellt. Den Roman – und im gleichen Atemzug die Novelle und Kurzgeschichte – als ein mehrfaches Moment des ‚ Zwischen‘ zu betrachten, eröffnet Perspektiven jenseits der phänomenologisch überholten Dichotomie von rezeptionsmäßiger Ästhetik auf der einen und produktionsmäßiger Poetik auf der anderen Seite. Gestützt auf verschiedenste Denker aus dem breiteren Umfeld von Husserls Erbe, wie Adorno, Bachtin, Blumenberg, Derrida, Eco, Henry, IJsseling, Kundera, Levinas, Palmen, Richir, Ricœur, Schapp, Schütz, Sepp und Stein, wird das Zwischensein des Romans in drei Kapiteln erprobt.

101 Peter Wedekind
The Meritocratic Promise of Classical Liberalism
Restoring Equality of Opportunity in the Age of Market Triumphalism

In an era of Market Triumphalism, this book follows the quest to address a myriad of prominent socio-economic pathologies in Western democracies – such as skyrocketing financial inequality, marketization, hereditary privileges, as well as dysfunctional types of merit-based justice – without surrendering their liberal foundation altogether in favor of an entirely different political framework. The author argues that classical liberalism should be regarded as a valuable doctrine worth keeping, and that the liberal tradition is not inevitably destined to succumb into the neoliberal and increasingly plutocratic as well as nepotistic manifestation responsible for the growing discontentment with the ‘liberal order’ during the past approximately four decades. Instead, the meritocratic promise inherent to classical liberalism must be taken more serious as a principle of justice and efficiency which – in turn – should be instrumentalized as an imperative for the provision of substantially greater equality of opportunity. The argument culminates in an advocacy for significantly higher levels of state regulations – for example via taxation to make higher education accessible to all sufficiently talented students independent of their family background – based on the claim that such interventions are justified if they bring about the levelled playing field necessary to a genuine meritocracy. Correspondingly, the author proposes policies more frequently associated with the postulates of social welfare egalitarians, however, he does so exclusively from within the pond of classical liberal principles.

The Author: Until 2018, Peter Wedekind studied Practical Philosophy of Economics and the Environment as well as Economics/Politics and Philosophy at Kiel University. In 2022, he received his PhD in Political Science with a focus on Political Philosophy at Charles University, Prague. During his studies, he completed several research stays at the University of Richmond and as a Barrande Fellowships scholarship recipient at Montpellier Business School. Today, he serves in the teaching profession at a secondary school in the state of Schleswig-Holstein, Germany.

102 Gerhard Burda
Apophatische Subjekte
Deleuze, Badiou und das Unverfügbare (in) der Philosophie

Philosophien haben ebenso wie Mythen, Religionen und Wissenschaften eine phantasmatische Architektur. Diese Architekturen können untersucht werden, um herauszufinden, was sie einschließen, ausschließen oder wo sie jeweils an eine Grenze zum Unverfügbaren kommen. Dazu ist es notwendig, ein epistemologisches Format ins Spiel zu bringen, welches das Phantasmatische berücksichtigt, und eine mediale Ontologie zu entwickeln, in der alles als selbst-differentes Medium oder als Verbindungs-und-Trennungsverhältnis aufgefasst wird. Auf dieser medialen Immanenzebene mediatisieren Medien einander in ihrer Selbst-Differenz. Medien sind apophatische Subjekte, die im Innen- wie im Außenverhältnis etwas Unverfügbares berühren, das sich als Differenz-an-sich und Differenz-für-sich aufschlüsseln lässt. Gerade im Unverfügbaren, in dem, was weder eingeschlossen noch ausgeschlossen werden kann, lässt sich die Basis von Freiheit vermuten. Sie besteht nicht zuletzt darin, dass sich der Mensch zu seiner existenziellen Selbst-Differenz verhalten kann, was gerade in den unterschiedlich gewichteten Architekturen der Philosophie zum Ausdruck kommt. Das Unverfügbare nicht aus den Augen zu verlieren, ist deshalb wichtig, weil es nach dem offensichtlichen Scheitern des metaphysischen Subjekts, seiner Bemächtigungsstrategien und bevorzugten Referenten dennoch nicht reicht, vom Ende der Philosophie, vom Tod des Subjekts oder von der Verabschiedung des Humanismus auszugehen. Gegen diese Vereinfachung kann das Apophatische als Mandat genommen werden, das, was weder ausgeschlossen noch eingeschlossen werden kann, neu und ohne es auf seine alten Namen zu reduzieren in Richtung einer Ethik des Unverfügbaren weiter zu entwickeln.

Über den Autoren: Gerhard Josef Burda, geb. 1958 in Wien, ist ein österreichischer Philosoph, Dozent für Psychotherapiewissenschaften und Lehranalytiker. Burda veröffentlichte zahlreiche Schriften im Schnittraum von Philosophie, Psycho- und Medienanalyse. Er beschäftigt sich mit Grundlagenforschung, Begriffs- und Ideengeschichte, Ethik, Politik sowie mit Medien- und Wissenschaftstheorie. Burda studierte Philosophie, Rechts- und Religionswissenschaften sowie Musik.

103 Friedrich Wallner
Ethics under the Aspect of Constructive Realism

Ethics is a wide field which has contradicting argumentation. This book tries to open the foundations of ethics by the means of philosophical reasoning. It bridges the gap between the argumentation of ethics and the discussions in the philosophy of science.

The Author: Friedrich Wallner is Professor Emeritus of Philosophy and Philosophy of Science at the University of Vienna. He has published several books and numerous essays on epistemology and philosophy of science. His concept of constructive realism is of great interest in discussions on the philosophy of science. This book spans an arc from ethics to philosophy of science and back.

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