Eun-Jeung Lee

Konfuzius interkulturell gelesen

Interkulturelle Bibliothek, Band 63

Abstract / Rezension


Konfuzius ist kein unbekannter Name mehr, auch nicht im Westen. Man hat irgendwie von ihm gehört, und sei es nur, wie in Deutschland, durch Zitate in der Fernsehserie "Lindenstraße ", die mit "Konfuzius sagt …" beginnen. Mittlerweile ist auch in westlichen Sprachen sehr viel über ihn geschrieben worden, so dass man, auch wenn man kein Sinologe oder Japanologe ist, relativ leicht in Erfahrung bringen kann, wer Konfuzius war oder was man unter Konfuzianismus versteht; wie sich die Lehre entwickelt hat und wie sie in einigen Ländern Ostasiens zur staatstragenden Ideologie wurde. Nicht nur sind alle Klassiker der konfuzianischen Philosophie in westliche Sprachen übersetzt, man findet auch in großer Zahl Werke chinesischer Denker, die in dieser Tradition stehen oder über sie geschrieben haben.

Trotzdem ist Konfuzius für viele ein unverständlicher, fremder Denker geblieben. Ein Grund dafür liegt wohl darin, dass man bei ihm nach den Denkkategorien sucht, die man aus der westlichen Philosophie kennt. In der Rezeptionsgeschichte Konfuzius' im Westen ist oft zu beobachten, dass man sein Denken anhand von Fragen, die für die westliche Philosophie selbstverständlich sind, untersucht. Bei dieser Herangehensweise kam man oft genug zu dem Ergebnis, dass Konfuzius kein Philosoph, sondern höchstens ein Moralist gewesen sei. Das ist letztlich nicht verwunderlich, denn seine Begriffsbildungen und Methoden sind nicht die der griechischen Philosophie, die die ideengeschichtliche Grundlage des Westens bildet.

Folgende Rezension erschien in der Zeitung Leipziger Sinologie-Studenten DianMo, Nr. 8, März 2010, Seite 60-61


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