Hamid Reza Yousefi/Ram Adhar Mall


Grundpositionen der interkulturellen Philosophie

Interkulturelle Bibliothek, Band 1

Rezension


Als ersten Band der Schriftenreihe "Interkulturelle Bibliothek", die im Mai 2004 von Hamid Reza YOUSEFI, Ram Adhar Mall, Ina BRAUN und Klaus FISCHER mit dem Ziel begründet wurde, "Forschungen und Erkenntnisse interkulturell ausgerichteter Wissensehaftszweige über ihre jeweiligen Fachgrenzen hinweg einer interessierten Offentlichkeit zugänglich machen" (Vorwort, 7), legen die beiden Autoren eine Einführung in Grundfragen, Methoden und Problembereiche interkulturellen Philosophierens vor. Im allgemeinen Teil (11-102, verfasst von H. R. YOUSEFI) geht es - angesichts von Vorurteilen, Zentrismen und Universalansprüchen kultureller und politischer Art - um die Programmatik interkultureller Philosophie, die keine Perspektive, kein Begriffssystem und keine Tradition privilegiert, denn: "Die philosophia perennis ist etwas von allen zu Suchendes und nie endgültig Gefundenes; sie ist ein Weltkulturerbe" (33). Mit "interkultureller Orientierung" ist also "kein Resultat, sondern ein Prozess" (41) gemeint, der zwar von historisch gewachsenen Zentren ausgeht, aber keine Absolutheitsansprüche erhebt. Der Blick auf vier exemplarische Ansätze (H. Kimmerle, F.M. Wimmer, R. Fornet-Betancourt, R. A. Mall) zeigt, in welchen Diskursformen sich das Anliegen interkultureller Orientierung umsetzt. Besonderes Augenmerk legt Verf. auf das dialogische Verfahren der "Angewandten Toleranz" (vgl. 83-85) und den Schritt >von der apozyklischen zur mzyklischen Hermeneutik" (101), also von einer autozentrischen Sichtweise zu einem umfassenden Dialog.

Der systematische Teil (103-132, verfasst von R.A. Mall) setzt sich vor allem mit dem Begriff "Konsens" auseinander und plädiert auf dem Hintergrund einer "Theorie der Überlappung" für eine "interkulturelle Verständigung im Geiste reziproker Einwilligung" (115), die nicht einen "Konsens" um jeden Preis anstrebt. Mall ist überzeugt: "Die Kanonisierung des Konsenses schadet mehr als sie nützt, und dies philosophisch, religiös, kulturell und politisch" (117). Eine Explikation des Ansatzes "Analogischer Hermeneutik" (vgl. 119-125) sowie eine Zusammenstellung von Thesen, "was interkulturelle Philosophie ist bzw. nicht ist" (vgl. 126-128), beschließen den Band.

Franz Gmainer-Pranzl


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