Miriam Nandi

Gayatri Chakravorty Spivak. Eine interkulturelle Einführung

Interkulturelle Bibliothek, Band 73

Abstract / Rezension


Gayatri Chakravorty Spivak ist wahrscheinlich eine der einflussreichsten, mit Sicherheit jedoch eine der facettenreichsten Denkerinnen unserer Zeit. Bekannt vor allem als postkoloniale Theoretikerin, wird Spivak nicht selten auch als "marxistisch-feministische Dekonstruktivistin" bezeichnet. Diese Charakterisierung ist sowohl zutreffend als auch missverständlich: Zutreffend, weil Spivak tatsächlich auf diese drei Denkrichtungen zurückgreift, missverständlich insofern, als Spivak nicht versucht, eine Synthese aus diesen recht unterschiedlichen theoretischen Bausteinen herzustellen. Vielmehr sucht sie nach Wegen, wie sich diese drei Traditionen gegenseitig "unterbrechen" oder "in eine produktive Krise bringen" lassen. Man könnte ihre eklektische theoretische Melange auch als ein ständiges "Ja, aber..." bezeichnen: "Ja, wir brauchen Feminismus, aber er verliert seine Nützlichkeit, wenn wir Klassenunterschiede zwischen Frauen nicht mehr ansprechen dürfen". Oder auch: "Ja, wir können von der Dekonstruktion eine Menge lernen, aber ein politisches Programm läßt sich damit nicht begründen". Sie selbst bezeichnet sich manchmal als "para-disziplinäre Philosophin der Ethik" ("para-disciplinary ethical philosopher"). In der Tat ist Spivaks Werk seit Anfang der 90er Jahre stärker an ethischen Fragen orientiert.


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