Margit Eckholt


Neuorientierung christlicher Theologie im interkulturellen Welthorizont der Gegenwart

Die Globalisierungsprozesse der Gegenwart, die Entstehung einer Weltgesellschaft und "neuen Ökumene" und die mit ihr gegebene Pluralisierung von Lebenswelten und religiösen Erfahrungsmöglichkeiten stellen eine neue große Herausforderung auch für theologisches Arbeiten dar.

Mit den Globalisierungstendenzen geht zum einen ein neues Bewußtsein kultureller Identität in den einzelnen kulturellen Räumen überein, zum anderen aber auch die Erfahrung, daß kulturelle Wirklichkeiten über den eigenen Horizont hinausweisen und zu Entwicklungen werden, an denen alle Menschen teilnehmen könn(t)en - die Utopie eines Zusammenlebens in Gerechtigkeit und Frieden weltweit vorausgesetzt. In einem spezifischen Kontext getroffene Entscheidungen und vollzogene Handlungen wirken sich auf größere, den jeweiligen kulturellen Raum sprengende Kontexte aus. Das Wissen um die Unhintergehbarkeit der Begegnung mit dem Anderen wächst, und im Berührtwerden durch den Anderen wächst gleichzeitig eine größere Sensibilität für die Einbindung in den eigenen geschichtlichen und kulturellen Kontext. Mit der Entstehung eines globalen Bewußtseins der Interdependenz der Kulturen und auch der Ausbildung eines gemeinsamen "Welthorizontes" geht dabei das Wissen um Perspektivität und Relativität des eigenen Standpunktes überein. Dies ist der neue "interkulturelle Welthorizont der Gegenwart", dem sich theologisches Arbeiten zu stellen hat und der die Folie für die Neuorientierung dogmatischer Arbeit darstellt.


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